Samstag, 17. Januar 2015

Freier Fall: Das große Euro-Experiment

Im September vergangenen Jahres schlug PPQ die große Glocke. Der Wertverfall des Euro, der erfolgreichsten Gemeinschaftswährung seit dem sowjetischen Rubel, habe gerade erst begonnen. Die stagnierende Wirtschaft in der einst als dynamischste Region der Welt geplanten Euro-Zone, die Krise mit Russland und die innere Zerrissenheit zwischen Nord und Süd würden genau fünf Jahre nach der kürzesten Rettung der Welt, damals durch Sarkozy und Angela Merkel bewerkstelligt, zu einem Durchschlagen der Wirtschaftskrise in den Geldbereich führen.

Ein zu niedriger Euro-Kurs bedrohe die Sparguthaben der Deutschen, hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Mai 2010 bei einem Euro/Dollar-Kurs von 1,26 gewarnt. Ein knappes halbes Jahrzehnt und etwa hundert Krisenkonferenzen später steht der Eurowert bei 1,16 $ - all die Rettungspakete, in denen die europäische Spitzenpolitik Milliarden und Abermilliarden Steuergelder versenkt hat, um nicht eingestehen zu müssen, dass Griechenland so wenig konkurrenzfähig werden wird wie Ostdeutschland in den 25 Jahren seit dem Mauerfall konkurrenzfähig geworden ist, sind verloren. Einziger Gewinn: Von den „Spekulanten“, die anfangs fortwährend beschuldigt wurden, die Gemeinschaftswährung zu bedrohen, ist nirgendwo mehr die Rede. Auch die Kanzlerin äußert sich nicht mehr zum verlorenen Krieg um die Stärke des Euro.

Auch ohne sie ist das Tempo der Talfahrt des Euro nahe der Fallgeschwindigkeit. 1,10 sollten 2017 erreicht werden, jetzt könnte es schon nächsten Monat soweit sein. Die deutsche Exportwirtschaft jubelt, den Krisenländern aber hilft auch eine Abwertung um mittlerweile fast 30 Prozent wenig, weil sie einfach keine Produkte haben, die irgendwer kaufen kann. Die Leitmedien haben sich darauf geeinigt, die Schwäche des Euro zu einer Stärke des Franken umzudeuten. Bei uns alles in Ordnung, nur die Eidgenossen, die müssen langsam mal was machen! Und solange sie nicht gestorben sind, erzählen sie immer noch, dass das jetzt aber wirklich die Rettung ist.


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

is doch herrlich. Die westdeutsche Wirtschaft gewinn immer: wird der Euro billiger gegenüber dem Dollar, macht es deutsche Waren im Ausland preiswerter und fördert die Nachfrage. Wird der Euro gegenüber dem Dollar teurer, macht das Übernahmen im Ausland für die Deutschen preiswerter. die putzen ihr Portfolio auf, kaufen sich Marktanteile und stehen dick da. Das ist doch herrlich.

Volker hat gesagt…

" den Krisenländern aber hilft auch eine Abwertung um mittlerweile fast 30 Prozent wenig, weil sie einfach keine Produkte haben, die irgendwer kaufen kann."

Da staunt man immer wieder, wenn die schreiben, Griechenland hat seinen Haushalt saniert.
Wie denn?

Das erinnert an die hochkarätigen PhDs, die im kalten Krieg sonstwas für Zahlenwerke gelesen und produziert haben und darob in Schockstarre fielen ob der großartigen Sowjetwirtschaft.
Es war die Genialität von Ronald Reagan, dass er das Gesindel in die Besenkammer gesperrt und sich mit vernünftigen Leuten umgeben hat. Einer von den Gescheiten, Herbert Meyer, hat den ganzen Zahlensalat in die Tonne getreten und einfach mal die kleinen Dinge angesehen:
" Everything I had been able to learn about the Soviet economy, including visiting the place, told me it couldn't be growing at the rate the CIA said it was. . . It simply couldn't be true. I know what an economy looks like when it's growing three percent a year, and that isn't what it looks like [Author's note: Actually, CIA calculated the average for the early 1980s at slightly less than 2 percent per year.]. . . . You cannot have food shortages growing worse, production shortages growing worse, bottlenecks-all those things we knew were going on-and still have an economy growing at the rate the agency said it was-which the U.S. was barely doing at that point. . . .It couldn't be true."

ppq hat gesagt…

gut, dass es auf die wahrheit nicht ankommt

Anonym hat gesagt…

Der Euro ist die verlängerte D-Mark. Zu stark, zu hart, zu deutsch. So, wie die D-Mark die ostdeutsche Wirtschaft nicht aus dem Schlamassel ziehen sollte und wollte, so kann der Euro die wirtschaftlich schwachen Regionen Europas nicht nach vorn bringen. Wohingegen der Gewinner, wie oben schon gesagt, die deutsche Wirtschaft ist.

ppq hat gesagt…

halte ich für irrig. der euro hat ja durch die vorwegeffekte erst dafür gesorgt, dass ganz südeuropa beim stuhltanz geglaubt hat, mit dem norden um dieselben sitzplätzen zu konkurrieren. als dann die musik zu ende war, zeigt sich, dass nicht nur ein stuhl zu wenig war, sondern die aus dem norden eigentlich die ganze zeit saßen

Anonym hat gesagt…

sach ich doch: Die deutsche Währungs-Union war die Generalprobe für die europäische Währungs-Einheit.

Anonym hat gesagt…

Ehrwürdiger Blogwart, für dieses Bild mit dem Stuhltanz sei gepriesen. Dennoch halte ich, was abläuft, nicht für eine ungewollte Fehlentwicklung.