Mittwoch, 31. August 2011

Triumph der Turnschuhsoldaten

Wunder gibt es immer wieder, unter der Laterne und vor der Latrine. Das Kriegswunder von Libyen etwa, bewirkt von jungen Männern in legeren T-Shirts, die sich schwere Maschinengewehre über den Kopf halten und in die Luft schießen, bis sie der Rückstoß quer über die Straße geweht hat. Ein Triumph der Turnschuhsoldaten. So haben sie Gaddafis Söldnerheere und Elitetruppen besiegt, rätselhafterweise mit Pickups, auf die hinten ein Maschinengewehr montiert ist. Eine gute Waffe für jeden, der auf der Flucht ist. Für Angriffsaktionen aber etwa so tauglich wie die mit Maxim-Maschinengewehren ausgerüsteten Pferdewagen von Budjonnys Reiterarmee.

Ein Medienmärchen wird erzählt aus dem Land aus tausenduneiner Nacht, das schon ein etwas genauerer Blick als solches enttarnen würde. "Da bombardiert die NATO wochenlang Tripolis, aber sie hat immer nur haarscharf böse Steine getroffen, wie Gaddafis Kasernen, kein einziger Mensch wurde durch NATO-Bomber getötet", schreibt Fakten-Fiktionen. Darum seien sämtliche Leichen, "die man jetzt in Tripolis findet, brutal Verstümmelte und Ermordete des Gaddafi-Regimes". Auch die Elitesoldaten der USA, Frankreichs und Großbritanniens, die auf Seiten der Rebellen kämpfen, haben während der ganzen Zeit "natürlich keinen einzigen Libyer erschossen. Nein, nein, alle Toten hat Gaddafi auf dem Gewissen".

So soll es sein, so möchten es die deutschen Medien haben. Als hätte sie jemand auf ein gemeinsames Ziel eingeschworen, singen die vielen Stimmen einmal mehr im Chor. Doch dieses Mal  ist das Lied noch ein bisschen absurder, die Botschaft noch ein wenig schräger. Endlich einmal wird ein krieg wirklich so dargestellt, wie ihn ein Generalstab immer am liebsten sieht: Sauber, ohne Leichen, die man selbst verschuldet hat, kein Blut, kein Leiden, nichts. Wurde in Afghanistan und im Irak trotz embedded journalism gelegentlich noch Wahrheit kund, weil die Heimatfront den Waffengängen von Anfang an skeptisch gegenübergestanden hatte, so ist diesmal alles ein einziger Spaziergang. Von "Gefechten" zwischen "Rebellen" und "Gaddafi-Treuen" wird erzählt, doch niemals gibt es Bilder, Augenzeugenberichte, Filme. Stattdessen ist die Rede von "Vormärschen", "Belagerungen" und Ultimaten, von klinisch reinem "Weg frei bomben" und "Luftunterstützung".

Klingt wie ein Rettungseinsatz von Christoph 26, der eine feuchte Katze heldenhaft aus einem Überschwemmungsgebiet birgt. Krieg? Nirgendwo. Opfer? Nur die der anderen Seite.

Der Friede muss bewaffnet sein

Im Film: So mutig stoppten Nato-Rebellen Gaddafis Schergen:

8 Kommentare:

  1. " .... with the country's interim ruling council said an estimated 50,000 people have been killed since the beginning of Libya's uprising ... "

    scotsman

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  2. und alle von dem einen, völlig klar

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  3. Darum muß Schwesterwelle auch weg: Weil er nicht genug sauberen Krieg gespielt hat.

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  4. http://www.youtube.com/watch?v=b-SRNte95jk

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  5. Oh Schreck. "Deutsche G36-Sturmgewehre illegal in Libyen‎" (google news)

    Jetzt hamse uns am Arsch. Öffentlich Enthaltung predigen und heimlich die Exportbilanzen aufbessern.

    Ich gehe mal davon aus, mit ohne die deutschen Sturmgewehre hätten die Rebellen den Krieg eben mit Kalaschnikows gewonnen. Oder hätten welche gefunden. Nach ihrem Sieg mit amerikanischen Schießgewehren.

    Ist einfach nur noch peinlich, was unsere besten Schriftsetzer abliefern.

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  6. immerhin : deutsche Wehrtechnik ist beliebt und die Rebellen werden die Mitläuferneger eines Herrn Gaddafi sicherlich sonderbehandeln - "politisch" ist die Sache bedeutungslos - wir bezahlen den EU Konsum ; Merkel wird vom Mossad mit ihrer Stasiakte erpresst ; Außenpolitik hat noch nie stattgefunden - also : ein deal mit den Russen muss her ; RAPALLO II



    VRIL

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  7. Was ist eigentlich aus den Viagra-Vergewaltigungen geworden?

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  8. Nun, Genossen, die Tatschanka wurde ja auch gewendet.

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