Montag, 6. Dezember 2021

Nahles' Comeback: Sie kommen immer wieder

Da ist sie wieder, die Frau, die in ihrem ersten Funktionärsleben das "Kraftzentrum der SPD" (Stuttgarter Nachrichten) gewesen war, die Partei radikal erneuerte, mit Martin Schulz einen ersten aussichtsreichen Kanzlerkandidaten an ihrem damaligen Gegenspieler Sigmar Gabriel vorbei installierte - um anschließend gemeinsam mit diesem Schulz aus den höchsten Höhen der nahen Weltmacht zurück in den tiefen Brunnen der vergifteten Parteikriege, Führungskämpfe und Bedeutungsschlahcten zu ziehen.

Herrscherin einer Zwischenwelt

Andrea Nahles hat ihr ganzes Leben der seltsamen Zwischenwelt zwischen Parlamentsbetrieb und Parteiklüngel gewidmet hatte. Selbst ihre kleine Tochter ließ die ehrgeizige Maurermeistertochter aus der Vulkaneifel zurück: Schon acht Wochen nach der Geburt der kleinen Ella Maria begann Nahles wieder als Parteichefin zu arbeiten, weil sie fürchtete, ein anderer könne sich während ihrer Abwesenheit auf ihren Stuhl drängen. Ella blieb 650 Kilometer entfernt von Berlin zurück, ihre alleinerziehende Mutter mit Einsatzort Berlin aber betonte, sie sei jederzeit für die Kleine da.

Opferwille, der nichts einbrachte. Unter Andrea Nahles erreichte die älteste deutsche Partei das Kellergeschoss ihrer Bedeutung. Die Parteivorsitzende, die ihren Magisterabschluss einst mit einer Arbeit über "Die Funktion von Katastrophen im Serien-Liebesroman" errungen hatte, stand auf der Bühne und sie lächelte wie Armin Laschet im Flutgebiet.

Ein sichtbar dickes Fell

Selbst das dicke Fell, das Nahles` sich in ihren drei 1.300-Kilometer-Fahrten pro Woche von Berlin nach Weiler und zurück - wohlbemerkt neben ihren immerhin drei Vollzeitjobs -  sichtlich angesessen hatte, half nichts mehr. Die verzweifelte Partei entledigte sich ihrer "letzten Hoffnung" (Der Spiegel) auf Moskauer Art: Nahles bekam einen Revolver auf den Schreibtisch gelegt. Nahles hatte die Wahl, in Frieden und vermeintlich freiwillig zu gehen, eine Geste, die die Reste der Partei ihr nicht vergessen, sondern zu gegebener Zeit vergelten würden. Oder aber das Kräftemessen mit denen zu suchen, die im traditionellen Hinterzimmer über ihr Schicksal abgestimmt hatten.

Nahles, die selbst mit stalinistischer Schärfe Konkurrenten wie Wasserhövel, Gabriel oder Barley aus dem Weg geräumt hatte, kennt solche Signale besser als die meisten anderen. Die Vordenkerin der "Guten Gesellschaft" war nicht nur angetreten, die SPD zu erneuern, sondern auch, mit einem neuen Netzwerk parteinaher Rundfunkkontrolleure zur Vereinheitlichkeit der Meinungsvielfalt im Landes beizutragen. Die 49-Jährige trat vom "schönsten Amt neben dem Papst" (Müntefering) zurück und  sie hinterließ ihren Nachfolgern keine Generalabrechnung, sondern aufmunternden Zuspruch und einen Sündenbock: Alles auf gutem Weg. Nun noch mal anstrengen. Vorwärts! Und was schiefgegangen ist, das war ich.

Lohn für letzten Opfergang

Es sollte ihr Schade nicht sein. Kein ganzes Sabbatjahr nach ihrem Rückzug aus der Politik war Andrea Nahles wieder da, nun als Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation (BAnstPT), einer Versorgungsorganisation aus dem Beritt des vom Sozialdemokraten Olaf Scholz geführten Finanzministeriums, die sich mit 1.500 Mitarbeitern um Empfänger von "Besoldungen und Ruhegehalt der aus der Privatisierung der Deutschen Bundespost hervorgegangenen Unternehmen und Behörde" kümmert. Politisch ein Backoffice, karrieretechnisch aber eine Sprungluke, aus der sich Andrea Nahles jetzt tatsächlich wie ein Adler geflogen kommt.

Zwar wird sich ihr großer Traum wohl nicht erfüllen, noch einmal Ministerin werden zu dürfen. Dazu ist der Generationenwechsel innerhalb der SPD zu weit fortgeschritten, der kommende Kanzler Olaf Scholz regiert ja mit einer Kinderarmee, in der die 51-Jährige ehemalige Juso-Chefin, SPD-Generalsekretärin und SPD-Fraktionsvorsitzende wie ein Mammut wirkt, das Narben aus schlachten trägt, an die sich außer ihm selbst niemand mehr erinnert. Doch wenn eine neue Koalition alle Dinge neu ordnet, sind nicht nur Ministerposten zu besetzen. Auch dahinter wird alles neu - und so landet Andrea Nahles nun nach nur anderthalb Jahren bei der BAnstPT als neue Chefin bei der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Auf dem Postenkarussell

Das Postenkarussell, das bei passender Gelegenheit selbst den Feminismus missachtet, die, die mitfahren, aber nur selten für immer fallen lässt. Wie die Besetzungscouch deutscher Talkshows hat auch die Jobbörse im politischen Berlin überschaubar viele Plätze. Wenn eine Stelle frei wird, zum Beispiel die halbe des SPD-Parteivorsitzenden, dann wird anschließend die Stelle des SPD-Generalsekretärs frei, weil einer rauf mit Mappe rückt. Und daraus folgt zwingend, dass Kevin Kühnert endlich dort ankommt, von wo aus er nach dem Ende der laufenden Legislaturperiode seinen Angriff auf das Kanzleramt starten kann. Für den EU-Korruptionsbekämpfer Sven Giegold, der jetzt in einer männlichen Skatrunde im neuen Superministerium gebraucht wird, muss auch jemand nachrutschen. Und Nahles mit "ihrer Erfahrung" (Bild) passt genau, um das Jamaika-Unternehmen der Verwandlung von Hartz IV in Bürgergeld zu bewirken.



4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Irgendwo zwischen Comeback und please don't come back.
Der alte Merz zeigt, was passiert, wenn man Altkader nicht in den Postenfabriken der Parteien wegschließt: Sie kommen zurück und machen den neuen Konkurrenz.

Anonym hat gesagt…

OT Wer ist eigentlich diese Sarah Bosetti, von der man ständig so wenig hört?
Das ist Sarah Bosetti https://youtu.be/atW4xwI5gjA

Um dieses Quaken aus dem GEZ-Sumpf und seine Quelle zu beschreiben, wäre ein schon eher langer Aufsatz angebracht. Man könnte mit ihrer Kopfhaltung anfangen, einer Laune der Evolution, die vor allem und ausgerechnet Frauen dazu bringt, den Kopf zur Seite zu kippen, wenn sie mutmaßlich Minderbemittelten unumstößliche Wahrheiten präsentieren. Wenn aber keine unumstößlichen Wahrheiten aus besagtem Kopf kommen, sondern der Mittelwert der Verlautbarungen des Regierungssprechers der ca. letzten Woche, und wenn die Präsentation wie eine schlechte Parodie auf Rickys Popsofa rüberkommt, die selbst eine Parodie auf Bravo-TV war, dann ist es ZDF-Comedy.
Und vielleicht schon zuviel gesagt.

Anonym hat gesagt…

Der alte Merz zeigt, was passiert ...

Ach was, drauf ge... hustet. Alle sogenannten Parteien haben ihren Alibimohren, sehet her, wir sind keine Rassisisten. Und haben ihren ... sehet her, wir sind keine Antisemilisten. Sodann auch ihre neudeutsch Hardliner, bäck tu se ruhts, und nicht zuletzt ebend ihre Pseudovernünftlinge, die ab und zu eine Spur von gesunder Vernunft andeuten - escha, die gonn man jo d o c h wähl'n ...
Alles eitel Affenkomödie.

Anonym hat gesagt…

jeanette 6. Dezember 2021 at 15:15

DIE IMPFJÄGER treiben ein gefährliches SPIEL mit dem FEUER!
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Wenn sich heute jemand beruflich genötigt sieht und sogar dazu noch erpresst wird, um seine existenziellen Grundlage fürchten muss, sich nur deshalb impfen lässt, diese Person wird so hasserfüllt auf den Staat und seine Knechte werden, noch viel schlimmer als die Ungeimpften!
... ... ...
Die Menschen sind sehr rachsüchtig, und wenn auch nur einer der Zwangsgeimpften behindert bleibt oder gar durch dieses zwanghafte Genexperiement, genannt Impfung, ums Leben kommt (die Wahrscheinlichkeit ist groß) dann wird es in D richtig ungemütlich ... <<
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Mitnichten, Jeanette -
Der Kindermord zu Beth-Lachm ist ein albernes Schauermärchen. Und das Volk läßt sich alles aufhucken. Tücksch wird es nur gegen die, gegen die es auch tücksch werden soll. Bestes bzw. eigentlich übelstes Beispiel derzeit: Die Ungeumpften.