Mittwoch, 30. Mai 2012

Gesänge fremder Völkerschaften: Trommeln aus Taiwan

Sind Taiwanesen Taiwanesen? Oder einfach nur Chinesen, die im Gefolge von Tschiang Kai Tschek vom Festland auf die Insel umgezogen sind? Wir reden hier natürlich nicht über Staatsbürgerschaft, sondern über Kultur, weshalb die Antwort verhältnismäßig einfach ist, wenigstens was die chinesischen Trommler betrifft, die dieser Tage durch Deutschland touren. Die drei Dutzend hüpfenden und zuhauenden Kinder gehören zum Stamme der Bunun, der schon auf Taiwan lebte, als Tschiang Kai Tschek noch Ming hieß und Kaiserlöckchen trug.

Die Bunun, chinesisch 布農 / 布农, sind die Indianer Taiwans, die bis heute wie ihre Vorväter im zentralen Bergland der Insel leben, dort aber im August 2009 dennoch von schweren Überschwemmungen heimgesucht wurden. Vor einem Jahr begann Goh Chin Kuan, Acht- bis 12-Jährigen die alten Samba-Tänze ihrer Vorfahren beizubringen. Zum "Karneval der Kulturen" flogen die Botschafter des 37.000 Angehörige zählenden Bunun-Stamms zum ersten Mal nach Deutschland, um im höflichen chinesischen Stil für ihre Belange zu trommeln: Diszipliniert und laut am Instrument, mit einer Apfelschorle zufrieden, wenn die Orchesterführung zur Pause trillert.

Den Menschen in Mitteldeutschland, die trotz der großen bürgerschaftlich-engagierten PPQ-Reihe "Gesänge fremder Völkerschaften nicht eben verwöhnt sind mit kulturellen Leckerbissen, gefällt das. Ganze Honigkuchenlandschaften lächelnd stehen rüstige Omis am Straßenrand, Mutter, Vater, Kind patschen einheitlich die Hände aufeinander und selbst die letzten verbliebenen Vertreter der einheimischen Jugend zucken verdächtig mit den R&B-verbildeten Hüften.

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