Montag, 28. Mai 2018

Die Pharisäer: Datenschutz mit Datenkraken

Die CDU will alles wissen. Die IP-Adresse jedes Besuchers der Seite cdu.de wird gespeichert, zudem Datum und Uhrzeit der Anfrage, Zeitzonendifferenz zur Greenwich Mean Time, der Inhalt der Anforderung, also welche konkrete Unterseite aufgerufen wurde, der Zugriffsstatus/HTTP-Statuscode, die übertragene Datenmenge, die Website, von der die Anforderung kommt, der verwendete Browser, das verwendete Betriebssystem und dessen Oberfläche sowie Sprache und Version der Browsersoftware. Wozu die CDU das wissen muss? Welches das "berechtigte Interesse" ist, das die neue europäische Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) für erforderlich hält, damit Seitenbetreiber notwendige Daten verarbeiten können?

Die CDU schweigt sich aus. Im Unterschied zum EU-Parlament oder der höchsten spanischen Volksvertretung zeigt sich die Kanzlerinnen-Partei immerhin bemüht, so zu tun als mühe sie sich, die strengen neuen Vorschriften umzusetzen. So verweist die CDU auf die Union GmbH, die ihre Daten weiterverarbeite. Die wiederum verweist auf eine Software namens Matomo, mit der Daten analysiert würden. Und auf Addthis, das auch für irgendetwas gut ist.

Nichts davon ist zwingend, nichts dient einem anderen Zweck als dem, Besucher auszuforschen und Datenbanken anzulegen, von denen die CDU nicht verrät, wo sie sich befinden. Der von der CDU-Website genutzte Analysedienst Matomo, der jeden einzelnen Klick eines jeden Besuchern aufzeichnet und nachverfolgt, kann intern und extern betrieben werden - was die CDU macht, ob und an wen sie die Besucherbeobachtung ausgelagert hat, das verschweigt sie.

Die Grünen, deren EU-Abgeordneter Jan Albrecht seine Karriere auf die Ausarbeitung der DS-GVO gründete, sind da schon ehrlicher. Auch sie nutzen Matomo, um Besucher der Seite gruene.de auszuspionieren, geben aber zu, dass die so gewonnenen Nutzerinformationen ("einschließlich Deiner gekürzten IP-Adresse") nicht selbst verwenden, sondern an einen Server der Firma HostEurope im französischen Straßburg weitergeleitet werden.

HostEuropa gehört zum US-Konzern GoDaddy, dessen Hauptanteilseigner die beiden amerikanischen Private-Equity-Gesellschaften Silver Lake und KKR (früher Kohlberg Kravis Robertsburg). Letztere Firma ist unter anderem Besitzer der Verteidigungselektronik-Sparte der Airbus Group und des Marktforschungsinstitutes GfK, das in Deutschland die quasi amtliche Ermittlung der TV-Einschaltquoten besorgt.

Beste Gesellschaft, der sich die SPD insoweit anschließt, dass sie ebenfalls Matomo nutzt und ebenfalls behauptet, es sei für den Betrieb der Seite spd.de notwendig, die Adresse der vom Besucher zuvor besuchten Seite zu speichern. Diese "temporäre Speicherung" sei zur "Erbringung des Dienstes aus technischen Gründen und danach zur Sicherstellung der Systemsicherheit bzw. zu Dokumentationszwecken erforderlich". Für wie lange, sagt die SPD ihren Internetgästen nicht.

Die Linke ist da transparenter, sie deutet an, dass alle Daten "nach einer statistischen Auswertung gelöscht" würden. Die Partei nehme "den Schutz Ihrer persönlichen Daten" nämlich "sehr ernst" und halte sich strikt an die Regeln der Datenschutzgesetze: Personenbezogene Daten würden "nur im technisch notwendigen Umfang" erhoben und dann mit einer Analysesoftware namens Piwik durchleuchtet. Die heißt seit fünf Monaten Matomo, ist also dieselbe wie bei allen anderen Parteien. Ebenso wie alle anderen Parteien bindet auch die Linke Instagram, Facebook, Twitter und Youtube ein. Und ebenso wie bei allen anderen liest sich die "Datenschutzerklärung" wie das hilflose Geständnis, zwar nicht zu wissen, was man tut, aber eben nicht anders zu können.

Datenschutz am Tag drei nach der DS-GVO, der geht so: "Das Team der Grünen Bundesgeschäftsstelle informiert Euch per WhatsApp über aktuelle grüne Themen", habe "jedoch keinen Einfluss auf die Datenschutzbestimmungen von WhatsApp". WhatsApp speichere alle Nutzerdaten ("Texte, Fotos, Videos & Sprachnachrichten") auf Servern in den USA Sie unterlägen damit US-amerikanischen Gesetzen, nicht mehr europäischem Datenschutzrecht. Die Grünen geben zu: Sie haben keine Ahnung, was dort damit geschieht, ob Namen, E-Mail-Adressen und Referrer-URLs von arglosen Grün-Sympathisantinnen und Sympathisanten nur zur Wahl des nächsten Hitler genutzt oder gar für Kampagnen gegen das weltweite Verbot von Plastiktüten missbraucht werden.

Trotzdem nutzt die Datenschutzpartei Nummer 1 die Dienste der Datenkrake Nummer 1.

Eine Form der Konsequenz, die jeden Pharisäer neidisch machen dürfte.

3 Kommentare:

  1. Mir wäre etwas wohler wenn ich das nicht gewusst hätte. Trotzdem danke!

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  2. Wer ist schon so blöd, CDU, SPD und Grünen Daten zu liefern? Haben Sie sich schon einmal mit diesen verwirrt herumeiernden Haufen in Verbindung gesetzt? Wenn ja, dann waren Sie ebenfalls verwirrt und hatten ihren Verstand verloren. Was wollen Sie denn von denen? Belogen oder mit übelschmeckenden Phrasen übergossen werden? Haben Sie nichts Besseres zu tun, haben Sie zu viel freie Zeit? Mit solchen Ekelagglomeraten gibt man sich nicht nur nicht ab, man löscht irgendwelche Erinnerungsfragmente an sie sogar aus dem Gedächtnis, das nach der Löschung gleich besser funktioniert. Sie wirken auf das Denken wie Hundescheiße auf eine an duftende Aromen gewöhnte Nase. Dann kann es Ihnen auch egal sein, mit welchen Mitteln diese sektiererischen Grüppchen Daten analysieren, von Ihnen haben Sie jedenfalls keine. Ignorieren Sie auch Facebook, Twitter, Instagram und sonstige Datengrapscher und Sie können ruhig und unbesorgt Ihren Beschäftigungen nachgehen. Was stören Sie dann irgendwelche merkelärschige Datenverordnungen? Scheiß drauf!

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  3. ... mit diesen verwirrt herumeiernden Haufen ...

    Kann man so nicht sagen: Es sind abgefeimte, abgebrühte Psychopathen, die wissen, was sie wollen, und wie der Hase bremst. Und unter scharfer Befragung würden sie Taqiyya greifen, ohne deswegen Fahrradständer zu sein. Jedenfalls die mit männlicher Sozialisierung ...


    Mit solchen Ekelagglomeraten gibt man sich nicht ... nicht ab ...

    Wohl wahr, wohl wahr. Früher wähnte ich, sie durch psychologisch wohldurchdachte Schmähungen demoralisieren zu können, aber irren ist menschlich. Die empfinden kein seelisches Leid, zum Glück aber wenigstens körperliches, nur: Es ist noch lange nicht soweit.

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