Freitag, 29. Juni 2007

Wir packen früher ein

Alles neu machte der Mai im Jahre 2005, als Sachsen-Anhalt in die Offensive ging. Mit dem vom Berliner Werber Olaf Hoffjann, Chef der PR-Agentur Fischer-Appelt, erfundenen, angeblich "pfiffigen Satz" "Wir stehen früher auf" ging das mausgraueste aller Bundesländer daran, sein nicht vorhandenes Image aufzubessern. Regierungsmitglieder zogen aus, um landauf, landab Plakate zu kleben, selbst in Berlin und Köln tauchte das Leitmotiv der Kampagne auf, das zum Erstaunen von Beobachtern so etwas wie eine Sumpflandschaft in der Abenddämmerung zeigte.

Aber das war ja nur das ertse Plakatmotiv. Die über mehrere Jahre angelegte und 2,5 Millionen Euro teure Werbeaktion, für die im Wesentlichen EU-Fördermittel verwendet werden, sollte regelmäßig neue Blickfänge bieten, auch Fernseh-Spots waren geplant, denn aus dem Satz "Wir stehen früher auf" sollte schließlich das Markenzeichen für Sachsen-Anhalt werden, neue Investoren anziehen und Kritiker wie Helga Elschner vom Steuerzahlerbund zum schweigen bringen: "Das bringt nicht einen einzigen Arbeitsplatz mehr", hatte die behauptet.

Dabei war der Erfolg zum Greifen nahe. Doch dann kamen die Sommerferien, derentwegen ein zweites Plakatmotiv ausblieb. Anschließend war plötzlich Bundestagswahl, weswegen der Start der zweiten Zündstufe des Werbefeldzuges verschoben werden musste. Man wolle, so hieß es in Magdeburg, nicht mit der Wahlwerbung der Parteien konkurrieren. Als Wahlkampf und Koalitionsbildung abgeschlossen waren, stand dann aber schon die Landtagswahl vor der Tür. Ein zweites Motiv tauchte auch nach deren erfolgreicher Absolvierung nicht auf, die Sumpflandschaft warb wacker weiter für frühes Aufstehen, sogar einen Preis gab es für die Kampagne, die bis dahin aus nichts weiter als diesem einen Plakatmotiv bestand. Mehr kommt nun auch nicht mehr, denn inzwischen sind die 2,5 Millionen offenbar erfolgreich verbraten, wenn man auch kaum erahnen kann, wofür eigentlich. "Sehr geehrte Damen und Herren", heißt es heute in einer Mail der Landesregierung, "bis vor einigen Monaten haben Sie regelmäßig den Newsletter der Landeskampagne „Wir stehen früher auf“ erhalten. Dieser Newsletter wurde zwischenzeitlich eingestellt."

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