Mittwoch, 31. März 2021

Das Scholz-Versprechen: Der Zehn-Millionen-Mann

Wenn der richtige Mann die richtige Maßnahme ankündigt, bekommt er richtige Schlagzeilen.

Mit einem hanseatisch knappen "habe dafür gesorgt, dass das vorbereitet wird", stimmte der künftige Bundeskanzler Olaf Scholz die Deutschen auf das ein, was später einmal als das große deutsche Impfwunder in den Geschichtsbüchern stehen sollte. Der Kanzlerkandidat der SPD war sichtlich sauer, sauer über das gemächliche Impftempo, über den fehlenden Impfstoff, sauer auf die EU, die Kanzlerin, die Große Koalition, das Virus und den ganzen Rest. Inklusive des Verrats der Amerikaner, die immer noch Trump-Kurs steuern, obwohl der große Böse längst nicht mehr im Amt ist. So dass man nicht einmal mehr jemanden hat, auf den sich alles schieben lässt.

Heiko Scholz nahm die Sache also selbst in die Hand. Deutschland werde seine Impfkapazitäten in den kommenden Monaten massiv ausbauen, versprach der derzeitige Vizekanzler Anfang März. „Wir müssen jede Woche Millionen impfen, im März schon am Ende des Monats“, legte der Finanzminister seinen Plan dar. "Ab Ende des Monats", so twitterte sein Ministerium die Ankündigung stolz weiter, "werden wir pro Woche Millionen Bürger*innen impfen." 

Zehn Millionen die Woche

Nicht einfach nur Millionen sogar, sondern ganz konkret 10 Millionen Impfungen pro Woche werde es geben, so Scholz, der es genau wusste, weil er schließlich selbst "dafür gesorgt“ (Scholz) hatte.  Zehn Millionen Impfungen pro Woche das wären 1,4 Millionen am Tag. Ein atemberaubendes Tempo, das die desaströse Impfkampagne im Pandemie-Paradies des vergangenen Jahres binnen kürzester Zeit in ein wahres deutsches Impfwunder zu verwandeln versprach. Sieg auf den letzten Metern! Doch wieder weltweit Neid auf Deutschland! Wie sie es nur immer machen! Olaf Scholz würden die Herzen zufliegen. Ein Mann, ein Wort.

Der Fahrplan war klar. Bis Mitte April schon würde Deutschland Israel bei den absoluten Zahlen der Impfungen überholen. Bis Ende April wäre die Hälfte der Bevölkerung zumindest einmal geimpft. Bis Mai wäre dann jeder Deutsche drangewesen, sogar ob er will oder nicht, denn eine so rasante Impfaktion wie die von Olaf Scholz braucht dauernden Nachschub an Impfwilligen. Spätestens am 1. Juni hätte der Scholz-Plan schließlich ganz Deutschland immunisiert. Die Wahlen im Herbst wären nur noch Formsache. Wie einst Sturmflut-Schmidt würde Spritzen-Scholz zu einer nationalen Legende werden. Spahn im Staub. Rot-Rot-Grün in Reichweite.

Spritzen-Scholz, der Zehn-Millionen-Mann

Endlich mal ein Kanzlerkandidat, der nicht nur redet und verspricht, sondern "massive Versprechen" (Merkur) liefert, gerade, wenn es mal schwierig wird und die Stimmung sinkt. Wie sein einstiger Mentor Gerhard Schröder  gefällt sich Scholz im Kostüm des Machers, des Anpackers und Wumms-Organisators, auf dessen Wort und Weisung die Wirklichkeit nur wartet. Waren die Wahlplakate, mit denen der Hamburger ins Gefecht ziehen will, noch wegen ihrer raffinierten Unbestimmtheit als besonders ehrlich gelobt worden, wählte Heiko Scholz nun das Wagnis: Konkrete Zusagen. Messbar. Abrechenbar. Politik für alle, die das Vertrauen in die Politik verloren haben. Die deutschen Medien, vom Vertrauensverlust ihrer Nutzer noch ärger gebeutelt als die große Politik, waren hingerissen. Kien Blatt, dass nicht mit Scholz jubelte.

Und da steht er nun, der kommende Kanzler, wortlos zurückgekehrt von seinem Ausflug in die Gesundheitspolitik und seiner freiwilligen Übernahme der Impforganisation. Es ist Ende März, mithin Stichtag für Scholzens Impfversprechen. Doch statt pro Woche zehn Millionen Menschen zu impfen, wie Olaf Scholz das für "Ende des Monats" organisiert hatte, steht die aktuelle Zahl bei 1,4 Millionen pro Woche. Das wäre Olaf Scholzens Tageswert gewesen. Die Tendenz ist überdies leicht fallend: Am 29. März 2021 wurden zum Beispiel nur knapp 262.000 Impfdosen verabreicht. Damit sind nach drei Monaten der größten Impfaktion der deutschen Geschichte 3.961.000 Personen (4,8 Prozent der Gesamt­bevölkerung) vollständig geimpft,  9.209.000 Personen haben mindestens eine Impf­dosis erhalten. 

Es wird bei der aktuellen Geschwindigkeit nicht bis Anfang Juni dauern, den Rest zu "piksen" (Bundespresseamt). Sondern rund 840 Tage, als bis zum März 2023.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die machen das ab dann einfach bei dem Chemtrails mit rein.

Scholz dazu:
"Wir werden so viele Flugzeuge bauen, dass der Himmel schwarz ist und die Vögel zu Fuß gehen müssen!"

Anonym hat gesagt…

Derweil in Amerika wackelt der Schwanz weiterhin mit dem Hund: https://www.spiegel.de/panorama/leute/joe-biden-schaeferhund-major-erneut-in-beissvorfall-verwickelt-a-cdcac1b2-ae2e-441e-acc6-320ab62c44c6.
Wenn schon dem Herrchen der Biss fehlt, dann soll es wenigstens der Hund richten. Dem Vernehmen nach, soll sich jetzt die zweite Präsidentin, Kamela Harris, um das Problem kümmern. Erste Aussagen, dass Joe Biden eingeschläfert werden soll, haben sich jedoch gottseidank als Gerücht erwiesen.