Freitag, 30. Mai 2014

Nach Nazi-Wahl: Phantasialand ist abgebrannt

Es sollte, so stellen es die Schüler selbst jetzt auf Facebook dar, „ein Spaß sein“. Doch Schulleitung und Lehrern ist das Lachen im Halse steckengeblieben. Mehr noch: Weil bei einer „Juniorwahl“ der zehnten Klassen der Fridtjof-Nansen Realschule rund 25 Prozent der Schüler die NPD ankreuzten, haben Schulleitung und Klassenlehrer am Dienstag eine geplante Tagesfahrt zum Phantasialand abgesagt. Dabei handele es sich um keine Bestrafung, sondern um den Versuch, die fehlgeleiteten Jugendlichen zurück auf den Boden von Meinungsfreiheit und Demokratie zu holen.

Für PPQ berichtet Klaus Wiedau von der vordersten Front im Kampf gegen Rechtsradikalismus, Rechtsextremismus, Faschismus und Populismus.

„Wir sind betroffen über die Meinungsäußerung unserer Schülerinnen und Schüler des zehnten Jahrganges“, heißt es dazu in einer Stellungnahme der Schule. „Wir akzeptieren natürlich die Wahlfreiheit. Wir schränken diese in keinster Weise ein. Jeder darf die Partei wählen, durch die er vertreten werden möchte. Doch haben auch Lehrer die Freiheit, ihre Meinung zu äußern. Wir möchten mit unserer Reaktion ein deutliches Zeichen gegen Rechts setzen. Diese Tagesfahrt in den Freizeitpark war ein freiwilliges Angebot der Klassenlehrer. Dieses Angebot nehmen wir jetzt zurück“.

Warum die Schüler bei der virtuellen Abstimmung in großer Zahl für die NPD stimmten, kann Schulleiterin Hedwig Poll-Wolbeck nur vermuten, wie sie sagt: „Entweder aus Spaß oder aus Überzeugung – eines ist so schlimm wie das andere.“

Getroffen fühlen sich Schulleitung und Lehrer auch, weil die Schule seit vielen Jahren mit Projekttagen und der Teilnahme an Gedenkveranstaltungen Zeichen gegen Rechts setzt. Das Thema werde zudem im Unterricht behandelt. „Und wir sind Europaschule“, betont Poll-Wolbeck.

Die „Juniorwahl 2014“ wurde zudem nicht einfach so durchgeführt. Vielmehr wurde im Unterricht über das Thema Wahlen gesprochen, auch waren die Programme der Parteien Thema. Insofern versteht Poll-Wolbeck das Verhalten der Schüler als Provokation: „Die haben gewusst, was sie tun.“

Binnen weniger Stunden gab es am Dienstag eine breite Diskussion im sozialen Netzwerk Facebook – mit sehr unterschiedlichen Standpunkten. „Aus Spaß die NPD wählen. Wow. Da ist wohl mächtig was schiefgelaufen. Rechtspopulismus ist alles, aber kein Spaß“, heißt es in einem Kommentar. Andere Facebook-Nutzer schlagen vor, statt der geplanten Tour ins Phantasialand eine Fahrt mit Besuch des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam zu unternehmen. Ein Facebook-Kommentator: „Und das ist vermutlich nicht mal eine Strafe, weil das ist ein interessanter Ort der Geschichte – und auch wenn die virtuellen NPD-Wähler nur Spaßwähler waren, hätten sie Gelegenheit, darüber nachzudenken, dass nicht jeder Witz lustig ist...“

Andere vertreten die Auffassung, dass möglicherweise nicht ausreichend über die NPD aufgeklärt wurde und suchen dafür die Verantwortung bei Schulleitung, Eltern und Lehrern: „Da sollten die sich mal an die Nase fassen und versuchen, das wieder zu richten, anstatt zu bestrafen. Fällt der Lehrerausflug auch aus?“

Angeprangert wird in vielen Beiträgen die Streichung des Ausfluges durch die Schule. Schließlich, so der Tenor, hätten die Schüler von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht – und würden dafür jetzt kollektiv bestraft: „Unfair“ findet das eine Nutzerin, eine andere „unglaublich“. Andere geben Tipps, die Eltern, das Schulamt, die Stadtverwaltung, einen Rechtsanwalt oder gar das zuständige Ministerium einzuschalten.

Erste Reaktionen von Eltern gibt es inzwischen auch an der Schule, so Poll-Wolbeck. Die Bandbreite reiche von „Unverständnis bis Verständnis“, sagt die Schulleiterin. Allerdings beziehen sich diese Äußerungen nicht das Verhalten der Schüler, sondern die Reaktion von Schulleitung und Klassenlehrern.

7 Kommentare:

  1. Das ist eben das Gefährliche an den Nazis. Bereits mit 25% haben sie das Heft vollständig in der Hand.

    Im übrigen keine schlechte Idee, Wähler nach jeder Wahl zu fragen, ob sie ihre Entscheidung eigentlich ernst gemeint haben. Unter der peinlichen Befragung ließe sich so manch falsches Kreuz korrigieren.

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  2. Schade dass der Kommentar des Science-Blogs nicht verlinkt wurde.

    Was die Schüler getan haben, nennen Fachleute Reaktanz, und speziell Pädagogen sollten das als weitere empirische Bestätigung für dieses Prinzip sehen statt als ein Omen für Hitler 2.0.

    Aber die Schulleiterin selbst bestätigt auch eine These: Das die Verdoppelung der Zahl der Nachnamen eine Halbierung der Denkfähigkeit bewirkt.

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  3. P.S. Wieviel sind 25% in Zahlen? Vier oder fünf Schüler? Da steht ja der nächste Einmarsch kurz bevor.

    P.P.S. Schülerinnnen haben bestimmt nicht NPD gewählt. Dann hätte sie ja Frau Halbhirn-Doppelname nicht mehr lieb.

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  4. Wie wäre es denn als nächstes zur Einübung von Meinungsfreiheit wenn der Lehrkörper mit den Kindern eine gepflegte Bücherverbrennung durchführt. "Ich übergebe den Flammen die Schriften des Akif Pirincci"... Hei! Wie da da die Augen von Lehrern und Kindern leuchten würden

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  5. ausdrucken und auf allen Schulhöfen verteilen .

    wer NPD wählt muss nicht mit zur Zwangsbespaßung

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  6. Sowas kommt von sowas!

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  7. Heute Mittag gab es noch Leserkommentare zum Artikel in den WestphälischenNachrichen. Was schon eine große Sünde ist. Noch schlimmer war, dass die meisten Likes an die Gescheiten gingen.
    Zum Glück hat die Redaktion nun die Bremse gezogen. Wäre ja noch schöner, wenn die zum Demokratiemissbrauch auch noch den Missbrauch der Meinungsfreiheit zuließen.

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