Montag, 4. April 2011

Ein Backenbart zündet Afghanistan an

Kaum verbrennt ein durchgeknallter Pastor im "Dove World Outreach Center" (Gainesville, Florida) vor ein paar Dutzend Mit-Durchgeknallter einen Koran - tut sich nichts. Statt weltweiter Proteste gibt es 1 500 Klicks auf ein verwackeltes Filmchen im Internet. Sonst herrscht zwei Wochen lang Schweigen im Walde. Nobody cares about the Mann mit Backenbart und unglücklich gewähltem Namensvetter.
Womit am 20. März niemand rechnen konnte: "In der islamischen Welt hatte die Nachricht dennoch die Runde gemacht." (Süddeutsche Zeitung) Holla, der Provokateur provoziert also unter Ausschluss der westlichen Öffentlichkeit, doch am Hindukusch wird das Notstromaggregat angeworfen, damit nicht alles umsonst war. Oder sollte doch "Öl ins Feuer" (dpa etc.) gegossen worden sein? Wie auch immer: Jones, der unsympathische Jesus-Freak, hat ein Buch verbrannt - und wird stante pede zum Auslöser blutiger Proteste ernannt. Zwölf Menschen sterben "bei Demonstrationen" (Frankfurter Rundschau), außerdem werden sieben UN-Mitarbeiter getötet (Letzteres ist eindeutig und vorstellbar, Ersteres eher nicht). Der "Feind des Korans (Frankfurter Rundschau) löst jedenfalls "blutige Proteste aus" (Spiegel und alle anderen).
Kurz: Ein Buch wird verbrannt, niemand schert sich darum, 14 Tage danach brennt die Luft in Afghanistan. Kein Grund für Nachfragen.

5 Kommentare:

  1. das eigentlich erstaunliche daran ist aber, dass terry jones damit fast nichts zu tun hatte - jedenfalls in den ersten berichten nach der verbrennung.
    mediale karriere hat die meldung erst gemacht, als der bibelfeste irre zugab, "unter den zuschauern" gewesen zu sein.

    inzwischen ist er nun zum obersten verbrenner mutiert, entsprechend gut läuft die nachricht

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  2. Irgendeiner muss schuld sein, dass die Leute umgebracht werden, und den Grund dafür liefern. Die UNO ist doch unschuldig, oder? So ungefähr...

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  3. die uno ist nicht nur unschuldig, sie bombardiert ja jetzt auch ganz unvoreingenommen rebellen und gaddafi-milizen

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  4. Das ist ja nicht das erste Mal, dass solche Provokationen zu Toten führen.
    man denke an Herschel Grynszpan, dessen Provokation über 400 Todesopfer forderte. Die FR verurteilte deshalb Grynszpan mit harten, aber der schwere der Tat, angemessenen Worten. Verständlich, über 400 Tote gehen auf Grynszpans Konto, da kann man nicht so einfach drüber weg gehen.

    Gibt es zwischen den roten und den braunen Sozialisten außer der Farbe noch Unterschiede?

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