Sonntag, 11. Mai 2014

Verbot der Woche: Des Führers Wanderführer

Der Südwest-Verlag hat ein Buch mit der Rückennummer 88 gedruckt. Keine gute Idee, denn in der Neonazi-Szene steht die Zahl für den verbotenen Hitlergruß, enthüllt Timo Brücken nun dankenswerterweise im aktuellen Nachrichtenmagazin „Stern“. Hier werden regelmäßig die ernstesten und akutesten Weltprobleme in geschliffener Alltagssprache angeprangert. Wie alle anderen 721 deutschen Leitmedienportale druckt PPQ den investigativen Beitrag in der Reihe „Verbot der Woche“ nach:

Es gibt missglückte Buchtitel, die sind auf so vielen verschiedenen Ebenen falsch, dass es schwerfällt, alles aufzuzählen, was damit nicht stimmt. Die neueste Laufführer-Veröffentlichung des Südwest-Verlages gehört in diese Kategorie. Da bringt die Firma, die schon in ihrem Namen versucht, allerunseligste  deutsche Kolonialvergangenheit zu verherrlichen, ein Werk mit dem Titel „88 Dinge, die ein Läufer wissen muss“ in den Handel und druckt allen Ernstes welche Rückennummer drauf? Die 88. Weil das Buch angeblich über "88 wissenwerte Dinge" aufklären soll, der Verlag. Nach dem Aufschreiben dieses Werbespruches aber war im Werbe-Team aber wohl nicht mehr allzu viel Hirnleistung übrig, denn 88 bedeutet leider auch etwas anderes: Neonazis codieren so den verbotenen Hitlergruß, weil das H der achte Buchstabe des Alphabets ist.

Aber damit nicht genug: Auf dem Deckel des Buches steht "Typische Irrtümer und neueste Erkenntnisse" – als sollte hier die verbotene Holocaust-Lüge bestritten werden. Reife Leistung, so viel Doppeldeutigkeit hätten sich selbst Nazi-Verleger nicht besser ausdenken können.

Zum Glück: Auf Twitter, wo viele User dank der 30-Stunden-Woche bei vollem Langeweile-Ausgleich überhaupt keine anderen oder richtigen Probleme haben, brach daraufhin ein kleiner Shitstorm los. Einige User empören sich über die Ignoranz der Werber, andere verballhornen alte Buchwerbe-Slogans über "Reinheit" oder fragen sich, ob man mit dem Laufbuch wohl auch "lange Märsche Richtung Osten" möglich seien. Perfiderweise kochte die ganze Sache pünktlich zum 8. Mai so richtig hoch, dem Tag der Kapitulation Nazideutschlands. Was man dem Verlag aber wohl nicht vorwerfen kann, die fraglichen Bücher sollen schon seit Anfang März verkauft worden sein. Auch das kann aber natürlich Teil eines perfiden Planes sein.

6 Kommentare:

  1. Also wirklich - ein Skandalissimus mindestens hoch 5,45 - wenn nicht sogar hoch 33!

    Sind doch seit Gründung "Deutschlands", 1990, in jedem Buch die Seiten 14, 18, 28 und 88 nicht mehr mit Zahlen zu versehen. In Neubauten gibt es keine Etagen 14, 18, 28 und 88 mehr, und auch beim Lotto werden 14, 18 und 28 nie gezogen.

    Man sollte endlich auch das Xlpxxbet bereinigen, und die Buchstaben X und X mit einem X ersetzen. Nur so kann die Sprxcxe wirkungsvoll entxitlerisiert werden.

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  2. Skandal - oder listiger Werbegag? Ich erkühne mich, zu behaupten: Letzteres.

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  3. Teile das 1000jährige Reich, durch 10 kleine Negerlein und ziehe 12 Nahtsiejahre ab.

    Welches Ergebnis darf auf keinen Fall rauskommen?

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  4. Perfide sind auch die ins Auge fallenden Buchstabencodes:
    "... wiSSen muSS ..."

    Soviel dreckige Wäsche kann man nur noch mit Arierel waschen!
    http://www.fr-online.de/panorama/ariel-88-ariel-wirbt-mit-hitler-code,1472782,27079908.html

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  5. Nachtrag: Habe jetzt erst auf die Links geklickert, da ist es dann auch durchgesickert: Schlüpfst du in den Laufschuh rein, dann muß er Ariel-sauber sein!

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