Mitte, hinten, neben Stahlknecht. |
Sie hatten es "investigativ" genannt, als handele es sich um mehr als die Bestellung einer Stasi-Akte in der Jahn-Behörde. 28 Jahre hatte der Mitteldeutsche Rundfunk die des Stasi-IM "Walter Flegel" nicht sehen wollen, obwohl fast ebenso lange bekannt war, dass sich hinter dem Fantasienamen ein prominenter Mitteldeutscher versteckt: Michael Schädlich, Chef eines Wirtschafts-Forschungsinstitutes, hervorragend vernetzt bis in die Landesregierung und nicht zuletzt Chef des - bei seinem Amtsantritt - Viertligisten Hallescher FC.
Schädlich hatte den Posten übernommen, nachdem eine vom damaligen Rathaus geplante Fusion mit dem Ortsnachbarn VfL Halle missglückt und der eigentlich als Vorstandvorsitzender des vereinigten Vereins HFC 96 vorgesehene Boss der städtischen Versorgungsbetriebe von den HFC-Fans aus dem Saal gebuht worden war.
So machtbewusst Schädlich war, so zurückhaltend trat er öffentlich auf. Sogar in der Stunde des größten Triumphes, als die allerdunkelsten Jahre überstanden und der Aufstieg in die 3. Liga perfekt gemacht war, stand er in der zweiten Reihe, umlagert von denen, die ein bisschen Glanz abhaben wollten, als wolle er am liebsten hinter seinem Werk verschwinden. Der Innenminister, immer noch im Amt, und der Finanzminister und die Oberbürgermeisterin, beide aus der Öffentlichkeit verschwunden, sie alle jubelten lauter als Michael Schädlich. Alle klatschten emsiger und waren mehr Fan als der Chef mit dem Schal, dessen trockene Art eine Freudenexplosion jenseits eine Lachens mit gebleckten Zähnen nicht zuließ.
Im Jubel war der Mann, den die Fans "Doc" nannten, so verschlossen wie in den Krisen, immer wieder aufbrachen. Die Fragwürdigen unter den Fans machten Ärger, es gab üble Schlagzeilen und bundesweites Aufsehen, das Schädlich, der kantige Kommunikator, wegmoderieren musste, ohne die eigenen Ultras in ihrer anmaßenden Borniertheit allzusehr gegen sich aufzubringen.
So sehr das gelang, so sehr reizte es den neuen Mann im Rathaus, der eigens für seinen Wahlkampf einen "Verein gegen Gewalt im Fußball" gegründet hatte. Als der Aufsteiger, den alle immer "seriös" nannten, sich finanziell übernahm, schlug die Stunde des OB, der den - das ist eine bundesweit gepflegte Tradition - überwiegend von Zuwendungen städtischer Unternehmen lebenden Halleschen FC nur allzugern direkt in den "Konzern Stadt" eingegliedert hätte sehen wollen. Im Zuge der erneuten Rettung vor der Insolvenz Anfang des Jahres gelang es dann, zwei der drei Vorstände auszutauschen. Schädlich aber blieb, Männerfreundschaft hin oder her.
So wie er den früheren Finanzminister Bullerjahn überlebt hatte, überlebte er nun auch die beiden Männer, mit denen er den HFC aus der Ära Geidel, Völkner, Stark, Georg und Kricke über die Jahre mit Benes, Kanitz, Horvath, Hartmann und Kamalla bis zum Aufstieg mit Mouaya, Gogia, Ziebig und Wagefeld geführt hatte. Alle Signale, dass er gehen solle, ja, müsse, ignorierte Schädlich. Und fast schien er sich durch reines Aussitzen noch einmal durchsetzen zu können: Für die nächste Vorstandswahl, geplant für kurz vor Weihnachten, standen auch diesmal wie stets nur drei Kandidaten bereit. Zwei neue aus der Retterfront. Und der Dauerpräsident.
Als dann aber der MDR zielgenau zu berichten wusste, dass Schädlich "als Stasi-IM aktiver als bislang bekannt" gewesen sei - ein Ding der Unmöglichkeit, weil noch niemals irgendwo jemand berichtet hatte, wie aktiv er überhaupt gewesen war - deutete sich an, dass der Endkampf angebrochen war. Die Signale, ausgesendet mit Hilfe der Staatssicherheit, waren nicht falsch zu verstehen. Doch Schädlich ließ es weiter eskalieren: Er werde "prüfen", wie die Vereinsmitglieder nun zu seiner erneuten Kandidatur stünden, teilte er mit. Im Poker etwa die Stelle, an der ein Spieler sagt: Ich will sehen.
Bitte. Fünf Tage nach Schädlichs öffentlich bekundeter Weigerung, wegen seiner seit 28 Jahren bekannten IM-Tätigkeit kam ein Ultimatum aus dem Rathaus. „Die öffentliche Hand kann nicht mit einem Verein zusammenarbeiten bzw. ihn finanziell fördern, wenn an dessen Spitze eine Person steht, die als Inoffizieller Mitarbeiter für die Staatssicherheit tätig war“, hieß es darin.
Das war natürlich keine Anspielung auf Anetta Kahane, die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, die für Facebook Online-Hetzer jagt und von der Bundesregierung gefördert wird.
Sondern die letzte Eskalationsstufe, bei der Heiligen Inquisition genannt das Zeigen der Instrumente.
Michael Schädlich hat das Signal verstanden und binnen weniger Stunden seinen Abschied verkündet.
Was bleibt, ist Rätselraten: Wer wollte Schädlich weg haben? Warum jetzt? Für wen? War die Angst Schuld, im Falle eines Aufstieges in die 2. Liga unangenehme Fragen beantworten zu müssen? Oder liegen die Fans richtig, die Hass gegen den HFC am Werk sehen und glauben, die Gefechte an der Verwaltungsfront sollten den im Augenblick unaufhaltsam scheinenden Durchmarsch in die nächsthöhere Liga behindern oder gar gezielt verhindern?
Vieles wird sich klären, wenn der dritte Mann für den Vorstand gefunden ist. Oder öffentlich gemacht wird, wer vielleicht schon längst gefunden wurde.
Schädlich hatte den Posten übernommen, nachdem eine vom damaligen Rathaus geplante Fusion mit dem Ortsnachbarn VfL Halle missglückt und der eigentlich als Vorstandvorsitzender des vereinigten Vereins HFC 96 vorgesehene Boss der städtischen Versorgungsbetriebe von den HFC-Fans aus dem Saal gebuht worden war.
So machtbewusst Schädlich war, so zurückhaltend trat er öffentlich auf. Sogar in der Stunde des größten Triumphes, als die allerdunkelsten Jahre überstanden und der Aufstieg in die 3. Liga perfekt gemacht war, stand er in der zweiten Reihe, umlagert von denen, die ein bisschen Glanz abhaben wollten, als wolle er am liebsten hinter seinem Werk verschwinden. Der Innenminister, immer noch im Amt, und der Finanzminister und die Oberbürgermeisterin, beide aus der Öffentlichkeit verschwunden, sie alle jubelten lauter als Michael Schädlich. Alle klatschten emsiger und waren mehr Fan als der Chef mit dem Schal, dessen trockene Art eine Freudenexplosion jenseits eine Lachens mit gebleckten Zähnen nicht zuließ.
Im Jubel war der Mann, den die Fans "Doc" nannten, so verschlossen wie in den Krisen, immer wieder aufbrachen. Die Fragwürdigen unter den Fans machten Ärger, es gab üble Schlagzeilen und bundesweites Aufsehen, das Schädlich, der kantige Kommunikator, wegmoderieren musste, ohne die eigenen Ultras in ihrer anmaßenden Borniertheit allzusehr gegen sich aufzubringen.
So sehr das gelang, so sehr reizte es den neuen Mann im Rathaus, der eigens für seinen Wahlkampf einen "Verein gegen Gewalt im Fußball" gegründet hatte. Als der Aufsteiger, den alle immer "seriös" nannten, sich finanziell übernahm, schlug die Stunde des OB, der den - das ist eine bundesweit gepflegte Tradition - überwiegend von Zuwendungen städtischer Unternehmen lebenden Halleschen FC nur allzugern direkt in den "Konzern Stadt" eingegliedert hätte sehen wollen. Im Zuge der erneuten Rettung vor der Insolvenz Anfang des Jahres gelang es dann, zwei der drei Vorstände auszutauschen. Schädlich aber blieb, Männerfreundschaft hin oder her.
So wie er den früheren Finanzminister Bullerjahn überlebt hatte, überlebte er nun auch die beiden Männer, mit denen er den HFC aus der Ära Geidel, Völkner, Stark, Georg und Kricke über die Jahre mit Benes, Kanitz, Horvath, Hartmann und Kamalla bis zum Aufstieg mit Mouaya, Gogia, Ziebig und Wagefeld geführt hatte. Alle Signale, dass er gehen solle, ja, müsse, ignorierte Schädlich. Und fast schien er sich durch reines Aussitzen noch einmal durchsetzen zu können: Für die nächste Vorstandswahl, geplant für kurz vor Weihnachten, standen auch diesmal wie stets nur drei Kandidaten bereit. Zwei neue aus der Retterfront. Und der Dauerpräsident.
Als dann aber der MDR zielgenau zu berichten wusste, dass Schädlich "als Stasi-IM aktiver als bislang bekannt" gewesen sei - ein Ding der Unmöglichkeit, weil noch niemals irgendwo jemand berichtet hatte, wie aktiv er überhaupt gewesen war - deutete sich an, dass der Endkampf angebrochen war. Die Signale, ausgesendet mit Hilfe der Staatssicherheit, waren nicht falsch zu verstehen. Doch Schädlich ließ es weiter eskalieren: Er werde "prüfen", wie die Vereinsmitglieder nun zu seiner erneuten Kandidatur stünden, teilte er mit. Im Poker etwa die Stelle, an der ein Spieler sagt: Ich will sehen.
Bitte. Fünf Tage nach Schädlichs öffentlich bekundeter Weigerung, wegen seiner seit 28 Jahren bekannten IM-Tätigkeit kam ein Ultimatum aus dem Rathaus. „Die öffentliche Hand kann nicht mit einem Verein zusammenarbeiten bzw. ihn finanziell fördern, wenn an dessen Spitze eine Person steht, die als Inoffizieller Mitarbeiter für die Staatssicherheit tätig war“, hieß es darin.
Das war natürlich keine Anspielung auf Anetta Kahane, die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, die für Facebook Online-Hetzer jagt und von der Bundesregierung gefördert wird.
Sondern die letzte Eskalationsstufe, bei der Heiligen Inquisition genannt das Zeigen der Instrumente.
Michael Schädlich hat das Signal verstanden und binnen weniger Stunden seinen Abschied verkündet.
Was bleibt, ist Rätselraten: Wer wollte Schädlich weg haben? Warum jetzt? Für wen? War die Angst Schuld, im Falle eines Aufstieges in die 2. Liga unangenehme Fragen beantworten zu müssen? Oder liegen die Fans richtig, die Hass gegen den HFC am Werk sehen und glauben, die Gefechte an der Verwaltungsfront sollten den im Augenblick unaufhaltsam scheinenden Durchmarsch in die nächsthöhere Liga behindern oder gar gezielt verhindern?
Vieles wird sich klären, wenn der dritte Mann für den Vorstand gefunden ist. Oder öffentlich gemacht wird, wer vielleicht schon längst gefunden wurde.
Abklatschen mit Angelo Hauk, die Älteren erinnern sich. |
Da spielt wohl die Erinnerung einen Streich, mehrere Passagen sind einfach falsch. Insgesamt Thema verfehlt, wundert mich eigentlich sehr. Liegt vielleicht auch ein wenig an der Nähe. Selbst in Leuna ist das Echo des Knalls zu vernehmen.
AntwortenLöschenIch kann "anonym" nur zustimmen.
AntwortenLöschenSeit 1992 ist bekannt, dass Schädlich IM war.
Schon das hat mich persönlich zurückgehalten, auf diesen Verein auch nur einen Pfifferling zu geben.
Schädlich hat in sehr vielen öffentlichen Veranstaltungen mitgewirkt, z.B. als Moderator bei öffentlichen Foren.
OB Häusler und auch OB Szabadosz wussten genau, mit wem sie es tun hatten.
Sowas wie Schädlich sollte man nicht "zurücktreten" lassen, sondern schlicht rausschmeißen - hätte ich bereits 1992 gesagt.
Lesehilfe: es war bekannt seit 1992, das wird hier nicht in Abrede gestellt, also nicht bestritten. Es gab aber nie eine öffentliche Bewertung.
AntwortenLöschenMan könnte sich was denken. Der MDR sagt, Er habe bis ins Privateste geschnüffelt. Gedacht haben sie bisher vielleicht nur ins Private oder ins Privatere. Kommt nach Privateste das Intime usw. oder fängt das Intime bspw. schon vor dem Privateren an.
vorab ist es vielleicht notwendig, zu sagen, dass schädlcihs zeit natürlich abgelaufen war, im januar 17 spätestens. und dass hier kein versuch unternommen wird, seine tätigkeit zu entschuldigen oder seine verdienste um den verein zu heroisieren.
AntwortenLöschender hat immer gewusst, wo die wand ist und wie er seine allianzen schmieden muss, um zu profitieren.
aber:
wie sockenpuppe richtig sagt, bekannt war allein der fakt einer IM-tätigkeit, aber keine einzelheiten. entsprechend ist die behauptung, er sei als IM aktiver gewesen als bisher angenommen, völliger quatsch. es hat ja nie irgendwo irgendwer ein bestimmtes ausmaß beschrieben.
dass der mdr auf dieser ebene argumentiert, um eine vermeintlich neue belastung von schädlich behaupten zu können, verdankt sich wahrscheinlich einzig dem umstand, dass aus der akte kein verdacht hervorging, seine aussagen hätten irgendwem geschadet oder vielleicht schaden können. sonst wäre das nämlich zweifelsohne die nachricht gewesen.
war es nicht, folglich notgedrungen die konstruktion, alles sei noch schlimmer gewesen als gedacht. schließlich ist die ganze nummer nur gesatrtet worden, um etwas zu bezwecken, das sicher mit allem zu tun hat, aber nicht mit dem unbezwingbaren drang der beteiligten, verbrechen und vergehen und moralisches versagen aufzudecken, das sich vor 29 jahren abgespielt hat.
das ist einfach heuchelei auf allen frequenzen
Ist das neben Schädlich Stahlknecht ?
AntwortenLöschenhttp://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13487487.html
Harry war ein paar Jahre später mein Kollege.
Er ist 1 Jahr nach dem Artikel aus dem Landgericht abgeräumt worden.
Ergänzung:
AntwortenLöschenDer HFC hatte mal einen Rechtsanwalt als Vizepräsidenten(?), der aussah wie ein Zuhälter.
(Das sage ich, obwohl ich mich in der Branche nicht so gut auskenne !)
... und den Kneiper vom Merseburger Südeck als Caterer ... also der *hüstel* Betreiber der *hüstel* VIP-Launsch :-)
ja, ist er
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