Freitag, 17. August 2012

Rechte Gewalt bricht ein: Kann Hitler helfen?

Ist das nun schon das Todesurteil für eine ganze Branche? Bedeuten diese Zahlen Arbeitslosigkeit, Hunger und Elend für tausende von engagierten hauptamtlichen Bekämpfern des Bösen? Erleben wir das Ende einer großen, über Jahre hinweg neidisch beäugten Erfolggeschichte mit?

Ein Bericht des „Tagesspiegel“ lässt es beinahe vermuten. Wie das Berliner Blatt beschreibt, das durch eine Texttauschpartnerschaft mit der gleichermaßen gut informierten und dolle engagierten „Zeit“ ganz nah am Thema kämpft, haben politische Extremisten hierzulande im ersten Halbjahr „knapp 10.000 Straftaten verübt“. Exakt handele es sich um 9868 Delikte, darunter seien 870 Gewalttaten gewesen, bei denen 574 Menschen verletzt wurde. Das habe die Antwort der Bundesregierung auf die seit Jahren zu einer schönen Tradition gewordene Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Petra Pau ergeben.

Soweit, so gut. Auch, dass die meisten Straftaten von Tätern aus der rechtsextremen Szene begangen wurden, dürfte noch beruhigend an alte Zeiten erinnern, als Pau mit jeder an den "Tagesspiegel" weitergeleiteten Antwort auf ihre Frage nach der Zahl registrierter rechter Taten das Wort „Rekord“ versenden durfte, egal, wie hoch die Zahlen gerade waren. Doch die Details der gewohnten Meldung zerstören die Idylle: In den ersten sechs Monaten zählte die Polizei nämlich nur noch spärliche 6121 rechte Delikte – fast 2000 weniger als im ersten Halbjahr des vergangenen Berichtszeitraumes.

Hält der Trend, würde die Zahl rechter Straftaten aufs Jahr hochgerechnet von 16142 auf 12242 einbrechen – ein Rückgang um rund ein Viertel.

Ein ähnliches Bild zeichnet die vorläufige Statistik der rechten Gewalttaten. 256 konnten hier rechten Tätern zugeschrieben werden – aufs Jahr hochgerechnet wären das am Jahresende etwa 512 rechte Gewalttaten. Verglichen mit 755, die im letzten Jahr beklagt werden konnten, ein Rückgang um mehr als 30 Prozent.

Aus dem ausbleibenden Anstieg, den PPQ bereits vor Jahren auf eine strukturelle Schwäche der rechten Szene zurückgeführt hatte, ist ein eklatanter Einbruch geworden, der mehr bedroht zahllose Betreuungs-, Beratunges- und Begleitungsprojekte für Aussteiger, gealterte Führungskader und leberkranke Ex-Skinheads.

Der Feind geht verloren, die noch zur Weltmeisterschaft 2006 staatsamtlich beschworene Gefahr, rechte könnten demnächst schon „ganze Landstriche national befreien“, lässt sich nicht einmal mehr als Witz weitererzählen. Bleibt zu hoffen, dass innovative Konzepte wie die Pflichtlektüre von Hitlers Bestseller "Mein Kampf" im Schulunterricht den Trend noch wenden können. Die fein austarierte Infrastruktur zum "Kampf gegen rechts" (Angela Merkel) braucht dringend Nachschub.

Rechte Gewalt: Weniger ist mehr

5 Kommentare:

  1. Man darf keinen Schritt vor dem rechten Popanz zurückweichen! Auch wenn die Zahl der rechten Straftaten weiter sänke, wäre eine Intensivierung des Kampfes gegen Rechts und eine Extensivierung der Steuerfinanzierung des damit befassten Teils der politischen Privatwirtschaft kaum zu umgehen, und zwar bis bei der rechten Gewalt eine Null in der Bilanz steht und dann erst recht. Alles andere ist Hitler.

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  2. ich setze auf hitler. das letzte aufgebot. in dem buch soll ja mit unsichtbarer tinte was stehen, was jeden zum nazi macht, wenn ers von hinten liest. deshalb ist das ja wohl bisher verboten

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  3. Ein schöner Erfolg für die Nazi, das mit dem Schulbuch. Das gelang nicht einmal, als es noch eine demokratische Mehrheit für sie gab. Und von wegen "Selbstentlarvend"! Hat das etwa bei Dürrenmatt oder Brecht funktioniert? Oder Juli Zeh?

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  4. Die Zahlen der rechtsextrem motivierten Straftaten gehen zurück? Genau deshalb gibt es ja jetzt die Kampagne gegen die Verharmlosung der Rechtsextremen und schon seit längerer Zeit die Behauptung, dass der Rechtsextremismus in der Mitte der Gesellschaft sei. Die vielen Hauptamtlichen lassen sich schon etwas einfallen, um an den Fleischtöpfen zu bleiben.

    Die aggressive Kampagne gegen eine junge Sportlerin, die lediglich mit einem (Ex?)-Rechtsextremen zusammenlebt scheint mir auch in diese Richtung zu weisen. Dabei werden übrigens alle Regeln des Anstands über Bord geworfen.

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  5. Stefanolix, ich würde Dir empfehlen einen anderen Nick zuzulegen.
    In Zettels kleinem Zimmer schreibt auch ein Stefanolix; und der schreibt einen Sch.
    Der schreibt, es gäbe keine Sachsensumpf.
    Der schwadroniert über eine NPD, die die parlamentarische Arbeit „torpediert“.
    Der andere denunziert mit der rhetorischen Frage „was Diskussionsteilnehmer hier erreichen wollen, wenn sie rechtsextreme Gewalt und die NPD verharmlosen“. Und der auf Nachfrage ums Verrecken nicht bereit ist klarzustellen, wen und was er eigentlich ansprechen wollte.

    An Deiner Stelle würde ich aufpassen, nicht mit diesem Knallfrosch verwechselt zu werden.

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