Dienstag, 26. Februar 2008

Patti Smith im Schilderwald

Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. München hat nach langen kontroversen Debatten zwischen Stadt und katholischer Kirche beschlossen, die Hans-Meiser-Straße umzubenennen. Grund: Der ehemalige Bischof (1881-1956) soll sich vor und während des Zweiten Weltkrieges antisemitisch geäußert haben.


So habe Meiser schon 1926 die Gefahr, die von einem "entartete[n] Judentum" ausgehe, heraufbeschworen und die "Reinhaltung des Blutes" gefordert. Gleichzeitig hatte Meiser als Landesbischofs allerdings geschrieben, dass "alle ernsten Christen förmlich genötigt sind, sich schützend vor die Juden zu stellen".

Statt gleich mit neuen Straßenschildern zu tapezieren, hätte München auch sehr kostenpsarend das Modell nutzen können, das die Rocksängerin Patti Smith einst erfand: Sie heiratete dern Gitarristen Fred "Sonic" Smith - und jubelte danach, sie habe nicht mal ihren Namen ändern müssen. Für München hätte sich der Showmaster und Talk-Trompeter Hans Meiser als Namenspate angeboten, der als Moderator der Sendung Notruf sicherlich hunderte Menschen gerettet, auf jeden Fall aber Zehntausende unterhalten hat.

Meiser junior hatte mit seiner Talkshow auf RTL einst 40 % Marktanteil, woraufhin er gleich einen Bambi bekam. Antisemitisch ist der kirchenfürstenartig wirkende Meiser II in einigen hundert Sendungen auch nicht auffällig geworden. Warum also, München, soll die Straße anders heißen? Und nicht einfach nur nach einem anderen? Der genauso heißt? Patti Smith weiß bis heute selbst nicht, ob sie ihren Namen damals behalten oder den von Fred Smith angenommen hat - und sie ist froh darüber.

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