Dienstag, 26. Februar 2008

Wunder gibt es immer wieder

Ein Boxabend in der Provinz ist für gewöhnlich nicht der Ort, an dem Wunder geschehen. Zumeist aus Rußland stammende Billigprofis mit Wohnsitz in Hamburg hauen sich die Nase platt, viele eingeflogene Ersatzgegner stehen gerade lange genug, um nicht als Fallobst aktenkundig zu werden. Der Hauptkämpfer der "Universum Box-Nacht" des ZDF hatte vor seinem Auftritt in Halle gleich ganz abgesagt, weil er vor dem kurzfristig herbeigeschafften Ersatzmann seines kurzfristig absagenden Ursprungsgegners Angst bekam. Der verbleibende Lokalmatador Thomas Ulrich ließ sich dann dafür auf eine wüste Prügelei ein, die an Rummelboxen in Thailand erinnerte, nicht an die von mühsam beherrschten Fluchtreflexen geprägte Manfred-Wolke-Schule der DDR.

Doch Wunder gibt es immer wieder - und so war an diesem Abend in der Box-Diaspora Halle, in einem Zweckbau aus den neunziger Jahren, am Rande des Rings, dort, wo kein Blick hinfällt, ein Fall von Spontanheilung mit gerade biblischer Wucht zu erleben: Ein Rollstuhlfahrer, vor dem ersten Kampf noch hilflos in sein Gefährt geschnallt, legte erst das linke Bein locker über das rechte, Minuten später wechselte er sogar die Auslage auf links-rechts, wie beiläufig, ohne es überhaupt zu bemerken.

Boxen, als Prügelsport verlacht, kann also auch heilen. Es heißt, auch der zusammengeschlagene Thomas Ulrich sei schon wieder ganz gesund.

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