Freitag, 19. Dezember 2014

Laptopdiebstahl: Rechnerräuber im Bundestag

Der frühere SPD-Politiker Sebastian Edathy war sich ganz sicher, dass ihm sein Anfang des Jahres in einer günstigen Situation als gestohlen gemeldeter Laptop wirklich von einem Dieb entwendet worden ist. Im Zug war das, als er "mal zwanzig Minuten draußen war, um zu rauchen", sagte er. Als der seinerzeit keineswegs auf der Flucht, sondern auf einer Reise ins befreundete europäische Ausland befindliche Sozialdemokrat, bis heute Parteimitglied, vom Paffen zurückkehrte, war der Rechner verschwunden. Huch, schade drum. Aber das passiere eben, sagt Edathy, sogar gar nicht so selten, vor allem im Bundestag.

Und zumindest damit hat der Niedersachse völlig recht. Das Parlament ist, zumindest laptopdiebstahlmäßig gesehen, nach Angaben der Bundestagsverwaltung ein Epizentrum des Verbrechens in Deutschland. Zwanzigmal meldeten Parlamentarier in der vorigen Wahlperiode gestohlene Mobilrechner an die Bundestagsverwaltung - bei 631 Bundestagseinwohnern wurden damit sagenhafte 3,16 Prozent der Gesamtbevölkerung des Parlaments Opfer eines Laptop-Diebes.

Eine Diebstahlrate, die geradezu astronomisch ist, wie Vergleichszahlen zeigen. Von 2,5 Millionen Einwohnern Brandenburgs etwa zeigten im Jahr 2013 nur ganze 323 ein gestohlenes Laptop an - das entspricht auf vier Jahre hochgerechnet einer Quote von ganzen 0,052 Prozent. Die Laptopdiebstahlrate im Bundestag dagegen liegt bei 0,79 Prozent – 15 Mal so hoch wie die von Brandenburg. Der gut bewachte Bundestag, gelegen im zivilisierten Zentrum Berlins, mit Pollern abgesperrt, von Polizei umstellt und mit Überwachungskameras versehen, ist damit für mobile Rechner gefährlicher als die menschenleeren No-Go-Areas im tiefen Osten: Während innerhalb einer Wahlperiode jeder 30. Bundestagsabgeordnete von einem Notebook-Räuber behelligt wird, ist es unter den nichtparlamentarischen Brandenburgern, die statt Dienstlaptops private Notebooks nutzen, im selben Zeitraum nur jeder 7600.

Da hat Michael Hartmann, Edathys Gegenspieler in der Schmuddelaffäre um Kinderpornobilder und quer durch die Politelite durchgestochene Dienstgeheimnisse aus dem Bundeskriminalamt, geradezu Glück gehabt. Trotz der hohen Wahrscheinlichkeit für einen Bundestagsabgeordneten, Opfer eines Laptopdiebes zu werden, kam dem Gelegenheitsnutzer der Leistungsdroge Crystal sein Notebook nicht abhanden, nicht einmal, als in Edathys Zugabteil die Tatortreiniger zuschlugen.

Nein, Hartmann wurde Opfer eines Smartphonediebes, der ihm justament kurz nach Bekanntwerden der Affäre das hochgeheime Krypto-Diensthandy klaute, über das er mit Edathy per SMS kommuniziert hatte.

5 Kommentare:

  1. Am besten bei jeder Affäre die in diesem Zeitraum gemeldeten Laptop/Smartphone-Diebstähle deren Eigentümer gleich mit verhaften oder wenigstens recherchieren, in welchem Zusammenhang diese mit der kriminellen Person stehen. Die Trefferquote dürfte hoch ausfallen.

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  2. Ein ähnliches Phänomen gibt es in den USA. Dort hat die Obama-Regierung die Bundessteuerbehörde IRS (Internal Revenue Service) in eine Gestapo umfunktioniert. Diese hat poltische Gegner der Demokratischen Partei (also vorzugsweise Tea Party) bis aufs Blut schikaniert und versucht finanziell zu vernichten (Fachausdruck. "Targeting"). Wie überrascht waren die Mitglieder eines von den Republikanern erzwungenen Untersuchungsausschusses als sie von einem rätselhaften massenhaften Festplattensterben beim IRS hören mussten bei dem alle E-mails die irgendetwas mit den hochkriminellen Aktivitäten der IRS zu tun hatten leider verlorengegangen waren. Besser als Kino. You Tube: "Trey Gowdy Grills IRS Commissioner Koskinen"

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  3. Jaja sehr mysteriös alles aber wie kann man als Abgeordneter überhaupt seinen Laptop unbeaufsichtigt lassen da sind doch sicher auch geheime Dokumente drauf also jetzt nicht nur die mehr oder weniger illegalen nacktbilder von Kindern.
    Sondern auch Spionage relevante Inhalte oder sind die auf selbstvernichtenden Kassetten?

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  4. wenn du immer einen neuen bekommst, kannst du schon mal straffrei an das gute glauben

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  5. Ich finde diese Zahlen sehr staunenswert. Wenn die stimmen, muss man sich mal fragen, warum niemand darüber berichtet.

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