Dienstag, 18. Dezember 2012

Auf dem Geldkarussell zur Euro-Rettung

"Berlin kauft Athener" – eine provokante Schlagzeile zum andauernden Rettungsgeldtransfer in Richtung Süden. Doch selbst wenn dies eine Übertreibung ist: Immer mehr deutsche, dänische und niederländische Euros fließen in die Staatshaushalte der Schuldenländer Südeuropas – und von dort zurück auf den deutschen Wohnungmarkt..

Ein perpetuum mobile zur Schuldentilgung weltweit. Berliner Immobilien waren schon länger gefragt, seit Beginn der Eurokrise aber drängen noch mehr ausländische Investoren auf den Hauptstadtmarkt. Darunter sind viele aus dem angeschlagenen Spanien und dem kriselnden Italien, wo dank der Rettungsgelder aus dem Norden nun jeder die Möglichkeit hat, seine Spargroschen unbegrenzt von der Bank abzuheben und sie nach Norden zu transferieren, wo sie vielen sicherer angelegt werden können.

Gut ein Drittel der Käufer auf dem deutschen Immobilienmarkt komme inzwischen aus dem Ausland, berichtet der Geschäftsführer des Immobiliendienstleisters Accentro, Jacopo Mingazzini, berichtet die staatliche deutsche Nachrichtenagentur dpa. Fast alle zahlten – anders als deutsche Interessenten – in bar. Tetzlaff-Immobilien hat ebenfalls viele Kunden aus Spanien, zu Engel und Völkers kommen viele Griechen und Italiener. Auch das Internetportal Immobilienscout24 zählte zuletzt einen deutlichen Anstieg von Kaufgesuchen aus Griechenland.

Deutschland, wo der Hades-Plan zur Eindeutschung des Kontinents ohne einen Schuss Pulver einst erdacht wurde, wird zum letzten Rettungsanker der Schuldenbürger. Während das Bundeskabinett eilig Notgesetze zur Mietpreisdämpfung verabschiedet, weil sich die ausgeblutete Unterschicht die durch die ökologische Sanierung steigenden Wohnkosten nicht mehr leisten kann, strömt das eben erst nach Süden überwiesene Rettungsgeld renditesuchend nach Norden zurück.

"Wir sind international neben der Schweiz oft der letzte Rettungsanker", freut sich Analyst Thomas Beyerle vom Immobilieninvestor IVG über das neuentstandene Interesse an Deutschland. Das Schreckgespenst der Gentrifizierung wird damit vom Kopf auf die Füße gestellt: Griechen und Spanier wollten ihr Geld in Sicherheit bringen, deutsche Mieter profitieren durch Wohnungen, deren Besitzer völlig unabhängig von der inländischen Konjunkturkurve agieren können.

Angesichts der Fantastrilliarden, die nach gezielten Wolkentreffern aus den Geldgeschützen der EZB über Europa abgeregnet worden sind, kommt es auf den Cent nicht an. "Sie kaufen sich das Versprechen von Stabilität und sind dafür oft bereit, höhere Preise zu akzeptieren."

Das treibt für deutsche Immobilienverkäufer den Preis kräftig in die Höhe und saugt große Teile der ausgereichten Rettungsmittel zurück ins Spenderland. Nebenbei sorgen die Neuinvestoren für steigende Mieten, dadurch wird Deutschland auch für Heuschrecken und Spekulanten wieder interessant. In Berlin, der Armenhauptstadt der Republik, ziehen die Mieten bereits kräftig an – nach Angaben der "Morgenpost" für neue Verträge in den vergangenen fünf Jahren um fast ein Fünftel. Auch in Hamburg, München und Frankfurt sind sich Käufer aus dem Ausland sicher, ihre Wohnungen trotz anderslautender Ankündigungen unerwartet sinkender Geburtenraten später zu guten Preisen wieder loszuwerden.

3 Kommentare:

  1. Also wie jetzt. Es war einmal eine Bank, die leih...schenkt meinem überschuldeten Nachbarn Geld, und der legt es an, indem er mir das Haus abkauft. Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.

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  2. Ja aber ist das nicht wunderbar, wie der brave Wähler und Steuerzahler Karl-Heinz Mustermann seine Kohle für das Friedensprojekt Europa nach Griechenland überweist und zum Dank dafür plötzlich einen neuen griechischen Hausbesitzer bekommt. Wo der wohl das Geld her hat? Das kann man nicht erfinden.
    Allerdings wer so dumm ist, dem kann man sicher auch noch Strom und Heizung abdrehen, dafür aber die Rechnung erhöhen. Ach so – das läuft ja schon...

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  3. bis an ihr lebensende! versprochen! und die rente ist auch sicher!

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