Sonntag, 20. November 2022

Apathitis: Wissenschaftler entdecken neue Volksseuche

Apathitis-Kranke ziehen sich in eine private Nische zurück und versuchen dort, die Zeitenwende zu überwintern.

Anfangs galt es als Nachwirkung der Corona-Infektion, später wurde es in manchen Ländern auch als Impfnebenwirkung anerkannt: Ein diffuses Symptomgemisch aus Müdigkeit, Erschöpfung, Depressionen und Adipositas, häufig kombiniert mit Unlust an frischer Luft, körperlicher Aktivität und dem Konsum aktueller Schreckensnachrichten. Nach mehr als 30 Monaten im Pandemiemodus zeigt nun aber eine Studie des eigentlich auf die Beobachtung und Beschreibung der deutschen Klimanotlage spezialisierten Climate Watch-Institutes (CLW) im sächsischen Grimma, dass die gesundheitlichen Corona-Auswirkungen längst gesamtgesellschaftlichen Wirkungen zeigen.

Seuche von verheerender Wucht

Mit verheerender Wucht, wie Forschungsleiter Herbert Haase bestätigt. Nach den Daten, die die sächsischen Geforschthabenden auswerten konnten, besteht die schwerste Langzeit- und Nebenwirkung der Verbreitung des Corona-Virus in einer gesamtgesellschaftlichen Lähmung, die nicht nur, aber ganz besonders Deutschland mit voller Härte trifft. "Einerseits nehmen Zivilisationserkrankungen wie Fettleibigkeit zu, andererseits werden psychische Auffälligkeiten und Verhaltensstörungen zahlreicher", erläutert der Klimaforscher, der einen Zusammenhang zwischen Symptomhäufigkeit und Klimawandel nicht in Abrede stellen will. 

Als ursächlich auslösend für das neue Krankheitsbild, das die CLW-Experten "Apathitis" getauft haben, gilt jedoch die Pandemie. Das stehe nach der Analyse von Bewegungsdaten von rund 220.000 Bürgerinnen und Bürgern aus allen Altersgruppen fest. Im Unterschied zur Vor-Pandemiezeit zeigten die Metadaten in allen Altersgruppen eine verringerte Mobilität, häufigere und länger andauernde Zeiten, die nahezu bewegungslos daheim verbracht werde, und parallel ermittelte Blutdruck- und Pulswerte ließen keinen Zweifel daran, dass selbst bedeutsame und über Jahrhunderte als angsteinflößend wahrgenommene Ereignisse bei Apathistis-Betroffenen kaum mehr durch die Rindenschichten des Außenhirns zu dringen vermögen.

Stoisch und teilnahmslos

Die Menschen scheinen wie abgeschaltet", erklärt Haase den Kern der Studie mit dem Titel "Long-term social effects of the pandemic: How apathitis is eroding social cohesion". Teilnahmslos, phlegmatisch, stoisch und stur nähmen sie selbst die Verfünf- oder gar Verzehnfachung ihrer Energierechnung hin, im Monatsrhythmus um zehn bis 20 Prozent steigende Lebensmittelpreise würden "achselzuckend zur Kenntnis genommen "(Haase) und politische Auseinandersetzungen um bedeutungslose Lappalien ebenso ignoriert wie wichtige Weichenstellungen für die Zukunft des Landes.

Der Apathetiker reagiert im Grunde nicht mehr auf äußere Reize, die normalerweise Interesse oder Emotionen wecken würde", schildert Haase ein Krankheitsbild, das nach den Erkenntnissen der Spezialisten aus Sachsen im Unterschied zu vielbeschworenen "Long Covid"-Syndrom ohne körperliche Beeinträchtigungen verläuft, dafür aber eine rätselhafte und unter normalen Umständen äußerst  beklagenswerte Gleichgültigkeit mit sich bringt. 

Diese "totale Trägheit", von den Wissenschaftlernden auch AEI genannt ("all-encompassing inertia") erfasse unbehandelt ausgehend von den Patienten die gesamte Gesellschaft. "Kneipen und Kinos bleiben leer, Künstler auf ihren Eintrittskarten sitzen und selbst Fußballstadien füllen sich nicht wie gewohnt", sagt Herbert Haase, dem vor allem der Umstand Sorge bereitet, dass Apathitis-Betroffene sogar von traditionell erfolgreiche Brot-und-Spiele-Veranstaltungen kaum mehr hinter dem heimischen Ofen hervorgelockt werden können. "Sie ruhen so tief in sich, dass sie 73,4 Prozent der Signale des öffentlich.rechtlichen Rundfunks nicht mehr erreichen." 

Steigende Zahl von Neuerkrankungen

Besorgniserregend sei zudem die rasch steigende Zahl der Neuerkrankungen. Quer durch alle Altersgruppen gebe es im Vergleich zu 2019 teils erhebliche Steigerungen, so Haase, wobei die genauen Größenordnungen schwer zu beschreiben seien, weil die Apathitis erst im Zuge der systematischen Beobachtung von Pandemiefolgen Anfang 2022 hatte entdeckt und beschrieben werden können. "Nach unserem Dafürhalten handelt es sich nicht um eine vorübergehende Anpassungsstörung, die eines Tages wieder verschwinden wird", warnt Haase vor der Hoffnung, nach zehn oder 20 schweren Jahren werde die problematische gesellschaftliche Symptomatik sich im Zuge einer Normalisierung von Ansteckungs- und Kriegsangst wieder gegeben. "Das sehen wir nicht so."

Die im Zuge der Studie entdeckte emotionale Störung sei längst eine Volksseuche, denn sie betreffe weite Kreise der Bevölkerung. "Apathitis ist manifest und durch eine Verschiebung in den bisher üblichen Krankheitsbildern selbst in Krankenkassendaten nachweisbar", bestätigt Herbert Haase. So hätten Ängste und Phobien zugenommen, soziale Rückzugswünsche seien gesellschaftsfähig geworden und niemand schäme sich noch, zuzugeben, dass er teils über Tage keinerlei Kontakt zu Menschen habe. "Wir kennen dieses Cocooning eigentlich nur aus religiösen Zusammenhängen, aus Klöstern und von Eremiten", sagt Herbert Haase, "doch nun taucht es hier wieder auf, bei Menschen, die oft seit Monaten nicht unter Menschen gegangen sind."

Festgebacken in den eigenen vier Wänden

Und nun gar keinen Grund mehr sehen, das zu ändern. Das Problem, ausgelöst durch regierungsamtliche Alarmhinweise zu Beginn der Pandemie, habe sich durch Lieferdienste, Streaming und Onlineshopping verschärft und verstetigt. "Das hat Menschen festgebacken in den eigenen vier Wänden." Apathitis-Patienten, die schon vorher unsicher waren, mussten sich ihrer Unsicherheit plötzlich nicht mehr stellen. "Und als sie es wieder hätten tun müssen, konnten sie nicht mehr." 

Das sei ein Folgeschaden von Corona, kombiniert mit der von Regierung und Behörden popularisierten Entwertung des Lebens im sozialen Raum der offenen Gesellschaft. Gezielt geschaffene Verunsicherung angesichts der Ungewissheiten des Seuchenverlaufs hätten bei Betroffenen zur Rückentwickung ziviler Tugenden geführt. "Apathitis-Befallene fühlen sich schon unter zwei, drei Menschen verunsichert und bedroht, sie sind des Sprechens und der Sprache kaum noch kontrolliert mächtig." Der Trend bei erstmals behandelten Apathitisfällen zeige Zunahme von Ess- und Kommunikationssstörungen, Übergewicht und Magersucht, eine unstillbare Sehnsucht nach Ruhe, lange Liege- und Schlafzeiten, den Drang, die Konfrontation mit Nachrichten zu meiden, aber auch die hochentwickelte Fähigkeit, trotzdem erfahrene Neuigkeiten umgehend auszublenden und zu vergessen.

Abgleich mit der Realität

Apathitis-Kranken fehle nach Monaten der Isolation nun jeder Abgleich mit der Realität. "Sie haben sich eingerichtet in der Sehnsucht, dass das alles von selbst vorbeigehen möge, wobei sie zugleich den Tag fürchten, an dem es soweit sein könnte. "Wir müssen von einer verlorenen Generation sprechen, die gleich mehrere Generationen betrifft, die massive Probleme haben." Wenigstens sei der Umgang mit den Erkrankten relativ unkompliziert, zieht Herbert Haase ein halbwegs tröstliches Fazit. "Weil sie sich in der Rolle der Verschwundenen eingerichtet haben, besteht akut kein Anlass, umfassende Betreuungsbemühungen zu unternehmen."


1 Kommentar:

Hase, Du bleibst hier.... hat gesagt…

3x täglich Af? wählen hilft, die CD? ist raus, das wird nix mehr. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie die Ampelvortänzer in Berlin.