Samstag, 31. August 2019

HFC: Gipfelsturm im Glutofen

Terrence Boyd (l.) war gegen Großaspach der Spieler des Tages beim HFC.
In der 13. Minute schlägt es 13:. Terrence Boyd shafft sich im Fünfmeterraum so viel Platz, dass Sonnenaspachs Kai Gehring den Bball an seinem Torhüter vorbei aus Nahdistanz ins Tor befördert. 1:0 für den HFC und Boyd, der Mann, der erst ein paar Wochen das Rot und Weiß trägt, fügt einen weiteren Stein in den Sockel ein, auf den die Fans des Halleschen FC am Ende der Saison ein Denkmal des Deutschamerikaners stellen werden, wenn er weiter so spielt und trifft wie in seinen ersten vier Partien für den HFC.

Der Wille ist da, Boyd selbst hat als Ergebnis für das Spiel gegen Sonnenhof Großaspach ein deutliches 3:0 getippt. Er wird am Ende danebenliegen, aber da wird der Erdgas-Sportpark schon in einem Freudentaumel versunken sein und aus der Fankurve wird es "Spitzenreiter, Spitzenreiter" schallen, weil die Mannschaft von Trainer Torsten Ziegner die Gäste aus Württemberg mit einem deutlichen und nie gefährdeten 4:0 nach Hause schickt und damit zumindest für eine Nacht Tabellenführer der 3. Liga ist. es ist der höchste Sieg seit dem 6:2 gegen die Reserve von Werder Bremen in der Saison 2015/2016 und eine Kampfansage an die Konkurrenz: So spielt ein Aufsteiger, der gestolpert ist, aber nicht hingefallen.

Denn der Sieg im Glutofen des ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadions hätte sogar höher, weit höher ausfallen können. Schon der erste Schuss aufs Tor, nach wenigen Augenblicken nach einem rasanten Flügellauf von Julian Guttau abgegeben, wäre an einem anderen Tag vielleicht ins Tor gegangen. Aspach, begleitet von handgezählte 18 Fans, hofft da noch auf Glück und die nachlassende Kräfte beim nahezu pausenlos anstürmenden HFC. Aber dann kommt diese 13. Minute und der erste Auftritt des Mannes mit der 13 und das Spiel hat nun nicht mehr nur eine klare Richtung, sondern ein Zwischenergebnis, das sie deutlich macht.

Guttau mit einer der unzähligen Torchancen des HFC.
Es ist keineswegs so, dass die Gäste nicht versuchen, gegenzuhalten. Doch der HFC, zum ersten Mal in dieser Saison von Beginn an mit derselben Startelf wie beim letzten Auftritt, lässt so gut wie nichts zu. Landgraf, Vollert, Mai und Göbel stehen taktisch zwar als Viererkette vor Eisele, Landgraf und Göbel aber spielen soweit aufgerückt, dass die 4-2-2-2-Formation Ziegners eigentlich einem 2-4-2-2 entspricht. Sie fangen die Bälle weg, ehe Aspach ins Kombinieren kommt, sie laufen wie aufgezogen trotz knapp 40 Grad auf dem Rasen und sie erarbeiten sich so Chance um Chance. Nach Guttau versucht es Sohm, dann Bahn, dann Boyd und als der Riese mit der 13 in der 39. Minute weit vorn an der Abseitskante angespielt wird, rappelt es im Karton von Sonnehof-Torwart Reule. Boyd zieht so lange nach außen, bis innen alles frei ist, und rollt den Ball in den Kasten.

2:0 zur Halbzeit, eine Vorentscheidung, die die 6800 Zuschauer mit Dauerklatschen und "Chemie"-Rufen feiern, in die sogar die Familientribüne einstimmt. Das sieht nach Plan aus, nach Überwältigung und einem Ziel, das nicht an diesem Tag, sondern irgendwann im nächsten Jahr erreicht werden soll.

Auch hier rettet Reule gerade noch so mit einer Faust.
Nach Wiederanpfiff lassen sie die Gäste in Gelb kommen, behalten die Partie aber dabei meist sicher im Griff. Die Zuschauer wittern den Vorgeschmack etwas Außergewöhnlichen, denn selbst als das Spiel seine flache Phase erreicht und beide Mannschaften sich im Grunde schadlos neutralisieren, schwappen Wellen der Euphorie durchs Stadion. Nach zehn Minuten ziehen Jopeck, Bahn und der überaus fleißige und laufstarke Sohm das Tempo wieder spürbar an. Großaspach, bis dahin mit zwei eher harmlosen Schüssen auf das Tor von Kai Eisele, schaut nun wieder nur hinterher, als Sohm mit einer Flanke Boyd sucht, Mai mit einem Freistoß dasselbe probiert und schließlich auch noch Bahn den Mann mit dem Zyklopenauge auf den Unterarm bedienen will. Dreimal fehlen Zentimeter, so dass es dann nicht Boyd, sondern der stürmende Verteidiger Göbel ist, der für das 3:0 sorgt. Zweimal bekommt Aspach den Ball nicht weg. Göbel schießt aus 18 Metern an Freund und Feind vorbei ins Eck.

Das ist jetzt kein Fußballspiel mehr, sondern eine Messe für die einen und eine Hinrichtung für die anderen. nach zehn Minuten kräftesparender Ergebnisverwaltung dreht der HFC ab der 80. Minute auf eine Weise auf, dass das Spiel nach mindestens einer Liga Unterschied aussieht. Zweimal hintereinander trifft Jopeck beinahe aus der Ferne, dann rettet Reule gegen Guttau und noch einmal gegen Sohm und auch Boyd darf nochmal verpassen. Wäre nur die Hälfte der Hundertprozentigen im Tor gelandet, stände es jetzt schon 7:0 und der HFC hätte nicht mehr nur die beste Abwehr der Liga, sondern auch die besten Offensive. Knapp vorbei: In der 87. sorgt der eingewechselte Jonas Nietfeld mit einem Fernschuss durch die Beine der Sonnenhof-Abwehr zumindest noch für das 4:0, das die Saalestädter mit plus 10 zumindest zum Team mit der besten Tordifferenz aller Drittligavereine macht.

"Ohh, wie ist das schön", singt die Fantribüne, die Männer in Rot fallen sich mit dem Abpfiff in die Arme, Abklatschen, lächelnde Gesichter wie auf einer Geburtstagsfeier mit Gratisbier und dann das rituelle Abrutschen in die Kurve. Wo sich die Ränge sonst eilig leeren, steht heute alles noch und applaudiert.

3 Kommentare:

  1. https://www.youtube.com/watch?v=yvEly2faQHM

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  2. Terence Boyd war schon immer ein großartiger Spieler. Ich bin großer Rapid Fan und ich war sehr traurig als er uns verlassen hat.

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