Dienstag, 8. September 2015

Auch diese beiden mutigen Prominenten gründen ein Vorzeigeheim

Der bekannte Schauspieler Til Schweiger hatte als erster Prominenter die Idee: Da immer mehr Menschen nach Deutschland kommen, könnte es eine lukrative Idee sein, selbst ein Flüchtlingsheim zu bauen und zu betreiben. Über einen Mittelmann kaufte Schweiger mit einigen Gleichgesinnten die nach Hitlers Liebslingsgeneral benannte Rommel-Kaserne im Harz, um ein Zeichen für deutsche Willkommenkultur zu setzen: Hier sollen Flüchtlinge aus aller Welt künftig in einem "Vorzeigeheim" glücklich werden.

Erstbesichtigung des Objektes.
Ein Vorhaben, das nur funktionieren kann, wenn andere sich anschließen. Schafft eins, zwei, viele Flüchtlingsheime, lautet die Devise, nach der Deutschland die laufende Krise bewältigen muss. Genügend ehemalige Militärobjekte der ehemaligen Nationalen Volksarmee der DDR und der früheren Besatzungstruppen der Sowjetunion sind vorhanden. Hier können - nach einer gewissen Ertüchtigung der zum Teil angeschlagenen Bausubstanz - bis zu 800.000 Personen untergebracht werden. Das entspräche etwa der Mannschaftsstärke der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland und der Kriegssollstärke der NVA und reichte völlig aus, um alle in diesem Jahr zuströmenden Flüchtlinge ("Spiegel") unterzubringen.

Doch es braucht Privatinitiative, um das große Ziel zu erreichen, dachte sich Reinhold Herger, der deutsche Gründer der amerikanischen Feinschmeckerkette "Hot Bird". Zusammen mit Kevin Schnitte, gelernten Ostdeutscher, Koch und früher Soldat bei der Bundeswehr, ehe er die Erlebnisrestaurantkette "Talibar" gründete, hat Herger deshalb Nägel mit Köpfen gemacht. Die beiden Investoren erwarben in Thüringen eines Teils des Geländes einer früheren Heeres-Munitionsanstalt, um die ehemaligen Unterbringungsgebäude im Neubaustil zu einem Vorzeigeheim umzubauen.

Herger, als Sohn eines Grenztruppenoffiziers besonders betroffen von der Rückkehr einer Diskussion um Grenzen und Mauern, will hier "Konversion leben", wie er sagt. Von 1937 bis 1940 wurde in der früheren Schachtanlage Glückauf diese Muna eingerichtet", erzählt er. Historischer Boden, wie Herger und Schnitte beim Stöbern in Papieren feststellten, die im Keller von Gebäude A lagen: Am 28. Dezember 1945 kam es zu einem Unglück, dem 16 Menschen, überwiegend Frauen, zum Opfer fielen. Bei einem Brand hatten sich unter Tage giftige Gase entwickelt.

Im Mai 1945 besetzte die US-Armee das Gelände, Anfang Juli folgte die Sowjetarmee. "Mit erbeuteten deutschen Raketen wurde dann hier die erste existierende sowjetische Raketen-Einheit aufgestellt", beschreibt Herger. Auch V2-Raketen seien hier von der Roten Armee getestet worden. "Zu DDR-Zeiten diente die Anlage dann als Munitionsdepot", sagt Schnitte, "zunächst war ein Mot.-Schützen-Regiment hier, dann ein Panzerregiment".

Dann gar nichts mehr. In der strukturschwachen Gegend am Rande des Mansfeldes brökeln die Neubauten, in denen früher hunderte NVA-Experten wohnten, während sie Altmunition pflegten und auf Funktionsfähigkeit testeten. Nun aber soll neues Leben in die alten Betonblöcke einkehren, soll wieder Kinderlachen erklingen und nachts leises Schnarchen aus den Fenstern klingen. "Wir wollen einfach unseren Beitrag leisten", sagt Kevin Schnitte, der ebenso wie sein Kollege Herger entschlossen ist, "das Ding durchzuziehen, auch wenn uns der Wind ins Gesicht bläst".

4 Kommentare:

  1. Wer von "Heimen" spricht, sät Hass - auch, wenn er sie als "Vorzeigeheime" euphemisiert.

    Tatsächlich meint er "Lager".

    Es handelt sich jedoch um:

    - "Refudschie-Welcome-Center"

    - "Willkommens-Anlaufstellen"

    - "Ingetrationsberatungs-Servicecenter"

    Es heißt jetzt ja auch nicht mehr "Flüchtlinge", sondern "Schutzsuchende".

    Bis zur nächsten einschlägigen PR-Sprachreform jedenfalls. Haltbarkeitsdauer: 1 Monat?

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