Montag, 25. September 2017

SPD: Bloß keine Fehlerdiskussion, Genossen!

Lügenpresse im Großeinsatz: Der Verleger Jakob Augstein missbrauchte den "Spiegel" für seine kruden Thesen.
Sie hätten einen Obama gebraucht, einen Macron oder wenigstens einen Lindner. Was sie dann hatten, weil es der um seine Macht fürchtende Sigmar Gabriel so wollte, war ein trockener Bürokrat mit feuchter Aussprache, ein "Erdkundelehrer mit einem merkwürdigen Gespinst im Gesicht, das eher an einen Teppichrest als einen Bart erinnert" (Jan Fleischhauer), ein manngewordener Offenbarungseid mit dem Charisma eines Kleinstadtbibliothekars.

Das konnte nicht gutgehen. Doch dass es so schlecht gehen würde, das überraschte nun nicht nur die Leitmedien, die nach Kräften versucht hatten, die Schulzschen Semmelbrösel zu frischen Schrippen zu erklären. Sondern auch den Strippenzieher Gabriel, der zwar in den letzten Tagen schon versucht hatte, Abstand von seinem glücklosen Nachfolger zu gewinnen. Den dessen Niederlage nun aber doch noch mit in den Orkus der Parteigeschichte ziehen könnte.

Es ist vielleicht die allerletzte Chance der SPD, wieder sie selbst zu werden und eine eigene Machtperspektive zu gewinnen. Dabei aber würden Köpfe rollen, müsste die gesamte Bundesspitze gehen, die seinerzeit Kurt Beck stürzte und sich danach in der ältesten deutschen Partei einrichtete wie in einer Kuschelhöhle.

Niemand im Willy-Brandt-Haus will das. Schlechte Verhältnisse, die man selbst bestimmt, sind immer besser als gute Aussichten für jemanden anders.

Ohne jede Rücksprache mit der Parteibasis haben die sogenannten "Spitzen" der einstigen Arbeiterpartei sich entsprechend bereits in der Woche vor der Wahl entschlossen, den Weg in die Opposition zu gehen. Das kann nun niemand mehr von ihnen fordern. Dieselben Männer und Frauen, die die Partei in den Abgrund gefahren haben, sind entschlossen, weiter am Steuer zu bleiben.

Kein Schuldgefühl, keine Einsicht, dass Fehler gemacht wurden, die in jedem Wirtschaftsbetireb zur sofortigen Kündigung der Verantwortlichen führen würden. Schulz, Stegner, Heil, Gabriel, Nahles, Maas und der Rest der Riege der Versager will in der Niederlage weiter Gewinner bleiben, Posten sichern und durch einen Befreiungsschlag weiter über das Schicksal der entkernten und entehrten Partei bestimmen.

Es ist, als würde sich Erich Honecker nach dem verlorenen kalten Krieg als Chef für den Neuaufbau Ostdeutschlands anbieten.

Sie müssten ja in die Opposition, sagen die Männer, die eben noch angekündigt hatten, ganz bestimmt gleich den Kanzler zu stellen. Wenn die Vorständler den Talkshow-Marathon absolvieren, ist langfristige Planung der gemeinsamen Deutung und einheitliche Sprachregelung zu erkennen. "Abgewählt" worden sei die Große Koalition, sagt Schulz, der es in seinen Fernsehauftritten nach dem Wahldesaster nur am zornigen Fußstampfen fehlen lässt. Er kenne das ja, mit diesen Koalitionsverhandlungen, sagt Schulz, der noch nie an Koalitionsverhandlungen teilgenommen hat. Ein Staatsmann, ein Auskenner, immer noch. Unterwegs in marmornen Hirnpalästen, vollgestellt mit Statuen, die aussehen wie er.

Eine der Partei dienliche Mathematik hat er auch schon erfunden: Die rechnerische Mehrheit für CDU/CSU und SPD ist kein Wählerauftrag. Die rechnerische Mehrheit für CDU/CSU, FDP und Grüne aber natürlich.

Der bedauernswerte SPD-Chef wirkt grantig, beleidigt, ein Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs. Alle sind schuld. Er nicht.

Ein Wutbürger, der jede Einsicht verweigert, warum seine Partei so abgestraft wurde. Die AfD wars. Merkel. Die FDP. Der misslungene Versuch, Politik zu "erklären". Und, wie Manuela Schwesig, die kommende Kanzlerkandidatin der SPD, sagt: "Wir haben die Menschen nicht ausreichend mitgenommen".

Merke: Der Weg war natürlich richtig. Wer es anders sieht, muss nächstes Mal zu Hause abgeholt werden. Sigmar Gabriel, der Architekt des Desasters, steht bei Schulz "Bloß keine Fehlerdiskussion"-Rede hinten in der 2. Reihe, halbverdeckt hinter Schwesig, der kommenden Frau, den Kopf gesenkt. Er will mit keinem der anderen mehr gesehen werden. Und keiner mehr mit ihm.

Dass Gabriels "Pack" allein ein halbes Prozent gekostet hat, der "Gerechtigkeitswahlkampf", der so tat, als sei die SPD keine Regierungspartei, ein weiteres, es spielt keine Rolle. Schulz kündigt Andrea Nahles, noch eine aus der Trümmertruppe, als seine Nachfolgerin an. Feudale Verhältnisse am Hof der Sozaildemokratie.

Und was kommt dann? Mit der Stimmabgabe hat Schulz seine Twitterbots entlassen. Er schweigt beim Kurznachrichtenportal. Auch Sigmar Gabriel ist im selben Moment von der Twitterfront zurückgetreten. Nur Ralf Stegner, dessen Grollen und Kotzen auf Twitter wirksamer für die AfD warb als zwei russische Troll-Divisionen es vermocht hätten, poltert und höhnt weiter in der untersten Schublade des Rotweinzorns. Im ihm eigenen trunkenen Duktus lässt er wissen: "Zieht Euch warm an,Ihr schwarzen Brüder! Und die rechten Bagaluten sowieso! Wind dreht sich.Es geht voran".



6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, ja, auf´s Neue schlägt die ergötzliche Stunde der ganzen Erklärbären.

Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Vilfredo_Pareto. Stichwort Soziologisches Werk, Residuen und Derivationen

derherold hat gesagt…

Ich kann mir nicht vorstellen, daß die SPD wirklich in die Opposition gehen wird.

Man muß sich doch nur vorstellen, wieviele jetzige Sptzenpolitiker (nein, nicht ironisch gemeint) "arbeitslos" würden, d.h. zumindest nur mit einem Angeordnetenposten sich zufrieden geben müßten.

Gabriel, Schulz, Nahles, Maas, Oppermann ... außer dem Posten als Fraktionsvorsitznden ist da nicht viel.
Muß Gabriel dann wieder in Halle eine Briefkastenfirma gründen ? Ist in einem russischen Unternehmen noch Platz für Nahles ?

Fragen über Fragen.

Anonym hat gesagt…

Es war einmal eine Arbeiterpartei, die hat aus sich eine Proletenpartei gemacht, die allerdings in den Führungspositionen sitzen.

Anonym hat gesagt…

So ne ähnliche Schtori könnte man auch weiter ausholend auftischen:
Es gab mal ein Land, das war zwar gehirnwäscherisch grundformatiert, aber in seinen grundlegenden Affekt-Konstitutionen, seinem Habitus, seinen Werte-Kanons, seinem „Common sense“, seinem intuitiven Verständnis für Recht und Anstand noch „normal“, zivilisiert und kultiviert. – Doch dann begann mit dem 68-er Scharlatanismus die sukzessive, rücksichtslose, alles durchdringende Ver-Arschlochisierung/Ver-Hundsfottisierung des Landes. – Die gesamte Kotz-Brock.Innen-Meute, die heute die Bildschirme bevölkert und mit ihrem penetranten Dummfug die Menschen kujoniert, sind die „finest products“ der langsam und unhörbar leise explodirenden 68-er-Zeitbombe, die uns unsere auserwählten Froindööö (der sog. Frankfurter Schule) dunnemals ins Nest legten.

Anonym hat gesagt…

"Und was wird dann aus mir?" (Heide Simonis)

Anonym hat gesagt…

die (((Sozialdemokratie))) gehört vernichtet