Freitag, 30. Januar 2009

Bayern zensiert, Sachsenhecht kassiert

Ein mutiger Schritt der Bayrischen Staatsregierung war es, zum ersten Mal seit mehr als 70 Jahren wieder Zeitungen jüdischer Verleger in Deutschland von der Polizei am Kiosk beschlagnahmen zu lassen.

Die "Vossische Zeitung" des Hauses Ullstein, 1934 kurz nach Hitlers Machtantritt eingestellt und 75 Jahre später in Rahmen des britischen Projekts "Zeitungszeugen" wieder aufgelegt, erfreut sich durch diese kluge Werbestrategie des Kabinetts Seehofer ungeahnter Nachfrage. Bei Ebay, wohin Bayerns Arm anscheindend noch nicht reicht, liegen die Gebote für einzelne Exemplare der "Zeitungszeugen" derzeit bei mehr als 25 Euro.

Von wegen Finanzkrise! Kluge Investoren wie der Ebay-Verkäufer "Sachsenhecht" konnten bei Einkaufspreisen von 3,90 Euro pro Exemplar Gewinne von mehr als 650 Prozent in nur einer Woche einfahren. Die Dankbarkeit der Investoren gilt dem CSU-Arbeiterführer Horst Seehofer und dessen kluger Zensurpolitik, die am Dritten Reich geschult und durch die Praxis der DDR geschliffen ist: Verbiete, das macht die Leute neugierig, zensiere, das bringt sie zum Lesen - oder wie der alte Barde Wolf Biermann einst sang: "Keiner tut gern tun, was er tun darf - was verboten ist, das macht uns grade scharf!" 600 Exemplare der Zeitungszeugen sind derzeit allein bei Ebay im Angebot, bei durchschnittlich sieben Geboten pro Auktion haben inzwischen schon mehr als 4000 Menschen Interesse am "Zeitungszeugen"-Projekt angemeldet. Ein schöner Erfolg für die Macher von Verlag, bayrischer Landesregierung - und natürlich auch für Sachsenhecht und all die anderen Ebay-Verkäufer.

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