Sonntag, 19. März 2017

Merkels treue Helferin: Das Phantom im Kanzleramt

Angela Merkel und ihre Schattenfrau Beate Baumann.

Beate Baumann gilt als die mächtige Frau hinter Angela Merkel. Sie stellt ihre Chefin über alles und bleibt nach außen hin vollkommen unsichtbar. Warum sich das in der Merkel-Dämmerung ändern könnte? Konkurrent Martin Schulz macht jetzt schon vor, wie enge Berater Schlagzeilen produzieren können: Sein Berater Markus Engels ist noch vor Amtsantritt bekannter als Beate Baumann nach 25 Jahren an Merkels Seite.


Das Wort „Chaos“ hat für die Frau an Merkels Seite keinen bitteren Beigeschmack. Beate Baumann (62) benutzt politisches Durcheinander als Taktik, die darauf angelegt ist, den Gegner zu überwältigen. Oder ihn abzulenken, um wichtigere Ziele durchzusetzen. Nicht weniger als das hat sich die Büroleiterin der Bundeskanzlerin, Hosenanzugträgerin und studierte Anglistin vorgenommen.

Die ersten zwei Jahrzehnte an der Seite des neuen Stars der CDU geben einen Vorgeschmack auf das, was kommt. Eine Revolution von oben, die sich gegen das linke, das rechte und das altbundesdeutsche Deutschland richtet und die Weltordnung, die daraus hervorgegangen ist.

Jähe Wendungen nach kurzer Beratung


Nie hat Angela Merkel gezögert, Enttäuschungen auch denen zuzufügen, die treu zu ihr standen. Sie wägt ihre Politik scheinbar lange ab, ist über Monate kaum zu sehen, spricht nicht, taucht aber dann auf und fällt entschlossen Entscheidungen. Atomausstieg, Klimapolitik, Ökostromwende, die Rettung Europas, die Öffnung der deutschen Grenzen - in schneller Abfolge kündigte Merkel den Deutschen in den vergangenen Jahren jähe Wendungen an. Doch was aussieht wie spontane Entscheidungen, oft materiell nur dürftig unterlegt, folgt einem großen Plan. Beate Baumann möchte Angela Merkel in die Geschichtsbücher schreiben als die Frau, die Deutschland gründlicher verändert hat als Adenauer, Honecker, Schmidt und Schröder, selbst als Ulbricht und dessen Vorgänger.

Sie selbst bleibt dabei im Schatten, steht ihrer Kanzlerin, die auch ihre gute Freundin ist, aber stets zur Seite. "Ein Pakt fürs Leben", nennen es Beobachter, die wissen, dass sich hier zwei Menschen gefunden haben, die einer Idee folgen. Ritter und Knappe, Pat und Patachon, Laurel und Hardy, die Vergleiche, die das politische Berlöin zieht, sind nicht immer schmeichelhaft, sprechen aber von großem Respekt der Frau gegenüber, die kein Wahlamt, aber das Ohr der Kanzlerin hat, von der aber eigentlich niemand etwas Genaues weiß.

Bei Beate Baumann gibt es keinen erbitterten Rechtsstreit um geplante Maßnahmen. Was nötig ist, wird zwischen Kanzlerin und ihrer Büroleiterin besprochen, öffnet sich die Tür, ist es beschlossen und muss nur noch umgesetzt werden. Parteigremien und Regierungsinstitutionen bekommen ihre Handlungshinweise, wie das im engen Kreis genannt wird. Im Nachhinein wissen selbst die zuständigen Minister oft - etwa bei der spontanen Grenzöffnung im Sommer 2015 - gar nicht mehr, was eigentlich passiert ist und wer es angewiesen hat.

Baumann, die hinter vielen dieser proeuropäischen, weltoffenen Entscheidungen steht, hat nie versucht, ihr Einreisegebot vom Sommer 2015, mit scharfer Kritik an Journalisten, Parteikollegen ihrer Chefin oder Zeitungsartikeln zu untermauern. Unter der Hand ist die Schattenfrau der Kanzlerin zwar nicht zufrieden, es heißt, sie schimpfe auch mal über die „sehr, sehr verlogene Presse“. Doch aus dem Kanzlerbunker, den das politische Berlin spöttisch "die Waschmaschine" nennt, dringen keine Nachrichten über interne Auseinandersetzungen nach draußen.

Heile Welt in der Waschmaschine


Heile Welt in der Waschmaschine, zwei Frauen gehen ihren Weg, still, aber zielgerichtet. Eine davon steht auf der Bühne, die andere füllt ihre Rolle als Faktotum: Unsichtbar, aber immer da, nicht zu greifen von der Öffentlichkeit, die ihre Hände nicht einmal suchend ausstrecken kann, weil sie kaum etwas weiß von der Existenz der Frau, die zugleich "politische Begleiterin, Beraterin, ein Warnsystem" ist, wie die FAZ einst schrieb.

In der siebten Etage an der Südseite des Amtes sitzt sie und plant, denkt, berät. Während in der sichtbaren politischen Welt von Tagesschau, Spiegel und Anne Will Scheingefechte toben, Wahlkämpfe und wirrer politischer Streit, halten Merkel und ihre Chefberaterin festen Kurs auf einmal gefasste Ziele.

„Darth Vader. Satan. Das ist Macht“, kokettierte der raubeinige Trump-Berater Bannon einst mit seiner Rolle im Weißen Haus. Ähnliches wird von Beate Baumann nie zu hören sein, denn die gebürtige Osnabrückerin ist eher still, bescheiden und mächtig nur, solange ihre Rolle im Merkel-Regime die bleibt, die sie ist: Ein Großvesir, ein Geheimrat.

Der historische Vergleich ist nicht so weit hergeholt. Die "Welt" nennt Merkels mächtigste Beraterin das "Phantom im Bundeskanzleramt", der "Stern" sieht "Merkels Schatten" am Werk. Beobachter überhöhen sie aufgrund ihrer kaum einschätzbaren Rolle schon als „die zweitmächtigste Frau der Welt“. Und im Internet versuchen sich Waschmaschinen-Astrologen an tiefenpsychologischen Überlegungen zum Verhältnis der beiden Frauen.

Die lichte Welt des Freihandels


Sicher ist: Baumann teilt Merkel politische Instinkte. Die beiden verstehen sich als Bewahrer, die sich vorgenommen haben, Deutschlands Platz in der Welt zu verteidigen. Ihre Position ist Mitte-links, ihre Verantwortung global. Die neue Ordnung, die Baumann und Merkel vorschwebt, ist in Wirklichkeit eine alte. Es ist die lichte Welt des Freihandels, der grenzenlosen Koexistenz, eines Nationalismus, der sich gegenseitig überwölbt, mit einem undurchsichtigen Netz an multilateralen Verträgen, unklaren Konsequenzen aus deren Verletzung und Rückversicherungen, die am Ende nie funktionieren.

Wie weit das Duo, das Deutschland in den letzten beiden Jahrzehnten zu so viel Wohlstand und Sicherheit verholfen hat, damit bei der vierten gemeinsamen Wahl kommt, hängt von Martin Schulz ab. Läuft es schlecht, kann es für Merkel wie bei ihrem historischen Vorbild Helmut Kohl enden. Als der übers Ziel hinausschoss, sein Haltbarkeitsdatum überschritten war, ließ ihn sein Wahlvolk einfach fallen.

2 Kommentare:

  1. Diese 2 Süßen wurschteln also an unserer Zukunft rum.....
    "...Beate Baumann besitzt nicht viel außer diesem mit der Macht geteilten Leben. Eine praktische Wohnung in Berlin mit praktischen Blumen auf dem Balkon. Einen schwarzen Golf... Alles so schlicht. Nichts außer Pflicht und Diskretion. [...] Keine Angela ohne Beate. Keine Beate ohne Angela." (Stern 05.03.2007)
    Baumann - - kinderlos
    A. Merkel - - kinderlos
    Altmaier - - kinderlos
    Ja ihr, die ihr für nichts vorsorgen müsst und euch um niemanden nach euch kümmern müsst - ihr gestaltet UNSERE Zukunft.
    12 Jahre Merkel/ Baumann sind schon genug. Bitte nicht 16 Jahre!

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