Montag, 18. Mai 2020

Maas: Der Mann, der durch die Maske trinkt


Da gerät Michael Fischer richtig ins Schwärmen. "Nach 10 Wochen Flugentzug ist ⁦@HeikoMaas ⁩ wieder auf Achse", schwelgt der embeddete DPA-Reporter gewohnt staatsfern und kühl über die "symbolträchtige Reise nach Schengen"(Fischer), die Bundesaußenminister Heiko Maas in diesen Tagen nach Schengen führt, wo der kleinwüchsige Sozialdemokrat die große Aufgabe zu schultern hat, die Grenzen Europas zu öffnen, die von verwirrten Populisten wie Donald Trump und Viktor Orban in der irrigen Erwartung geschlossen worden waren, das tödliche Virus lasse sich von Grenzbäumen aufhalten.

Maas wusste immer, dass das nicht stimmt. Er war es, der noch Monate nach den ersten dringenden Warnungen vor Corona flugzeugweise "Hilfsgüter zur Bekämpfung der Corona-Epidemie" nach China fliegen ließ, die zweieinhalb Monate später nach Deutschland zurückgebracht und vor Dutzenden Medienvertretern von Ministerkollegin Annegret Kramp-Karrenbauer im dunkeldeutschen Schkeuditz in Empfang genommen werden konnten. "Deutschland arbeitet mit den chinesischen Behörden eng und vertrauensvoll zusammen", teilte Heiko Maas mit.

Genau drei Monate danach sind "die Beziehungen zwischen China und dem Westen sind so schlecht wie selten" (Die Welt) und Heiko Maas steht weiter an vorderster Front, nun allerdings mit "Alltagsmaske". Und nicht mehr Schulter an Schulter mit dem Unrechtsregime von Xi Jinping, sondern als kritischer Transparenzverlanger mahnend vor der Diktatur, der gerade noch Maasens "allergrößten Respekt" für die "Anstrengungen" galt," die China bei der Bekämpfung der Corona-Epidemie bereits unternommen hat" (Maas).

Nicht alles klappt immer gleich, mancher Vorwurf muss erst reifen, bis er die erreicht, die routinemäßig stets erstmal in dieselbe Richtung losteufeln, ehe sie dann doch irgendwann an die Führung in Peking "appellieren, sich an der Aufklärung des Coronavirus-Ursprungs zu beteiligen". Heiko Maas' Größe besteht darin, solche kleinen Kurskorrekturen nicht eigens zu erklären. Der Saarländer erzählt das Gegenteil dessen, was er gestern erzählt hat, als neue Folge derselben Geschichte. Oder er verzichtet nach einer ersten anprangernden Attacke mit flotten Forderungen nach allerlei "Konsequenzen" (Maas) einfach auf ein Update, sobald sich seine Warnungen von gestern schneller als haltlos erwiesen haben als die Bundesregierung ihre eigenen Corona-Sondervollmachten lockern kann.

Ein geborener Leichtmatrose im Regierungsflieger, den mittlerweile schon niemand mehr empfängt, der ernsthaft Außenpolitik betreibt. Seit seinem Antrittsbesuch war der Nachfolger von Genscher, Kinkel und Gabriel nicht mehr in China, Putin empfängt ihn überhaupt nur, wenn Angela Merkel ihn im Gepäck hat. Mit US-Außenminister Pompeo hatte er in genau 26 Monaten im Amt genau einmal das Vergnügen, als der Amerikaner Deutschland besuchte. Und ins Weiße Haus wurde der Liebhaber von geliehenem "mausgrauem Samt" bis heute nicht vorgelassen. Was ihn trotzig sagen lässt, „Amerika ist mehr als das Weiße Haus.“

Heiko Maas besucht nun regelmäßig Weltmächte wie Algerien, Tunesien und Jordanien, auch Nordmazedonien hat er schon vor Ort "zur Fortsetzung des Reformprozesses ermuntert" und ein Freundschaftsjahr in Dänemark eröffnet. In Pakistan forderte er auf seine jungenhaft verwegene Art "Entspannung", in Mali war er "beeindruckt", in Irland betonte er "die enge Partnerschaft", mit Portugal vereinbarte er, sich "noch enger abzustimmen" und auch in Tansania, Kuwait, Äthiopien, der Ukraine und Finnland hat der Sozialdemokrat schon "für europäische Standpunkte geworben" (Außenministerium).

Ein kleiner Mann in großen Schuhen, der weiß, wie auch winzige Hüpfer in eine Nachbarstadt inszeniert werden müssen, um sie mit Bedeutung aufzuladen: Wo Vorgänger Steinmeier noch schmunzelnd im Flieger flätzte und Zeitung las und Gabriel sorgenvoll aus dem Flugzeugfenster schaute, herunter auf all die Weltprobleme, die er gleich zu lösen haben würde, hat es sich Maas bei seinem Fototermin auf dem Fernflug nach Belgien mit Desinfektionsmittel, doppelt gestöpseltem Einwegbecher und Maske in Hemdfarbe gemütlich gemacht. Die Augen schmunzeln, es sind noch 58 Minuten Flugzeit auf der Uhr. Heiko Maas wird nicht dieselben Fehler machen wie andere Spitzenpolitiker. Wenn er die Wasserflasche öffnet, die vor ihm steht, dann wird er durch die Maske trinken.


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Steinmeier ist zuviel rumgereist, und irgendwann sind keinem mehr neue Pointen zu seinem ewig gleichen Geschwafel eingefallen. Als Pudel für Äußeres ist Maas in der Hinsicht ein Fortschritt.

Die Anmerkung hat gesagt…

Thomas Woelfer hat sich die Zwangsgebühren bei der Arbeit mal näher angeschaut.

Anonym hat gesagt…

säuft der das blaue Zeug aus der Plasteflasche ?

Die Anmerkung hat gesagt…

Das Sagrotan on the rocks? Vermutlich schon.

Anonym hat gesagt…

Das hat ihm der Trump gesagt.

Anonym hat gesagt…

Sorry, aber bei "Heiko Maas' Größe" konnte ich vor Lachen nicht mehr weiter lesen.

Anonym hat gesagt…

"Hilfe, wir haben den Außenminister geschrumpft!"