Dienstag, 11. März 2014

So würde die BRD heute aussehen

Dem Westen geht es gut wie nie. Aber wie wäre es dort heute, wenn die Mauer nie gefallen wäre? PPQ wagt einen Blick ins marktwirtschaftliche Wunderland 2013

Am 9. November 1989 fiel die Mauer. Die DDR brach unter der Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und der eigenen desolaten Wirtschaftslage zusammen. Es war einer der Glücksmomente der deutschen Geschichte: Der alte Westen, kurz zuvor nach an der Schwelle zu einer riesigen Wirtschaftskrise taumelnd, konnte sich dank des plötzlich zur Verfügung stehenden neuen Marktes im Osten sanieren. Die Staatsverschuldung konnte dank der deutschen Einheit in neue, kosmische Höhen steigen, die europäische Vereinigung zündete dann die nächste Treibstufe, die D-Mark wurde abgeschafft und der Euro sorgte für Frieden von West bis in den tiefen Osten.

Heute steht die alte BRD so gut da wie nie zuvor! Laut einer Studie der Bundesregierung sind wir sogar weltweit spitze. Doch wie sähe es heute westlich der Elbe aus, wenn die Mauer nicht gefallen wäre? PPQ skizziert das Leben in einer BRD des Jahres 2013 – mit Handys, maroden Städten und einer immer noch herrschenden CDU. Selbstverständlich alles Utopie.

Wolfgang Schäuble (71) wäre Bundeskanzler und und Parteivorsitzender der SED. Ohne die Übernahme der ostdeutschen Leuna-Werke durch die Treuhand und den Weiterverkauf nach Frankreich hätte es keinen Bestechungskandal gegeben, zumindest wäre er nie bekannt geworden. Die CDU finanziert sich also auch 2013 noch wie gehabt aus imaginären jüdischen Großspenden und Geldkoffern. Schäuble, noch von Vorgänger Kohl ernannter planmäßiger Thronfolger, hätte kleinere Reformen eingeleitet, aber am Machtanspruch seiner Partei nicht gerüttelt. Die SPD wird nach wie vor von Oskar Lafontaine geführt, der eine Krebserkrankung überstanden hat. Lafontaine lebt nach wie vor mit seiner Frau in der Villa zur sozialen Gerechtigkeit in Saarbrücken, denn Sahra Wagenknecht hält sich weiterhin in der DDR auf.

DDR-Bürger dürften in den Westen reisen, doch der teure Umtauschkurs Ost-Mark zu Euro (50:1) macht dies zum Luxus. Ausreiseanträge werden kaum noch gestellt, seit die Bundesregierung 1990 das Begrüßungsgeld abgeschafft hat, weil der Zustrom der dadurch angelockten oft schlecht ausgebildeten Ostdeutschen nicht mehr zu bewältigen war. Ohne die Wiedervereinigung war die Bundesrepublik in eine tiefe Rezession gestürzt, viele Betriebe mussten dicht machen, die Arbeitslosenzahlen stiegen beständig.

Um die immer noch vorhandene deutsche Exportstärke abzuwehren und ihre schwächelnden Industrien zu stärken, hatten Frankreich, Spanien und England Ende der 90er Jahre neue Zollschranken hochgezogen. Auch Griechenland und Italien setzten auf geschlossene Grenzen für deutsche Industrieprodukte. Die Märkte in Osteuropa sind nach wie vor dicht, mit Hilfe von Krediten, für die CSU-Chef Seehofer bei der bayrischen Landesbank bürgt, gelang es allerdings, 100.000 BMW-Kleinwagen in die DDR zu exportieren.

Leere Geschäfte sind in der BRD des Jahres 2013 normal. Die Preise sind gestiegen, Importe sind wegen der deutschen Zollschranken, mit denen die Bundesregierung auf die Zölle der Nachbarn reagiert hat, teuer. Siemens ist im Wettrennen der Handyhersteller dennoch ins Hintertreffen geraten – das Siemens Touch gilt Kennern als billige Kopie des aus Korea stammenden Samsung Galaxy. Die Herstellung des Touch in Bochum gilt jedoch als hochprofitabel, da nur wenige Reiche sich die wegen des hohen Dollarkurses als unbezahlbar geltenden US-Originale leisten können.

Da Schäuble sich scheut, die Staatskassen mehr als nötig mit Schulden zu belasten, lobt die OECD Deutschland wegen seines soliden Haushalts. Gleichzeitig kritisiert die Weltbank allerdings, dass es an Mut zu Investitionen fehle. Helmut Kohl hat die Spendernamen nie genannt, im Sommer kommt allerdings heraus, dass die US-NSA sie die ganze Zeit kannte. Schäuble nennt den Vorwurf im Bundestag ein „Stasi-Märchen“. Joschka Fischer, nach wie vor der große starke Mann der Grünen, nennt ihn daraufhin ein Arschloch.

Bereits seit 25 Jahren ist die BRD an das Internet angeschlossen. Aber wegen der Gefahr, dass die ostdeutsche Stasi und der sowjetische KGB alle Leitungen abhören, laufen alle Verbindungen ins sogenannte Deutschlandnetz über einen großen Zentralrechner des Cybercrime-Zentrums des Innenministeriums. Hier werden auch gezielt Seiten wegen kommunistischer Propaganda, Kinderpornografie und Rechtsextremismus gesperrt.

Im Fernsehen moderiert immer noch Thomas Gottschalk „Wetten, dass…“, weil der Italiener Markus Lanz seit dem Zollkrieg mit Rom keine Arbeitserlaubnis mehr bekommt. Der Auftritt der Toten Hosen ist der Höhepunkt der Weihnachtsshow in der ARD.

Götz George hat sich nach Jahren als Charakterdarsteller neu erfunden, er spielt jetzt in der beliebten Krimi-Serie „Tatort“ die Hauptrolle des Kommissar Schimanski.

Die BRD hat auch nach 1990 weiter auf Platte gesetzt. Darum mussten für Neubauten weichen. Alte Häuser in Städten wie Saarbrücken oder Duisburg verfallen weiter, ebenso die Straßen. Viele Autobahnen sind seit Ende des 3. Reiches nicht mehr saniert worden, es gibt wegen Schlaglöchern teilweise Geschwindigkeitsbegrenzungen von 60 km/h. Zum 50. Jahrestag der Bombardierung Kölns beschloss die Bundesregierung 1995 die Fertigstellung des Doms nach 400 Jahren Bauzeit. Derzeit werden die Arbeiten am Dach vollendet, die Kosten sind allerdings völlig aus dem Ruder gelaufen.

Die SPD betreibt inzwischen ein eigenes Reisebüro, das Ferien in befreundeten Ländern wie Kuba, der DDR, Rumänien und Libyen anbietet, doch nur Linientreue bekommen einen der begehrten Plätze. Die beiden Doppelweltmeister Bastian Schweinsteiger und Phillip Lahm sind die Stars beim FC Bayern, der von einem als ehrbar und ehrliche geltenden Uli Hoeneß zu inzwischen sieben Champions League-Titeln geführt wurde. Real Madrid, Barcelona, aber auch Chelsea und Manchester sind bereits seit Jahren keine Konkurrenz mehr für die Bayern, denn den einen fehlt das Geld der sowjetischen Oligarchen, die es ja nicht gibt. Die anderen haben wegen der hohen Zinsen und der maroden spanischen Wirtschaft Schwierigkeiten, die Gehälter spanischer Mittelklassespieler aufzutreiben.

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