Samstag, 11. März 2017

Jemen: Was ist das für 1 Land, das Trump nicht reinlassen will?

 

Trump will ihre Bürger nicht einreisen lassen, ehe nicht neue Sicherheitsbestimmungen ausgearbeitet sind. Zu viel Terrorismus, zu viel Intoleranz und Feindlichkeit dem Westen gegenüber, begründet es der Präsident. Nicht gegen Muslime, die früheren Moslems, richte sich das Dekret. Sondern gegen unsichere, feindliche Staaten. Was aber sind das für Länder? Wie funktionieren sie und  wie verfolgen sie Andersgläubige? Und wie viele sind überhaupt noch übrig?


Die werden in deutschen Medien gern als "überwiegend muslimisch bewohnte Länder" bezeichnet, wobei unklar bleibt, was mit "überwiegend" gemeint ist und wie es dazu kam. Im Jemen zum Beispiel, einem der betroffenen Länder, leben unter 27 Millionen Einwohnern nur noch drei Handvoll Christen und Juden. Und das nicht etwa, weil die früher dort durchaus in großer ansässigen Gläubigen der beiden anderen Buch-Religionen sich eines Tages überlegt haben, dass das Wetter woanders einfach besser ist. Ebensowenig liegt die Ursache darin, dass neuerdings islamistische Bewegungen Jagd auf Juden und Christen machen.

Verfolgung mit jahrtausendealter Tradition


Nein, die Verfolgung, die die beiden Minderheiten im Jemen zu erdulden haben, hält schon rund 1400 Jahre lang an. Damals flohen Juden und Christen in den Süden des heutigen Saudi-Arabiens, weil sie sich sonst hätten Zwangsislamisieren oder töten lassen müssen. Dieser harte Umgang mit Andersgläubigen ist keine islamistische Verirrung, sondern folgt der Vorgabe des Koran. „Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Gott und den jüngsten Tag glauben und nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter verboten haben, und nicht der wahren Religion angehören – von denen, die die Schrift erhalten haben – kämpft gegen sie, bis sie kleinlaut Tribut entrichten!“, heißt es in Sure 9, Vers 29.

Im Jemen wird das bis heute gelebt. Während alte Häuser noch Spuren jüdischer Tradition zeigen, liegt die Zahl der Juden wie die der Christen nur noch bei wenigen Hundert bis einige Tausend. Ganz klar ist das nicht, weil es jüdisches und christliches Leben im Jemen nicht mehr geben darf. Die große Synagoge von Aden schleifte ein wütender Mob schon 1947, die letzte katholische Kirche wurde im September 2015 zerstört.

Eine Einschränkung der Glaubensfreiheit, wie sie im #Muslimbann von Donald Trump liegt, ist darin nach Ansicht deutscher Medien nicht zu sehen. Die Verfassung des Jemen erklärt den Islam zur einzigen Staatsreligion, gleichzeitig räumt sie zwar formal Glaubensfreiheit ein, aber für die Errichtung von nichtislamischen Gebetshäusern benötigen Juden und Christen eine staatliche Genehmigung, die nicht erteilt wird. Nichtmuslime werden auch sonst diskriminiert: Früher mussten sie gelbe und blaue Bänder tragen, um äußerlich erkennbar zu sein. Heute dürfen sie zwar an Wahlen teilnehmen, selbst aber nicht gewählt werden.

Die Reisefreiheit der Intoleranten


Institutionalisierte Diskriminierung, die deutschen Medien in ihrem Kampf für die Reisefreiheit der Intoleranten so unangenehm ist, dass sie nie und nirgendwo Erwähnung findet. Dabei folgt sie einer jahrtausendealten Tradition, die sich heute auch dadurch ausdrückt, dass der Jemen keine Israelis einreisen lässt. Christlichen Männern im Jemen war es schon im Mittelalter nicht erlaubt, Gürtel oder Schwerter zu tragen. Juden durften keine Miqweh-Bäder in ihren Häusern haben, ebenso war ihnen die Pferdehaltung verboten und ihre Häuser durften keinesfalls höher gebaut werden als die ihrer muslimischen Nachbarn. Als Transportmittel durften Nicht-Muslime lediglich Esel halten, die sie nur ohne Sattel reiten durften. Ringe aus Gold und Silber waren ihren Frauen nicht gestattet. Im Erbfall galt islamisches Recht. Und stets mussten Juden und Christen Sondersteuern zahlen, um sich den Schutz der Muslime zu erkaufen.

Wenn der, was immer wieder mal geschah, trotzdem nicht gewährt wurde, schrumpfte die nicht-muslimische Bevölkerung weiter, durch Flucht und Tod. Und so wurde aus dem Jemen das "überwiegend muslimisch bewohnte Land", mit dessen verbliebener Bevölkerung, von der in all der Vertreibung, bei all dem Morden und Diskriminieren nie auch nur ein Wort des Widerspruchs und der Solidarität mit den Andersglaubenden zu vernehmen war, die deutschen Leitmedien-Redaktionen so hingebungsvoll mitleiden.


3 Kommentare:

  1. Wieviel Jemeniten wollten eigentlich letztes Jahr auf Urlaubsreise gen USA düsen? Weiß da jemand was genaueres? Es ist wohl ein harter Schlag für die arabische Reisebranche. Noch härter trifft es wohl die Herbergsväter in den USA selber, die sich auf Millionen zahhlungskräftiger Kunden gefreut hatten. Ärgerlich.

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  2. Ich finde es sehr bedenklich wie hier ein eurozentristischer wertemaßstab angelegt wird.

    Andere Länder andere Sitten und das ist auch gut so

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  3. "Die große Synagoge von Aden schleifte ein wütender Mob schon 1947

    "Wütender Mob"?

    Gem. Sprachregelung des Reichspropagandaministeriums heißt das heute Männergruppe.

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