Dienstag, 5. Dezember 2017

GroKo: Der Kartoffelkönig

Eben noch sauer und schon wieder versöhnt: Martin Schulz erhört die Bitten aus dem Ausland.
Raus aus den Kartoffeln, wieder rein, dann raus und schließlich wieder rein – der scheidende SPD-Parteichef Martin Schulz hat auf der Zielgeraden seiner Amtszeit noch einmal deutlich gemacht, was die deutsche Sozialdemokratie mit ihm verlieren würde: Den Kartoffelkönig. Hatte der 63-Jährige am Donnerstag nach einem Lehrergespräch bei Walter Steinmeier noch entschieden dementiert, dass die SPD sich auf eine neue Große Koalition mit der Union einlassen werde,  war schon 72 Stunden später klar: Schulz machts doch.

Seine eben noch gäußerte Kritik Die an entsprechenden Meldungen, die Schulz  als „Fake News“  bezeichnet hatte, ist vergessen. Der Sozialdemokrat hat „Angela Merkel tief in die Augen geschaut“ (Schulz), sich stante pede verliebt und beschlossen, dass der innerparteiliche Streit über seinen schlingernden Führungskurs mit seiner Entscheidung für GroKo-Verhandlungen beendet ist. "Sie können davon ausgehen, dass wir nun alle Wallungen hinter uns haben und die Partei geschlossen steht", sagte er dem "Spiegel".

Das gilt, nur wie lange ist bei Martin Schulz nie klar. Es seien keineswegs die deutschen Wähler oder die SPD-Mitglieder gewesen, die seinen Meinungsumschwung bewirkt hätten, sagt Schulz. Er hatte die SPD-Führung direkt nach dem Aus der Jamaika-Verhandlungen gezwungen, ihr am Wahltag gegebenes Versprechen, zu einer großen Koalition nicht bereit zu sein, per Beschluss zu bekräftigen.

Dann aber kamen die europäischen Partner, die die SPD zum Eintritt in eine neue GroKo drängten. Sowohl vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron als auch vom griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras, zwei ganz wesentlichen Faktoren deutscher Innenpolitik, seien „entsprechende Signale“ gekommen, bestätigte Schulz der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Angesichts der internationalistischen Verpflichtung Deutschlands und der sich aus dem Hades-Plan ergebenden Aufgaben zum weiteren Ausbau der deutschen Dominanz in der EU habe er erkannt, dass es ohne Deutschlands Sozialdemokraten keine europäischen Reformen in Richtung verstärkter europäischer Zusammenarbeit geben werde.

Schulz, der Ende September schlagartig erkannt hatte, dass der Wähler seine Partei für den jahrelangen Pakt mit der Union abgestraft hatte, erkannte nun fast ebenso plötzlich, dass um eine Fortsetzung der Regierungskoalition kein Weg herumführt. "Das Schutzversprechen des Staates, das die Sozialdemokratie einst den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen erkämpft hat, kann nur über eine europäisierte Sozialdemokratie erneuert werden", beschreibt er seine Vision von einem bald anstehenden Zusammenwachsen von französischen und deutschen Sozialdemokraten.

Dazu muss nun nur noch die in der letzten Wahl marginalisierte SPD-Bruderpartei Parti Socialiste möglichst rückstandslos aus der SPD-geführten Sozialdemokratische Partei Europas entfernt und durch die nach Schulzens Definition ebenfalls sozialdemokratische Macron-Partei En Marche ersetzt werden.

6 Kommentare:

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,

    darf ich vorschlagen, die Reaktionskategorie "interessant" unter Ihren Artikeln neu zu benennen? Ich finde, "spannend" wäre insgesamt zeitgemäßer.

    LG

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  2. Wen wundert’s ? – Dem infamen Polit-Gangstertum wird doch keine verlogene Pseudo-Begründung zu blöd sein, um ihre Machtgelüste nicht aufgeben zu müssen. – Und dass das feige Blasrohrkriecher-Micheltum das alles unterwürfig und ergeben schlucken wird, bezweifeln die Sozial-Demok-Ratten ohnehin keine Sekunde lang. – Ihre rothschildplanetare Agenda aufzugeben, bloss wegen ein paar halbherzigen Aufmüpflingen, fällt denen sowieso nicht im Traum ein. – Denn das wurde ihnen offenbar unmissverständlich eingeschärft (Bildeberg lässt grüssen). – Sollte es Europa in immer stärkerem Ausmass wagen, aus dem Globali-/Bolschewi-Sierungs-Kurs auszuscheren, werden die „wahren Strippenzieher des Weltgeschehens“ kaum davor zurückschrecken, den Planeten in ein finanzielles/ökonomisches Chaos, oder sogar in einen neuen Weltkrieg zu bugsieren. –

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  3. FreiberuflerDezember 05, 2017

    Schauen wir mal...
    An allen Fronten der veröffentlichten Meinung läuft eine konzertierte Kampagne, die SPD in eine neue GroKo zu zwingen. Teile der SPD halten Merkel schon den Steibügel. Schulz wird eingesehen haben, dass er ein simples "Njet!" nicht mehr durchhalten kann. Wenn er geschickt ist, lässt er die Verhandlungen scheitern und schiebt es Merkel in die Schuhe.

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  4. @anonym1: muss ich schauen, wo das zu ändern geht

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  5. Ich wiederhole mich, nicht zum ersten Mal: Doch noch Groko, oder eine glitschbeliebige sonstige "Koalition" - es ist alles möglich, und ist alles Ritze, völlig Wumpe.

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