Alleingelassen: Zweimal sah Oliver Schnitzler nicht so gut aus, einmal ließen ihn seine Mitspieler einfach allein. |
Es wird Zeit, dass es vorüber ist. Nachdem der Hallesche FC zuletzt eine Art Angstblüte erlebt und dem Abstiegsgespenst entkommen war, kehrt im Spiel gegen die Würzburger Kickers die alte, dunkle Zeit von Hilf- und Harmlosigkeit zurück. Der scheidende HFC-Trainer Rico Schmitt, bis zur letzten Minute der Nachspielzeit im Auswärtsspiel in Meppen vor einer Woche noch dabei, eine für seine Amtszeit einmalige Erfolgsserie zu schmieden, hat umgestellt. Toni Lindenhahn und Daniel Bohl, die in den vergangene Wochen zu den Architekten des unerwarteten Aufschwungs gehörten, sitzen auf der Bank. Auf dem Platz stehen wieder Kleineheismann und der große Anführer Klaus Gjasula.
Bestbesetzung, der Papierform nach, doch auf dem Platz ruckelt und rumpelt es in den Reihen der Rotweißen. Es kommt kein Spielfluss zustande, weil sich kaum jemand bewegt. Ein paar Kabinettstückchen von Braydon Manu und eine Flanke von Marvin Ajani sind alles, was die 4300 Zuschauer von ihrer Mannschaft zu sehen bekommen. Allerdings sind auch die hundert Würzburger in ihrem Eckchen nicht besser dran: Die Kickers halten sich ebenso zurück, nach vorn geht nichts, hinten wackelt nicht.
Liegt es an der traurigen Stimmung, die im früheren Kurt-Wabbel-Stadion herrscht, das an diesem schönen Frühlingstag den Tod der ältesten HFC-Anhängerin betrauert? Margot Langner, ein Edelfan mit Erinnerungen an Zeiten, in denen der HFC noch nicht einmal HFC hieß, war zwei Tage vor der Partie mit 94 Jahren gestorben. "Ruhe in Frieden" heißt es auf einem Spruchband in der Fankurve, die diesmal nicht aus Unmut über die Mannschaft, sondern aus Respekt vor der ewigen Fanlegende erstmal stur schweigt.
Frieden auch auf dem Platz, wo sich die HFC-Abwehrspieler den Ball immer wieder gegenseitig zuschieben als forderten sie sich wechselweise auf: Mach doch mal was!
Niemand macht. Die erste HFC-Ecke nach einer Viertelstunde weckt die Fankurve, doch danach sind es die Gäste, die zumindest ein wenig am Gaspedal drehen. Wenig später muss Schnitzler einen weiten Flügelball mit dem Kopf in Aus klären, ein Warnschuss, der nirgendwo Alarm auslöst. Dabei war es nicht erste Mal, dass Tobias Schilk auf seiner Abwehrseite schlecht aussah.
Doch bleibt bei geruhsamem Sommerfußball, Gjasula strahlt nichts von der Dominanz aus, die er sonst wie eine Monstranz vor sich herträgt, Fennell, der vor dem Spiel erfahren hat, dass er keinen neuen Vertrag bekommen wird, bleibt ebenso blass wie Erik Zenga, der schon länger weiß, dass er nach Saisonende nach Sandhausen zurückkehren wird. Nach 35 Minuten gleicht Würzburg nach Ecken aus: Der Ball fliegt rein, wird rausgeschlagen, landet bei Nikolaou. Und der köpft aus zehn Metern ins linke obere Eck.
Mit hängenden Köpfen stehen Schmitts Spieler danach am Anstoßpunkt, ratlos. Und tatlos spielen sie weiter. Es zerrt niemand an den Ketten, es ist keine Idee zu sehen, kein Aufbäumen. selbst ein Schuss von Erik Zenga kurz vor der Halbzeit verdankt sich nur einem Zufall - und einem bisschen Pech. Er knallt fast ansatzlos aufs Tor, ist aber zu zentral, um dem Würzburger Torwart wirklich probleme zu bereiten. Im Gegenzug zum Glück auch Pech für Würzburg. Schnitzler segelt nach einem Würzburger Freistoß am Ball vorbei. Der Fehler bleibt aber unbestraft.
Zur Halbzeit macht sich warm, der Mann, der in den letzten Wochen fast im Alleingang bewiesen hatte, was mit dieser Mannschaft eigentlich möglich gewesen wäre, bestände sie denn aus elf oder doch wenigstens sieben Lindenhahns. TL6 ist auf dem Platz, und auf einmal bewegt sich dort etwas. Der Mann mit der 6, unter der Woche mit einem neuen Vertrag für drei Jahre ausgestattet, zeigt eine Körpersprache, die sich von der seiner Mitspieler unterschiedet wie die eines Boxers von der eines Curlers. Lindenhahn rudert und rennt, er fightet und springt. Immer wieder feuert seine Nebenleute an, Männer, bei denen sich die Bezeichnung "Mitspieler" bis dahin weitgehend verbietet.
Und siehe da: Als hätte der 27-Jährige bislang fehlende Komponente ins HFC-Spiel gemischt, wachen die Gastgeber nun spürbar auf. Ohne allerdings Zählbares zu produzieren. Ganz im Gegenteil: Das höhere Risiko, hinten nur noch mit zwei Mann zu stehen und die beiden Außenverteidiger weiter nach vorn zuziehen, spielt Würzburg in die Karten. Erst ist es der verlorene Sohn Dennis Mast, der Tobias Schilk übertölpelt, so dass der Pfosten gegen den Schuss des freistehenden Baumann für Schnitzler retten muss. Dann muss Tobias Müller in höchster Not einen Schuss vom selben Absender blocken.
Lindenhahn nimmt dann einen sehr langen Ball aus der Abwehr herunter, dass Fußballfeinschmecker mit der Zunge schnalzen. Ahlschwede rennt ihn um, Lindenhahn bringt den fälligen Freistoß selbst. Viel näher an einem Torerfolg war der HFC heute noch nicht. Aber das kommt noch: Minuten später zieht Lindenhahn einen Freistoß aus 20 Metern aufs Tor. Drewes muss alles geben, um den Ausgleich zu verhindern. Es folgt nun aber kein verschärfter Sturmlauf, sondern ein Offenbarungseid: Eine - schlecht getretene - Lindenhahn-Ecke fliegt aus der Würzburger Abwehr weit nach vorn, Schilk stellt sich einem Eins-zu-eins-Duell, das er prompt verliert. Dennis Mast bedankt sich herzlich mit dem 2:0 für Würzburg.
Ist es nun aus und vorbei? Nicht für Toni Lindenhahn. Wie aufgezogen fordert der einzige gebürtige Hallenser im Team die Bälle, als käme es noch darauf an, schimpft er, wenn sie ihn nicht erreichen oder ihm ein Dribbling misslingt. Fünf Minuten nach dem 0:2 hat er wieder Freistoß, wieder von der Stelle, von der er es vorhin schon einmal probiert hatte. Und diesmal klappt es: Zwar verpassen alle HFC-Spieler den Ball, der wie ein Stein in den Fünfmeterraum fällt. Aber Ahlschwede ist so nett, ihn ins eigene Tor zu lenken.
Es folgt eine Lehrvorführung in Mentalität und Siegeswillen. Toni Lindenhahn, immer noch das einzige bewegliche Element im halleschen Spiel, winkt zurück zu seinem Torwart Oliver Schnitzler. Der möge doch bitte die Fankurve hinter sich animieren, mehr Krawall zu machen. Schnitzler, der den HFC wohl auch wird verlassen müssen, tut nicht dergleichen.
Alles muss TL6 alleine machen, zumindest, bis Schmitt an der Seitenlinie erst Landgraf und dann Stenzel bringt. Jetzt sieht das HFC-Spiel nach Fußball aus, eine Druckphase geradezu, gemessen am Schlafwandler-Spiel bis dahin. Große Kombinationen sind zwar immer noch nicht zu sehen. Aber zumindest die Richtung stimmt - und wenn Lindenhahn mit seinem Freistoß eine Viertelstunde vor Schluss ein wenig mehr Glück gehabt hätte, wäre das der Ausgleich gewesen, den TL6 sich redlich verdient hätte.
Die meisten anderen nicht und deshalb zeigt der Fußballgott heute Härte. Diesmal ist es Nick FenneellMarvin Ajani, der seine Seite bis dahin gut zugemacht hatte, nachdem er nach hinten hatte rutschen müssen. In der 87. Minute aber fällt er im Zweikampf an der Außenlinie, Dennis Mast passt nach innen, Bytygi, der kurz zuvor noch freistehend gescheitert war, schiebt ein. Nun lässt auch TL6 den Kopf hängen, es ist vorbei und mehr als dass es doch nun bitte, bitte bald ganz vorüber sei, dieses Missverständnis mit dem Trainer und diesem oder jenem Spieler, wünscht wohl keiner im Stadion mehr. Noch vier Spiele sind irgendwie zu überstehen, zwei davon daheim, eines davon gegen den früheren Lieblingsgegner aus der Landeshauptstadt.
Läuft es ganz dumm für den HFC, steigt der Verein aus der Börde in zwei Wochen mit dem Schlusspfiff des Spieles in Halle in die 2. Liga auf.
Bestbesetzung, der Papierform nach, doch auf dem Platz ruckelt und rumpelt es in den Reihen der Rotweißen. Es kommt kein Spielfluss zustande, weil sich kaum jemand bewegt. Ein paar Kabinettstückchen von Braydon Manu und eine Flanke von Marvin Ajani sind alles, was die 4300 Zuschauer von ihrer Mannschaft zu sehen bekommen. Allerdings sind auch die hundert Würzburger in ihrem Eckchen nicht besser dran: Die Kickers halten sich ebenso zurück, nach vorn geht nichts, hinten wackelt nicht.
Liegt es an der traurigen Stimmung, die im früheren Kurt-Wabbel-Stadion herrscht, das an diesem schönen Frühlingstag den Tod der ältesten HFC-Anhängerin betrauert? Margot Langner, ein Edelfan mit Erinnerungen an Zeiten, in denen der HFC noch nicht einmal HFC hieß, war zwei Tage vor der Partie mit 94 Jahren gestorben. "Ruhe in Frieden" heißt es auf einem Spruchband in der Fankurve, die diesmal nicht aus Unmut über die Mannschaft, sondern aus Respekt vor der ewigen Fanlegende erstmal stur schweigt.
Frieden auch auf dem Platz, wo sich die HFC-Abwehrspieler den Ball immer wieder gegenseitig zuschieben als forderten sie sich wechselweise auf: Mach doch mal was!
Niemand macht. Die erste HFC-Ecke nach einer Viertelstunde weckt die Fankurve, doch danach sind es die Gäste, die zumindest ein wenig am Gaspedal drehen. Wenig später muss Schnitzler einen weiten Flügelball mit dem Kopf in Aus klären, ein Warnschuss, der nirgendwo Alarm auslöst. Dabei war es nicht erste Mal, dass Tobias Schilk auf seiner Abwehrseite schlecht aussah.
TL6: Spielt er noch drei Jahre so, bauen sie ihm in Halle ein Denkmal. |
Mit hängenden Köpfen stehen Schmitts Spieler danach am Anstoßpunkt, ratlos. Und tatlos spielen sie weiter. Es zerrt niemand an den Ketten, es ist keine Idee zu sehen, kein Aufbäumen. selbst ein Schuss von Erik Zenga kurz vor der Halbzeit verdankt sich nur einem Zufall - und einem bisschen Pech. Er knallt fast ansatzlos aufs Tor, ist aber zu zentral, um dem Würzburger Torwart wirklich probleme zu bereiten. Im Gegenzug zum Glück auch Pech für Würzburg. Schnitzler segelt nach einem Würzburger Freistoß am Ball vorbei. Der Fehler bleibt aber unbestraft.
Zur Halbzeit macht sich warm, der Mann, der in den letzten Wochen fast im Alleingang bewiesen hatte, was mit dieser Mannschaft eigentlich möglich gewesen wäre, bestände sie denn aus elf oder doch wenigstens sieben Lindenhahns. TL6 ist auf dem Platz, und auf einmal bewegt sich dort etwas. Der Mann mit der 6, unter der Woche mit einem neuen Vertrag für drei Jahre ausgestattet, zeigt eine Körpersprache, die sich von der seiner Mitspieler unterschiedet wie die eines Boxers von der eines Curlers. Lindenhahn rudert und rennt, er fightet und springt. Immer wieder feuert seine Nebenleute an, Männer, bei denen sich die Bezeichnung "Mitspieler" bis dahin weitgehend verbietet.
Und siehe da: Als hätte der 27-Jährige bislang fehlende Komponente ins HFC-Spiel gemischt, wachen die Gastgeber nun spürbar auf. Ohne allerdings Zählbares zu produzieren. Ganz im Gegenteil: Das höhere Risiko, hinten nur noch mit zwei Mann zu stehen und die beiden Außenverteidiger weiter nach vorn zuziehen, spielt Würzburg in die Karten. Erst ist es der verlorene Sohn Dennis Mast, der Tobias Schilk übertölpelt, so dass der Pfosten gegen den Schuss des freistehenden Baumann für Schnitzler retten muss. Dann muss Tobias Müller in höchster Not einen Schuss vom selben Absender blocken.
Seit TL6 (vorn) die Freistöße schießt, sind die wieder gefährlich. |
Ist es nun aus und vorbei? Nicht für Toni Lindenhahn. Wie aufgezogen fordert der einzige gebürtige Hallenser im Team die Bälle, als käme es noch darauf an, schimpft er, wenn sie ihn nicht erreichen oder ihm ein Dribbling misslingt. Fünf Minuten nach dem 0:2 hat er wieder Freistoß, wieder von der Stelle, von der er es vorhin schon einmal probiert hatte. Und diesmal klappt es: Zwar verpassen alle HFC-Spieler den Ball, der wie ein Stein in den Fünfmeterraum fällt. Aber Ahlschwede ist so nett, ihn ins eigene Tor zu lenken.
Es folgt eine Lehrvorführung in Mentalität und Siegeswillen. Toni Lindenhahn, immer noch das einzige bewegliche Element im halleschen Spiel, winkt zurück zu seinem Torwart Oliver Schnitzler. Der möge doch bitte die Fankurve hinter sich animieren, mehr Krawall zu machen. Schnitzler, der den HFC wohl auch wird verlassen müssen, tut nicht dergleichen.
Alles muss TL6 alleine machen, zumindest, bis Schmitt an der Seitenlinie erst Landgraf und dann Stenzel bringt. Jetzt sieht das HFC-Spiel nach Fußball aus, eine Druckphase geradezu, gemessen am Schlafwandler-Spiel bis dahin. Große Kombinationen sind zwar immer noch nicht zu sehen. Aber zumindest die Richtung stimmt - und wenn Lindenhahn mit seinem Freistoß eine Viertelstunde vor Schluss ein wenig mehr Glück gehabt hätte, wäre das der Ausgleich gewesen, den TL6 sich redlich verdient hätte.
Die meisten anderen nicht und deshalb zeigt der Fußballgott heute Härte. Diesmal ist es Nick Fenneell
Läuft es ganz dumm für den HFC, steigt der Verein aus der Börde in zwei Wochen mit dem Schlusspfiff des Spieles in Halle in die 2. Liga auf.
Margot Langner war schon HFC-Fan, als es den HFC noch nicht gab. |
Zengas Schuss kurz vor der Pause war aufs Tor, nicht vorbei. Nicht Ajani fällt vor dem 1:3, sondern Fennell. Bei dem offiziell noch nicht klar ist, ob er geht. Sagt Heskamp...
AntwortenLöschendas mit fennell andere ich sobald ich zeit habe. aber gehen muss es, offiziell.
AntwortenLöschenAufstieg in H***E
AntwortenLöschenGruß aus MD