Mittwoch, 7. Juli 2010

Schäublemail: Sicherheit für Schnuckibaer

Jetzt gehts loohohos! Das Warten und Bangen hat ein Ende, die Anonymität im Internet, die zur Verbreitung von Schweinskram, Schmuddel und wüsten Politikerbeschimpfungen beigetragen hatte, steht vor dem Ende. Nur zweieinhalb Jahre nach der Vorstellung der bundeseinheitlichen Fernkommunkation mit Hilfe des Bundeszwangspostfaches durch den damaligen Bundesüberwachungsminister Wolfgang Schäuble haben jetzt die ersten E-Mail-Anbieter die ersten elektrischen Adressen für die "rechtssichere digitale Kommunikation" (dpa) scharfgeschaltet.

Noch vor der für das Jahresende geplanten Inkraftsetzung des "Bürgerportal-Gesetzes", das es den Bundesbehörden künftig erlauben wird, die E-Mail-Kommunikation deutschlandweit nach rechtswidrigen Inhalten zu durchforsten, ist mit dem De-Mail-Projekt sichergestellt, dass nicht mehr irgendwer als irgendjemand Mails versenden und Newsletter bestellen kann, sondern Identität von Absender und Empfänger jederzeit durch behördliches Siegel verbürgt sind.

Zu den ersten Anbietern, die eine automatische Verschlüsselung anbieten, die nur durch das zuständige Blogampelamt, die Deutsche Post, Ermittlungsgruppen der Kinderpornografie- und Managerstrafverfolgung und die örtlichen Ordnungsämter geöffnet werden kann, gehören neben kommerziellen Firmen auch die staatliche Deutsche Post. Das Unternehmen plant, aus der De-Mail den E-Postbrief zu entwickeln, der nicht nur per Datenleitung, sondern dann auch wieder als echter physischer Brief versandt werden kann.

Die notwendige Anmeldung für De-Mail, eine echte Webrevolution aus Deutschland, ist kinderleicht. Als reserviere man eine gewöhnliche Mailadresse, registriert man sich im Internet einfach und unkompliziert für De-Mail. Danach geht es nur noch mit einem formlosen ausgedruckten Formular, dem Personalausweis, der Geburtsurkunde, einem aktuellen Kontoauszug, Gesundheitszeugnis, Führersschein, Unbedenklichkeitserklärung des Finanzamtes, Grundbuchauszug, DNA-Probe, sechs maschinenlesbaren Passbildern, einer Unterkörperaufnahme (Farbe) und handschriftlichen Empfehlungen von sieben sogenannten De-Mail-Bürgen zur offiziellen De-Mail-Genehmigungsstelle, die sich meist im Rathaus oder dem Volkspolizeikreisamt befindet.

Um eine bundesweit schnellere Erkennbarkeit zu gewährleisten, werden De-Mail-Adressen nach einem einheitlichen Muster gebildet. Niemand muss sich mehr eine Adresse wie schnuckibaer77 oder heißebraut69 ausdenken, hier ist das Schema vorname.nachname@anbieter-mail.de behördlich vorgegeben. Wenn bei häufigeren Personennamen die Adresse schon vergeben ist, werden Ziffern an den Namen angehängt, die zur Vermeidung peinlicher Zustellpannen gern auch Geburtsdatum, Zahl der Kinder oder Kontonummer enthalten können.

Die Vorteile überzeugen, so dass es nur naheliegend ist, dass beim De-Mail-Versand wie beim Briefversand eine Art Porto fällig wird, so lange einer der staatlichen Propagandaflatrate vergleichbare Mail-GEZ-Lösung noch nicht eingeführt ist. Dabei ist De-Mail trotz der viel höheren Zustellgeschwindigkeit, die in der Regel zu einer Zustellung binnen einer Woche führen soll, deutlich billiger als das derzeitige Briefporto. Im Gespräch sind etwa 15 Cent, für Druck und Versand werden mindestens 1,90 Euro fällig, ein kleines Opfer für ungleich viel Sicherheit, die dank eines ausgeklügelten Sicherheits- und Zertifizierungskonzeptes des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik derzeit von keinem ausländischen Email-Anbieter erreicht wird. Dank De-Mail könnten wildfremde Menschen jetzt sicher sein, dass alle eingehenden Mails von den Behörden geprüft und für sinnvoll erachtet worden seien. Auch im laufenden betrieb werde das Amt stets ein Auge auf die Qualität der verschickten Inhalte haben. «Das BSI achtet darauf, dass die Sicherheit, die versprochen wird, auch tatsächlich gewährleistet wird», verriet der zuständige Referatsleiter Thomas Gast der einzigen wahren deutschen Nachrichtenagentur dpa.

8 Kommentare:

  1. Chinese aus BlankeneseJuli 07, 2010

    wo kannich legistliele?

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  2. schick eine mail mit deinen daten an politplatschquatsch@gmail.com! wir kümmern uns

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  3. Porto? So ein Quark! Sollen doch alle Haushalte eine monatliche Zwangsgebühr für die Zurverfügungstellung von De-Mail bezahlen!

    Der BVG-Richter a.D. Kirchhof verfaßt dafür gewiß auch ein Gefälligkeitsgutachten.
    http://netzwerkrecherche.wordpress.com/2010/07/06/staatsfunk/

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  4. das ist überhaupt die idee! eine emailsteuer, die jeden berechtigt, soviele mails zu verschicken, wie er will! bezahlen muss auch nur, wer finger besitzt, denn die ermöglichen es jeden theoretisch, eine mail zu verfassen.

    großartig. sollten wir ausbauen, das konzept

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  5. Wunderbare Satire.
    Aber doch etwas übertrieben.

    Selbst unsere Politiker würden doch nie auf die Idee kommen, einen Email-Service mit Portopflicht einzuführen ...

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  6. Da entstehen ungeahnte Synergieeffekte. Z.B. können die beim Goethe-Institut beschäftigten BND Mitarbeiter die E-Mails gleich korrigieren. Der Service ist die paar Pfennige locker wert.

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  7. @R.A. leider falsch, das porto war der nichterfundene teil

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  8. @ppq
    Nein, bezahlen müssen auch die Fingerlosen, denn Professor Kirchhof hat gesagt:

    „An dem Vorzug eines funktionierenden öffentlich-rechtlichen De-Mail-Systems für die Kultur, die Demokratie, die Urteilskraft und die Erwerbsbedingungen in einem Gemeinwesen hat jeder Inländer teil, mag er auch das Angebot individuell nicht nutzen oder nicht nutzen können. Er ist durch die rechnergestützte Kommunikationskultur mit begünstigt.“

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