Freitag, 17. Juli 2009

Der Führer war kein Wichtel

Das greift die Würde des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler über Gebühr an! Völkisch gesinnte Rechtsradikale haben bei der Staatsanwaltschaft in Nürnberg, der bis heute gerade von Rechtsradikalen vielbesuchten Stadt der Reichsparteitage auf dem Zeppelinfeld, Anzeige erstattet, nachdem ein Galerist einen Gartenzwerg ausgestellt hatte, der den rechten Arm zum Hitlergruß ausstreckt. Die Darstellung Hitlers als goldener Zwerg, so die Begründung, verleumde das Andenken des Verstorbenen, der als erfolgreichster deutscher Fernsehdarsteller aller Zeiten gilt. Hitler moderiert selbst mehr als sechs Jahrzehnte nach seinem Tod noch täglich die Nachmittagsschiene des Nachrichtensenders n-tv und beliefert ARD und ZDF in schneller Folge mit Abenteuerfilmen wie "Hitlers Feldzüge", "Hitlers Frauen" oder "Hitlers Hunde". Derzeit ist eine neue Kochshow mit dem bekennenden Vegetarier in Vorbereitung: "Mit Hitler am Herd" soll mit "schmackhaften, aber günstigen Gerichten" die gute alte "Volksküche" neu beleben.

Schöpfer der bereits in Italien und Belgien gezeigten verharmlosenden Figuren ist der Nürnberger Kunstprofessor Ottmar Hörl, der seine Führergruß-Wichtel als Persiflage auf das «Herrenmenschentum» der Nazis verstanden wissen will. Die Staatsanwaltschaft will dem Künstler vorerst eine Gelegenheit zu einer Stellungnahme einräumen. Je nachdem, wie das Verhör ausgehe, müsse sich auch der Nürnberger Galerist wegen der Präsentation des Nazi-Gartenzwergs verantworten.

Das Malen einer einzigen Karikatur eines Mannes mit ausgestrecktem rechten Arm bringt in Sachsen-Anhalt traditionell eine Strafe von Minimum 20 gemeinnützigen Arbeitsstunden und einen Eintrag in die illegale Verfassungsschutzkartei minderjähriger Rechtsextremisten. Hörl hatte nach eigenen Angaben 700 Gartenzwerge gießen lassen - eine Bestrafung dürfte daher nicht unter 14.000 Sozialstunden ausfallen. Der 59-jährige bisherige Präsident der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste dürfte die nächsten fünf Jahre mit der Ableistung seiner Strafe beschäftigt sein. Glimpflicher kommen wahrscheinlich die Käufer der bereits abgesetzten Führerwichtel davon: Ihnen drohen pro gekauftem Zwerg Strafen von höchstens zwölf Tagessätzen.

3 Kommentare:

  1. Man stelle sich vor, alte Nazis, die "ihn" noch persönlich gesehen haben und die aufgrund des Alters nicht mehr bei voller Sehkraft, entdecken den Wichtel und rufen begeistert(!):
    "Endlich, der Oscar für Knopp !"

    ... oder - noch schlimmer - meinen, dies sei der "Goldene Otto" der BRAVO.

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  2. Der ist ja herzallerliebst.

    Ein schöner Klagekandidat wäre auch Schneewittchen, um die Würde der sieben Zwerge zu verteidigen.

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  3. Äh, ist das gar keine Auszeichnung, so wie DAS BAMBI?

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