Mittwoch, 29. Dezember 2021

Humoralarm: Wer zuletzt lacht

Klassische fake news, die auch keine Grundlage für Satire sein dürfen.

Es war ein Fall von falschverstandener Meinungsfreiheit, in dem der Südwestfunk sein hässliches Gesicht zeigte. Nur um dem Vorwurf zu entgehen, man gebe nicht jeder "noch so kleinen Gegenposition" Raum, um die Pluralität zu wahren, ließ der Sender eine umstrittene Folge seiner Kabarett-Show "Spätschicht" mit Lisa Fitz laufen, einer Bühnenfigur, die die Kunstfreiheit auch schon dazu missbraucht hatte, Kolleg*/((/Innen als "systemimmanente Hofnarren" und führende Leitmedien als "Weglasspresse" zu titulieren

Spät erst setzte sich die Erkenntnis durch, dass es im "Endkampf" (Lauterbach) gegen die anrückende Omikron-Armee nicht um zartbeseitete Rücksichtnahmen gehen kann, sondern gesellschaftlicher Erkenntnis­gewinn durch Erziehung vermittelt werden muss.

Volker Bruch, Jan Joseph Liefers und ihre Kamarilla von #allesdichtmachen, der sich als Zweifler gerierende Til Schweiger und der Virologe Alexander Kekulé, der "in der Öffentlichkeit als Coronaexperte aufgetreten" war, wie der "Spiegel" jetzt enthüllte, sie alle durften die Instrumente sehen, in der Hoffnung, "dass sich Einschätzungen ändern können" und Menschen einsehen, dass auch eine verspätete Distanzierung von falschen Positionen besser ist als das Verharren in Stellungen, die unhaltbar geworden sind. 

Scharfe, aber richtige Reaktion

Lisa Fitz wollte nicht sehen. Und nun kann sie nicht mehr gesehen werden - eine schnelle, scharfe Reaktion, gerade noch zu rechten Zeit, denn im schlimmsten Fall hätten die von der 70-jährigen Humorveteranen wiederholten pharmafeindlichen ihren Thesen und Behauptungen über "Impftote" gesellschaftlich verunsichern, ja, sogar Fragen provozieren können wie die, weshalb es ganz EUropa mit seinen tausenden von gemeinsamen Institutionen auch im zwölften Monat der größten Impfkampagne der Welt und aller Zeiten nicht gelungen ist, herauszufinden, wie viele der etwa 8.000 gemeldeten Verdachtsfälle von Impftoten tatsächlich Sterbefälle sind, die von den lebensrettenden Vakzinen verursacht wurden.

PPQ.li hat sich vor dem Weihnachtsfest in der Humorszene umgehört und Reaktionen auf Fitz' Ausfälligkeiten gesammelt. Die Reaktionen waren einmal mehr mehr als eindeutig, die Kunst- und Kulturschaffenden verurteilen einhellig, wie Fitz die Freiheit, Spaß zu machen und Menschen mit einem Lachen aufzumuntern, missbraucht, nur um sich anschließend als Opfer von "Zensurmaßnahmen" zu gerieren. 

Aufstand der Humorbehörden

Es ist genug!", fordern 31 Beamtinnen und Beamte der Humorbehörden, einfache Bürger und Fans von einem fröhlichen Spaß gegen Hass und für einen regierungsnahen Humor, der an Lachen nicht spart, dabei aber auf dem Boden des Koalitionsvertrages bleibt. Falsche Tat­sachen­behauptungen lehne man ab, falsche Angaben zu Menschen, die durch eine Corona-Impfung gestorben seien, dürften nicht Basis von zynischer Possenreißerei sein, so lange die EU die Zahl der Betroffenen nicht abschließend offiziell mitgeteilt habe. Wer wie Fitz in ihrem "Spätschicht"-Beitrag "Lisa Fitz vs. Jens Spahn" die Omikron-Variante als "Panikmache" bezeichne, der vermittle den Eindruck, die aktuell akute "Sorge um die kritische Infrastruktur" sei nur eine neue Methode, die Bürgerinnen und Bürger in Angst zu halten. 

Diesem Eindruck wollen die Unterzeichner der Petition "Wer zuletzt lacht - Für eine starke Gesellschaft gegen falschen Humor" entgegentreten. Die Pandemie habe noch einmal deutlich gezeigt, dass eine starke Gesellschaft die Kabarettisten, aber auch Kunst- und Kulturschaffende an ihrer Seite brauche, um gute Entscheidungen gegen das Virus treffen zu können, heißt es da. "Und doch verschärft sich der Ton von Humoristen, wenn Forscher, Wissenschaftlernde, Politik und Leitmedien Erkenntnisse teilen, wenn sie beraten oder klar Stellung beziehen." So habe Fitz perfide pharmafeindliche Positionen wiederholt, die zuvor schon beim Fernsehsender "Arte" präsentiert worden waren. Ein  Verhalten, wie es typisch ist für das Agieren der Agitatoren des gesellschaftlichen Randes: Man berufe sich aufeinander und erwecke damit den Eindruck von Seriösität.

Im Lager der hasserfüllten Verleumder

Tatsächlich aber markiere dieses Handeln den "Übertritt in das Lager ihrer hasserfüllten Verleumder". Aussagen werden aus dem Kontext gerissen, verkürzt, manchmal auch verfälscht. Kabarettisten sind für öffentlich geäußerte Kritik an politischen Entscheidungen verantwortlich, die im Fernsehen und in den Leitmedien eigentlich mit Bedacht keine Plattform erhalten. Sie daran zu ermahnen, sei keine Bedrohung der Kunstfreiheit und keine Einschüchterung, nur eine Erinnerung daran, wer ihnen ihre Ausbildung ermöglichst und wer ihnen immer wieder Auftrittsmöglichkeiten im Gemeinsinnfunk zur Verfügung gestellt hat.

Falscher, nicht faktenbasierter Humor Das gefährdet nicht nur die offene Debatte in unserem Land, sondern letztlich auch unsere Demokratie",  betont Kabarett-Liebhaberin Susan Eigelstorf. "Humor kann der Öffentlichkeit und den Entscheidungsträgern seine Erfahrung und seinen speziellen Blick zur Verfügung stellen, außerdem kann er Laien Zusammenhänge sehen lassen, die sonst verborgen bleiben." Aber Kabarettisten seien keine Wissenschaftler, sie beschlössen keine Verordnungen und Gesetzesänderungen, sondern das geschehe durch die Politik und dürfe am Ende nicht vogelwild kritisiert werden. "Das sollte man aus meiner Sicht nicht vermischen, weil das die Freiheit der Kunst gefährdet."

Feste Position zur Fitz-Frage

Auch Astrid Kellermann, selbst als Studentin Mitglied*in eines Kabarett-Ensembles, hat eine feste Position zur Fitz-Frage. "Kein Satireliebhaber hat etwas gegen kritische Sketche, sie gehören zu Kultur und Alltag dieser uralten Kunstform." Doch sollte es dabei um die gute Sache gehen und nicht darum, Politiker, Wissenschaftler, Behörden oder europäische Institutionen persönlich zu diffamieren, nur weil man ihre Generallinie nicht möge. "Das dient nicht dem Erkenntnisgewinn, sondern es spaltet!", warnt Kellermann, die darin zugleich eine Gefährdung der offenen und freien Debatte sieht. "Wenn immer wieder falsche Meinungen geäußert werden, dann muss man natürlich irgendwann dagegen vorgehen."

Bei Lisa Fitz sei dieser Punkt wohl erreicht gewesen, glaubt Jan-Jens Haferstapp, der die bayrische Ulknudel früher "immer ganz gern gesehen hat", wie er betont. Wer sich aber gegen die gemeinsame Anstrengung gegen die Pandemie stelle, der habe keinen Anspruch mehr auf Rücksichtnahme. "Kein vernünftiger Mensch verlangt, dass Kabarettisten auf der Bühne den Koalitionsvertrag vorlesen", sagt er, "aber dass sie ihre Auftrittsmöglichkeiten gezielt nutzen, um zu kritisieren, zu hinterfragen und Maßnahmen ins Lächerliche zu ziehen, das muss sich sicherlich kein Staat bieten lassen." 

Nur die spitze Spitze eines Eisberges

Petra Fischer geht sogar einen Schritt weiter. Sie hält Fitz nur für die spitze Spitze eines Eisberges aus gesellschaftlichen Gruppen und Schichten, die nicht bereit seien hören, die Logik hinter Regierungsentscheidungen von großer Tragweite zu sehen. "Dass etwa Freiluftveranstaltungen mit Publikum verboten sind, Theateraufführungen in kleinen, schlecht belüfteten Sälen aber weiterhin stattfinden dürfen, dient denen als Munition zu sagen, so schlimm kann  es ja dann nicht sein." 

So aus dem richtigen Kontext gerissen und willkürlich ideologisch zurechtgebogen, scheine das einleuchtend. "Aber die Sache ist ja die, dass da vorher zahllose seriöse und kluge Köpfe mit hoher wissenschaftlichen Expertise Gedanken gemacht haben. Danach sei es eben wichtig, dass Clubs und Diskotheken während der besonders aggressiven Delta-Welle hatten geöffnet bleiben können, um die Intensivstationen vor Überlastung zu schützen. Nun aber, "während die Infektionszahlen zurückgehen und die Omikron-Welle sich langsam aufbaut" (ZDF) im Dienst der kritischen Infrastruktur geschlossen würden.

Von Frust motiviert

Fitz und ihre Spießgesellen würden aus seiner Sicht von Frust motiviert, weil Deutschland bisher so gut durch die Krise gekommen sei wie kaum ein anderes Land, betont der sächsische Unternehmer Kevin Schnitte. "Wenn wir daran nichts ändern, hat unsere Demokratie ein Problem", sagt der Gründer "Tali-Bar"-Restaurant-Kette. Humor spiele im gesellschaftlichen Diskurs eine unverzichtbare Rolle, doch Witze müssten faktenbasiert sein, wie Corona oder die Klimakrise verdeutlichen. "Sonst droht Unheil."

Dass Kabarettisten und Comedians frei sein und ihre Stimme erheben können müssten, wenn Fehlentwicklungen drohen, halte er in einer freien Gesellschaft für selbstverständlich. "Aber so lange kein Bundestagsuntersuchungsausschuss zur Bewertung gekommen ist, ja, da läuft was falsch, kann es aus meiner Sicht nur Aufgabe einer freien Humorwirtschaft sein, als Spaß verbrämtem Hass und satirischer Hetze gegen Institutionen, Verantwortungsträger und Führungspersonen entschieden entgegentreten, wenn wir unser Land nicht an die Rücksichtslosesten unter uns verlieren wollen."

Wenn die Leugnerszene tobt

Ralf Schybylla ist selbst Humorarbeiter, er bastelt im Backoffice für einen bekannten deutschen Fernsehmoderator an originellen Szenen. Er ist enttäuscht von Lisa Fitz. "21 Monate Pandemie - 21 Monate bemühen wir in der Redaktion und mit aller Disziplin, einen guten, konsensfähigen Humor herzustellen,  der den Weg durch die und aus der Pandemie weist." Er selbst sei in dieser Zeit und bis zum heutigen Tag im Bekanntenkreis immer wieder beschimpft und attackiert worden, weil in die Leugnerszene abgerutschte ehemalige Freunde und Bekannte meinten, der in seiner Sendung präsentierte Humor sei zu einseitig, zu staatsnah und zu obrigskeitshörig. 

Das hat mich bestärkt im Wissen, weiter auch in der Öffentlichkeit für die Sache einzutreten und gemeinsam mit vielen anderen unbeirrt für die vielen, auch immer wieder widersprüchlichen Maßnahmen  einzutreten." Guter Humor spalte nicht, er biete der Gesellschaft die Möglichkeit, gemeinsam über Schwurbler, Covidioten und Spaziergänger zu lachen, tote Leugner mit einem Schmunzeln zu begraben und diese schwere und anhaltende globale Krise humorvoll zu bewältigen. 

Wenn die notwendige Besserwisserei aber in Hass umschlage, wenn  Wissenschaft und populistische Polemik angegriffen würden und Emotionen gegen Fakten anträten, dann sei es Zeit für politische Konsequenzen, wie sie der SWR zum Glück gezogen habe. "Wenn sich eine Gesellschaft und ihre Regierung sich dazu entschlossen haben, bestimmte Ziele erreichen zu wollen, sollten alle mitmachen, auch die Kabarettisten."

10 Kommentare:

  1. Viele hingen wie Der Spiegel früher dem dummen Irrglauben an, man ließe sich impfen, um gegen eine Krankheit geschützt zu sein. Zum Glück ist es inzwischen in der Gesellschaft akzeptiert, dass eine Impfung genau wie Volkskammerwahlen ein Statement ist, mit dem man der Partei- und Staatsführung sein Vertrauen ausspricht.

    AntwortenLöschen
  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  3. >> Heisenberg73 29. Dezember 2021 at 11:04
    Eine Woche Blackout wird viele Deutsche vom grünen Irrsinn kurieren. <<

    Mitnichten. Wer es bis jetzt nicht geschnallt hat, tut das nimmermeh'.
    Auch nach über drei Wochen werden die Überlebenden darüber schelten, daß die "erneuerbaren Energien" zu langsam und zu zimperlich ausgebaut wurden.


    >> ...dass eine Impfung genau wie Volkskammerwahlen ein Statement ist, mit dem man der Partei- und Staatsführung sein Vertrauen ausspricht.
    Dezember 29, 2021 <<

    Herrlich! Genau so! Nur, das mit der Akzentanz in der Gesellsachaft, das ist gewiß ironisch gemeint ...

    AntwortenLöschen
  4. Ich plädiere dafür, ein Siegesministerium ins Lockdown-Leben zu rufen, in dem die gelockdownten Beamten all diese vereinzelten Anstrengungen für den Endsieg bündeln und mit södolfscher Härte in das gesamtgesellschaftliche Leben einpflegen.

    Der Fall Münchens muß unbedingt verhindert werden.

    Bei der Gelegenheit findet dann auch Herr Kachelmann wieder das Wohlwollen der Politik und kann gleich dem nächsten müden Gaul im Stall auf die Sprünge helfen. Der Klimwandel dümpelt wie ein Blatt Grünology-Papier auf spiegelglatter Binnensee.

    Jörg @Kachelmann

    #MeineKinderSindGeimpft

    In aller Bescheidenheit täte ich auf einen Posten in dem Ministerium verzichten wollen. Es gibt wegen des letzten Wahlergebnisses auf Bundesebene noch zu viele Versorgungsengpässe.

    AntwortenLöschen

  5. Es ist ein Witz, aber ein schlechter, denn nicht mal beim Thema 'Humoralarm: Wer zuletzt lacht' bekommt man hier lustige Zoten serviert.

    Statt Heiterkeitsfeuerwerk ertönt nur das ewige Genöle darüber, wer wieder nicht den Maßstäben der hochmoralischen Bloggersekte entspricht.

    AntwortenLöschen
  6. Dieser Kommentar wurde gar nicht geschrieben und muss auch nicht entfernt werden

    AntwortenLöschen
  7. welche Meinung sollte ich haben wenn ich das Thema nicht verstehe ?

    AntwortenLöschen
  8. > Montgomery weise, Richterlein blöd. Was für ein Astloch.

    Typischer Danischleser. Zu doof zum Lesen. Danisch beklagt es oft und zu recht. Lese es einfach richtig. Ich werde mich sicher nicht erniedrigen, indem ich unsere Schweinejustiz und ihre Exponenten gegen den fetten Ärztebonzen in Schutz nehme. Das heißt ja nicht, dass der korrupte Ärztebonze in irgendeiner Form satisfaktionsfähig würde. Montgomery vs. Richter ist Gesindel vs. Gesindel.
    Um das 2G-Urteil ging es garnicht. Aber um da herauszufinden, müsste man ja lesen können.

    AntwortenLöschen
  9. Bernd ist schlaflos und wacht halt auf . Glotze an . BAP-Niedecken zum Thema 80er . Bernd muss sich übergeben .

    hätte man die Niedecker dieser Republik doch bereits in den 80ern abgeschaltet .

    oder Marion Brasch - ddr Funkerin im Jugend TV .

    AntwortenLöschen
  10. Man sollte einen erfahrenen Sauschneider zurate ziehen, des Lachsacks krankhaften Trieb mit einem einfachen Schnitt wenigstens zu mildern.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.