Sonntag, 13. Juni 2021

Am Ende nur "Scheiße": Grüner Sturm aufs Kanzleramt

Am Ende war es denkbar knapp. Mit 98,5 Prozent der Stimmen schaffte Annalena Baerbock doch nicht ganz das Traumergebnis ihres Vorgängers Martin Schulz als Wunschkandidat der deutschen Medien für das Bundeskanzler:/*Innenamt - der "Gegenwind" (Robert Habeck), den rechte Biografieforscher, Wissenschaftsleugner und ja, auch Teile der plötzlich umgekippten demokratischen Presse heraufbeschworen hatten, zeigte seine Wirkung. Doch 1,5 Prozent Zweifler, Meckerer und Kritiker in den eigenen Reihen, das ist nur ganz knapp unter dem Wert der letzten demokratischen Volkswahlen in der DDR. Damit wird eine grüne Kanzlerin gut leben können.

Traumergebnis für die ausgestreckte Hand

Denn klar ist nun, dass die Partei hinter ihr steht. Mit vernünftigen Forderungen, die weit genug, aber nicht zu weit gehen. Eine ausgestreckte Hand Richtung CDU, SPD, Linkspartei, selbst CSU und FDP. In  ihrer Rede, vorab als vielleicht wirkungswichtigste überhaupt gewertet, die ein deutscher Politiker seit Philipp Jenninger gehalten haben wird, zeigte sich Annalena Baerbock reumütig, was die Nachstellungen rechter Stalker betrifft. Fehler seien gemacht worden, aber daraus habe sie gelernt. Jetzt sei ihr Lebenslauf wasserdicht und mit dem notwendigen Maß an unverbindlicher Unschärfe formuliert. 

Zeit für Visionen, Zeit für eine Rückkehr in die Offensive. Baerbock wusste vorher genau, was die Republik erwartet: Eine Art Sportpalast-Rede, einen an Kennedys Hypermoral Furor geschulten Mobilisierungsfuror. Eine reale Claire Underwood sollte da stehen, einen tiefen Blick in ihr Seelenleben gestatten. Und die Übernahme der Regierungsverantwortung nach einer Phase der Suche, der Findung und des ungeheuerlichen Schmerzes ganz selbstverständlich erscheinen lassen.

Halbdunkle Halle, um Windstrom zu sparen

Wer aber da stand, muschepuppubeleuchtet in einer halbdunklen Halle, weil die Grünen wegen der zuletzt schwachen Windstromversorgung in Deutschland anderenfalls auf Kohlestrom hätten zurückgreifen müssen, war eine Frau im roten Kleid, die auf das berühmte arme Mädchen in der roten Jacke ebenso subtil verwies wie auf Chris de Burghs berühmte "Lady in red", diese unwiderstehliche Frau, nach der sich die Wähler verzehren. 

I′ve never seen you looking so lovely as you did tonight / I've never seen you shine so bright", heißt es im Lied, "I′ve never seen so many men ask you if you wanted to dance / they're looking for a little romance". Doch hier geht es von Anfang an um mehr. Baerbock muss Erwartungsmanagement nach innen betreiben und Wahlkampf nach außen. Sie muss von ihren Fehlern ablenken und ihre Kritiker angreifen. Sie darf dabei aber weder so wirken, als tue sie das. Noch darf sie den Anschein erwecken, sie vermeide es. 

Spezielle Parteitagsdemokratie

Grüne Parteitagsdemokratie erspart es Annalena Baerbock immerhin, erst eine Bewerberrede zu halten und dann auf das Votum der Delegierten angewiesen zu sein. Hier wird erst gewählt und danach eine Rede gehalten, die vorher schon fertig war, weil das Ergebnis nach der demokratischen Absprache zwischen Baerbock und Habeck ohnehin feststand. Entsprechend aufgeregt geht die Frau mit der fluiden Biografie ihre Aufgabe an: Baerbock ist keine direkt fesselnde Rednerin, sie spricht weder frei und noch moduliert sie ihren Vortrag dynamisch. Annalena Baerbock lebt allein von der Gnade des gestrichenen F, einer speziellen politischen Stimmlage, die als "Dysphonie" oder auch "Nahlismus" bekannt ist. 

Zwischen schrill und Sendepausenton erzeugt der Dysphoniker Laute, die im Alltagsleben als unangenehm empfunden werden, im politischen Meinungskampf aber als unschlagbare Waffe gelten. Ausgerechnet der durch die eingeschränkte Leistungsfähigkeit seiner Stimme veränderte Klang seiner Sprache versetzt Dysphoniker wie Annalena Baerbock in die Lage, seine durch überschnelle Schwingungen strapazierten Stimmlippen zu veranlassen, den genutzten Hochfrequenzen mehr Informationen aufzumodulieren - im Alltag würde man sagen, Dysphoniker sprechen schneller.

Klimanationalismus für Steuerzahler

Annalena Baerbock steht auf dem Prüfstand in diesen Nachmittagsminuten im Juni. An ihren Lippen hängen eigens herangekarrte, hoch begeisterungsfähig Neu-Grüne, die zumeist noch nie einen Fernsehpolitiker in echt gesehen haben. Selbst die in Jahren gefühlter Mitgliedschaften bei UNHCR, Greenpeace, German Marshall Fund, Europa/Transatlantik-Beirat der Heinrich-Böll-Stiftung und den Bundestagsausschüssen für für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit,Wirtschaft und Energie und Europäische Union haben die professionelle Mitgliederin nicht gänzlich gepanzert gegen die gesteigerte Neugier einer ganzen Nation.

Der sie verspricht sie nun, dass alle Steuerzahler*;:/Innen da draußen im Lande den neuen "Pakt für Klimaneutralität" finanzieren dürfen, den sie als Kanzlerin mit der Wirtschaft schließen werde. Es gehen bei dieser brandneuen Idee um eine verbindliche Verabredung der künftigen Bundesregierung mit den Industriegiganten, nach der die Steuerzahler*Innen Unternehmen alle Kosten ausgleichen dürfen, "die sie zusätzlich bis jetzt noch erbringen müssen, wenn sie klimaneutral werden wollen – made in Germany“, sagt Baerbock, die weiß, das Klimanationalismus dort besonders gut ankommt, wo die Berichterstatter und Zeitungskolumnisten sitzen, denen jedes neue CO2-Versprechen als Ausweis besonderer Regieringseignung gilt. 

 Es hat nicht gereicht

Scheiße", wird Annalena Baerbock nach einer dreiviertel Stunde trotzdem sagen, als sie im solidarischen Jubel der grünen Fankurve ermattet abgeht von der großen Bühne und schon weiß, dass es nicht gereicht hat. Die große Kampfansage, der Angriff auf die Herzen der Mitte, das Unternehmen Kanzleramt - verhaspelt, verdruckst, verstolpert. Mehrfach ist Baerbock, der ihre Redenschreiber eine Hymne aus Hauptsätzen aufgeschrieben haben, im Teleprompter hängengeblieben. Sie hat Anlauf genommen, etwas zu sagen. Und es noch einmal versucht. 

Sie hat dann schließlich auch jede Hürde genommen, irgendwie, genau so, wie es geplant war. Aber dass die Großmedien, von Haus aus traditionell jeder grünen Botschaft gewogen, am Tag danach keinerlei Euphorie verbreiten, dass kein grüner Ruck durch die Gemeinsinnsender geht, kein Jetzt-gehehets-los-Gefühl sich entfesselt findet und nirgendwo nicht einmal analysiert wird, wie großartig und vielversprechend der Startschuss zum grünen Sturm auf das Kanzleramt nachhallt, muss der grünen Kanzler*I;-:(/nnen-Kampagne Sorgen bereiten. 

Nach innen sind die Reihen nach dem Parteitag zwar fest geschlossen, treu steht die Basis zur Spitzenkandidatin, ihren Fehlern und ihrem Bekenntnis, sie nicht mit Absicht gemacht zu haben. Doch die Außenwirkung, auf die es nun ankommt, das Strahlen und Leuchten, dass Annalena Baerbock an ihren drögen Konkurrenten Laschet und Scholz vorbeitragen sollte, ist selbst im dunklen Versammlungssaal der grünen Inthronisationsmesse nicht zu sehen.


15 Kommentare:

Sturmwind hat gesagt…

Oijoijoijoijoi, sie haben es selber getan!

Trotz kürzlicher Androhung, dass jeder Fäkalbegriff in einem Text sofort zu einer Löschung des Gesamtwerkes führt, muss ich zu meinem Entsetzen jetzt oben in der Titelzeile doch glatt das bei Kommentatoren zur radikalen Zensur führende Pfuibähwort "Scheiße" lesen.

Unser sonst so sehr auf Saubärreinlichkeit bedachtes ppq.li-Team geriet nun also selbst in den verlockenden Sog der verpönten dreckigen Gossensprache.

Wie sagt Danisch immer so schön: Es sind nicht die Maßstäbe, die mich so ankotzen, es sind die doppelten.

Jetzt also auch hier.

Volltreffer. Versenkt. Weiter so!

Anonym hat gesagt…

"Beerbock schlägt der Industrie einen Pakt vor "

kindlicher Größenwahn .

( interessanterweise verabreden sich Siemens Bosse mit Freitagskindern - bringt wohl Pluspunkte bei der Journaille ; als Aktionär sehe ich das eher kritisch ).

natürlich kann man jede Menge CO2 einsparen ; weiße , deutsche Ingenieure können das tatsächlich .

sinnvoll wäre ein CO2 Verbot in Asien und den usa - kommt aber nicht .

unser Anteil am Welt - co2 : weniger als 1,4 %

Beerbock sollte den Chinesen und den yankees einen Pakt anbieten

Die Anmerkung hat gesagt…

@Sturmwind

You pooped in his pudding.

Die Auflösung des Rätsels bringe morgen auf meinem Blog.

Dumm wie ein Faschistenbrot sind sie trotzdem.

Carl Gustaf hat gesagt…

Wegen Annalena Bearbock stelle ich mir derzeit permanent die Frage, wie die gendergerechte Übersetzung von "Hans Wurst" lautet.

ppq hat gesagt…

eines tages erkläre ich dem Sturmwind, was ein Zitat ist

Die Anmerkung hat gesagt…

Gibt es auch als Kurzfilm

https://twitter.com/fpiatov/status/1403718358508478466

Anonym hat gesagt…

unser Anteil am Welt - co2 : weniger als 1,4 % --------

Nicht so ganz, nicht so ganz. (Buchstäblich genommen natürlich richtig.) Vom neu entstehenden CO2 kommen nur lächerliche 3-4% auf sämtliche menschliche Aktivitäten, und davon hinwiederum nur 2-3% auf Teutschland.
So gesehen, ist jedwede CO2-Beschränkung eitel Mumpitz.
Sinn hat es natürlich im Zusammenhang mit einem Morgenthauplan 2.0 ...

Anonym hat gesagt…

Morgenthau heißt heute Chen Li Mo Len Dao.

claude hat gesagt…

Hätte sie im Amok ihre Kiddies gekillt,wären es noch 2 Prozent weniger....:-(

Anonym hat gesagt…

>Anonym Sturmwind hat gesagt...
>Oijoijoijoijoi, sie haben es selber getan!

>Trotz kürzlicher Androhung, dass jeder Fäkalbegriff

LOL OMG wie das Internet gern sagt. Wenn ein bildungsfernes Fraukind wie Bärbock Bundeskanzler versucht, tut der Chronist seine Pflicht, aber er wahrt dabei die Form. Das ist der Maßstab, und es ist nur einer.

Anonym hat gesagt…

Gebe noch einmal zur Überlegung anheim: Die Absonderungen dieser anencephalen Koboldin sind allerdings geeignet, einem die Zehennägel aufzurollen, doch scheint der Sinn der Übung zu sein, in der Hauptsache jedenfalls, daß wir uns daran unnütz abarbeiten sollen.

Anonym hat gesagt…

Übrigens kenne ich ein Blog, dessen Kommentarbereich wegen allzu großer Sanftmut des Blogwartes in die Abfallgruben des Neandertals abgeglitten ist. Näheres bei Schwejks Hinauswurf aus dem Irrenhaus. Und bei Karl Eduard (er ist nicht derjenigewelche).

Anonym hat gesagt…

Nur für's Archiv: Wie Danisch protokolliert, sind der Siemens-Chef und Annalenas mysteriöser Dääd geschäftlich heftig verfilzt. Die These, dass hier ein Casting für Germany's-Next-Bundeskanzler tatsächlich heftig in die Hose bretterte, scheint mir schlagend. Vielleicht hat sich Soros einfach zu sehr auf die Flitzpiepe aus der Provinz und sein feines Töchterchen verlassen.

Anonym hat gesagt…

Nicht WAS oder WIE es gesagt wird macht mich fassungslos. Die Anzahl der Zuschauer und Zuhörer ist es, die einen sprachlos zurück lässt.

Anonym hat gesagt…

Die Anzahl der Zuschauer und Zuhörer ist es, die einen sprachlos zurück lässt.

Darüber hinaus: Die Kommentare der "Medien" dazu, mit denen in der Saudeutschen Zeitverschwendung als Krönung ...