Dienstag, 29. Juni 2010

Fahnenstreit in der Sonnenallee

Während in Südafrika die Völker mit aller Kraft aufeinanderschlagen, zeigen sich auch in Berlin erste Risse im gemeinschaftlichen Volkskörper. In der Nähe der berühmten Sonnenallee überschattet ein epochaler Zwist um eine deutsche Fahne die heiteren Fernsehfeiern der Fans mit ihrer sympathischen Jogi-Elf. Gleich hinter dem Hermannplatz hat die Familie Bassal gleich zu Beginn der Weltmeisterschaft ihren Teil zu Jux und WM-Dollerei beigetragen und eine gewaltige schwarz-rot-goldene Fahne an die Fassade ihres Hauses gehängt, um der deutschen Elf auf ihrer Afrika-Expedition Rückenhalt zu geben.

Seitdem ist Familienoberhaupt Yussef Bassal zur Zielscheibe autonomer
Fahnenvernichtungskommandos geworden, die den uralten Menscheitskampf um die Befreiung der Unschuldigen und Beladenen derzeit auf der Fußballbühne führen. Mehrmals hätten Unbekannte versucht, die Fahne von der Häuserfront zu entfernen, berichtet der Araber mit deutschen Pass. Einmal wurde sie in Brand gesetzt, einmal verschaffte sich eine Gruppe Zugang zum Dach des Hauses und schnitt die Fahne ab. Zuletzt tauchten 16 schwarzgekleidete Leute auf und forderten den Ladenbesitzer auf, die Fahne abzuhängen.

Die Kampftruppen gegen Faschismus, Nationalismus und deutschen Patriotismus werfen dem Besitzer eines Elektroladens wegen seiner Rückkehr zum zu DDR-Zeiten noch vorgeschriebenen Fassadenfahnen-Fasching Nationalismus vor. Der kann das gar nicht verstehen, weil er sich doch so gut intergriert hat, dass er nun deutscher fühlt als ein normaler Antideutscher. "Aus ihrer Sicht sind wir Migranten. Sie verstehen nicht, dass Deutsche Deutschland verteidigen, die nicht deutschstämmig sind." In den Augen der Fahnengegner müssten Migranten wohl Migranten bleiben - Rassismus durch die Hintertür, der sich als Internationalismus tarnt. Zurzeit wechseln sich die Bassals und ihre arabischstämmigen Nachbarn bei der Bewachung der Fahne ab und Yussuf Bassal tritt verbal auch noch ins letzte Fettnäpfchen: „Wir lassen uns unseren Stolz nicht nehmen“.

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