Es wird eine großer Aufbruch werden zum runden Jahrestag der Deutschen Einheit, wenn die SPD mit der Gründung eines "Ost-West-Kulturzentrums" in einer mittelgroßen Stadt in Ostdeutschland ein Zeichen setzen wird für einen gesamtgesellschaftlichen Dialog. Das neue Haus, ein Forschungs-, Veranstaltungs- und Kulturzentrum, der als offener Ort der ständigen Begegnung, der Erinnerung, des Nachdenkens und der Debatte zu allen Fragen der zukünftigen Entwicklung Ostdeutschlands innerhalb der Bundesrepublik und im Kontext Europas, vor allem auch Osteuropas, dienen wird, ist der richtige Platz, die Erinnerung an 30 Jahre friedliche Revolution und Mauerfall mit einem neuen Aufbruch für Ostdeutschland zu verbinden.
Schon die Bauart des neuen "Palast der Republik" in der Mitte von Suhl zeigt, was damit gemeint ist. Als "offen" und "in der Mitte der Gesellschaft angekommen" bezeichnet die im Zuge der Bundesbehördenansiedlungsinitiative der Bundesregierung neugebildeten Bundesdiskussionsbehörde (BDB) ihre neue Zentrale selbst, die innerhalb von nur wenigen Monaten nach Bauplänen errichtet worden war, die zuvor schon für die BND-Zentrale in Berlin genutzt worden waren.
Um die Gestaltung, die aus einer Mischung aus Gigantismus und globaler Bescheidenheit besteht, zu verstehen, muss man sich noch einmal der Ziele erinnern, mit denen die genuine westdeutsche Stadtplanung in den goldenen Jahren der jungen BRD zu Werke ging. Sie stand unter politisch-ideologischen Vorgaben, die auf die systematische Modernisierung der heil über den Krieg gekommenen historischen Altstadt im sinne höherer Mobilität der Arbeitskräfte abzielten. Von Mitte der 1950er bis Mitte der 1970er Jahre entwickelten sich in der Bundesrepublik Deutschland die Großwohnsiedlungen mit einzelnen Prestigebauten, die als Nonplusultra des Wohnungsbau galten, weil sie autogerecht waren und schnelle Verfügbarkeit von Arbeitnehmern versprachen.
In die herausragend gestalteten Leuchttürme der neuen Zeit zogen zunächst vorwiegend Behörden ein, dann auch Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern zeigen wollten, wie erfolgreich sie sind. Die Architektur der gründerzeitlichen, unsanierten Altbauten hingegen galt als Ort der sozio-ökonomisch Schwächeren, hier tummelten sich Ausländer, Ältere oder Arbeitslose, die vom kapitalistischen Verwertungssystem nicht mehr benötigt wurden.
Die Behauptung, die Bundesrepublik habe ihre Altstädte nur deshalb nicht erhalten können, weil ihr die wirtschaftliche Kraft dazu gefehlt habe, ist hingegen ebenso irrig wie die, dass es keine eigenständige bundesdeutsche Architektur gebe. Die Bundesdiskussionszentrale belegt imposant, dass diese Sicht die ideologische Komponente ausblendet. Das neue Haus, geabut in den tiefen Osten hat sichtlich das Ziel, "eine optimale Umwelt schaffen, sozusagen das Paradies auf Erden – und dieses Paradies hat weder Vergangenheit noch Zukunft", wie Michael Frielinghaus schreibt.
Die Bundesdiskussionsbehörde (BDB) existiert nicht unabhängig von der Gesamtplanung der neuen Republik. Was die Politik hier verwirklichen will, sollte Modellcharakter haben. Planerisch knüpfte man dabei fast wörtlich an eine Idealkonzeption an, die der deutsche Architekt Ludwig Hilberseimer (1885 bis 1967) bereits 1924 entwickelt hatte. Danach sollten die Verkehrsarten – Fußgänger-, Straßenbahn- und Kfz-Verkehr – wie auch die so genannten städtischen Funktionen, nämlich Wohnen, Arbeiten, Erholung, jeweils strikt voneinander getrennt werden. Auf diese Weise meinte man, alle Abläufe berührungsfrei – und somit reibungslos und damit systemdienlich – organisieren zu können. Verräterisch war die Abbildung der Menschen in diesen Plänen: Sie schrumpften zu Ameisen.
Was Hilberseimer in Bildern von ungeheurer Eindringlichkeit ausgearbeitet hatte, war genaugenommen ein Plagiat: die exakte Übersetzung der Idee des Vordenkers Le Corbusier, das städtische Leben durch Architektur schnell, rationell und effektiv wie eine Autofabrik des amerikanischen Autokönigs Henry Ford zu gestalten.
Entsprechend begeistert sind die erdverbundenen und normalerweise nicht leicht zu begeisternden Thüringer von der Beton gewordenen Interpretation des Freiheitskampfes vom Herbst 1989, als Grenzen eingerissen und auf friedliche Weise ein freies Leben und demokratische Strukturen erkämpft wurde. Was hier von den ehemaligen DDR-Musterstädten noch steht, ist entweder Vandalismus und Verfall preisgegeben oder wurde zugrunde saniert und mit dem Zuckerguss unpassender Materialien, Farben, Bauformen bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Das "Typische" der DDR konnte nur als Karikatur der BRD-Wirklichkeit überleben. Ausgreifend und monumental erscheint die Selbstdarstellung dieses epochalen Kampfes mitten in der Stadt, die eher mittelklein als - wie es sich die SPD gewünscht hatte - mittelgroß ist.
Was nun aufscheint, in Form der BDB, ist ein Leuchtturm neuer Art mit einem "Alleinstellungsmerkmal", das die Stadt unverwechselbar macht. Suhl bietet bislang das Bild einer unzerstörten Kleinstadt des späten 20. Jahrhunderts, dominiert von Betonbauten und Parkhäusern. Wenn der Besucher in der Stadt auf Plattenbauquartiere trifft, so handelt es sich ausnahmslos um Ersatzwohnungsbau der DDR für im Krieg mutwillig zerstörte Altbauten. Mit einer Ansiedlungspolitik, die an diese Praxis anknüpft und Architekturikonen opfert, um endlich große Bundesbehörden in den Osten zu bringen, setzt man dieses unvergleichliche Potenzial gezielt ein, um Besseres auszuhandeln.
Schuld daran ist die Visionfähigkeit der Politiker, sich zwischen verschiedenen Zwischen zu entscheiden – zwischen derjenigen, die Suhl lieben, weil keine andere Stadt weltweit so heißt und zugleich an dieser Stelle liegt. Und denen, die es vorziehen würden, wenn Suhl woanders läge, anders hieße, anders wäre und anders würde. Die Bundesdiskussionszentrale bietet allen die Chance. Der breite Rayon, der die neue Zentrale der BDB auf allen Seiten umgibt, löst mit den straffen Zaungittern und den schrägen Gräben Bilder alter Festungsanlagen aus. Doch einige dürren Bäumchen und ein paar von renommierten Künstlern errichtete Kunst-Palmen, die auf ein Lied der DDR-Rockgruppe City anspielen ("Wo die Palmen sich verneigen") zeigen, dass der gewaltige fahlweiße Monolith, der von vielen alten Suhler Bauernhöfen im Umland aus sichtbar ist, den Eindruck eines gelandeten Raumschiffen gar nicht brechen will.
Die Freiheit, sie ist in den entdemokratisierten Osten gekommen wie ein Ufo, eine Kunstpalme, die bis heute keine Wurzeln schlagen konnte. Hier steht sie nun, erbaut nach Plänen der westdeutschen Demokraten Andrea Nahles, Heiko Scholz und Kevin Kühnert, ein Gebäude, dessen Gigantismus dem architektonischen Vorbild von Ceaușescus Parlamentspalast in Bukarest nacheifert und damit mahnt: Sehet, wo ihr gelandet wäret, hätten wir euch nicht befreit.
Damit sich der Bau in die bizarre Geschichte der Überwältigungsarchitektur weltweit ein: Bauhaus für Potentaten, ein Mahnmal für jeden Demokraten. In Deutschland zählt die BDB-Zentrale, aus der später einmal 12.000 Diskussionführer, Demokratielehrer und Propagandapraktikanten ausschwärmen sollen, um, so der Plan des SPD-Parteivorstandes, "Missverständnisse zwischen Westdeutschen und Ostdeutschen aufzuräumen" und "Gespräche über die vielen Brüche, die Familien in den 90er Jahren erlebt haben" zu führen.
Bis 2019 hat die deutsche Sozialdemokratie gewartet, diese Diskussion zu führen, zu viel anderes war noch zu tun. Dieses Jahr aber "verstehen wir als große Chance, über deutsch-deutsche Geschichte miteinander ins Gespräch zu kommen, einander zuzuhören und sich gegenseitig Respekt zu zollen", heißt es nun in einem Vorstandsbeschluss, der am Anfang eines der größten Bauvorhaben des Landes stand. Und nun Realität geworden ist: 14 000 dunkel getönte Fenstern lassen Blick in die insgesamt 260 000 Quadratmeter Zukunft der Demokratie zu. Diese Öffnungen der Fassade könnte man, da unendlich repetitiv und gleichförmig schmal dimensioniert, als Perforationspunkte in einer Mauer aus Schweigen interpretieren, das viel zu lange angehalten hat.
Jetzt endlich, wo der machtvolle Bau steht, der zeigt, dass die frühere deutsche Arbeiterpartei verstanden hat, kann eine "ehrliche und einander zugewandte Debatte" (SPD) beginnen. "Wir wollen neben der Aufarbeitung der DDR-Zeit besonders auch die Nachwendezeit in den Fokus nehmen", hat die SPD als Ziel vorgegeben, "die Debatte wollen wir nach vorne gerichtet führen, weil es auch eine Debatte um die Anerkennung der Lebensleistung ist."
Hat nicht Oskar Lafontaine früh vor der Einheit gewarnt? Ging nicht die neue Freiheit dann wirklich "bei viel zu vielen mit harten beruflichen und familiären Veränderungen einher?" Hatten nicht SED und SPD mit dem Papier "Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit" schon 1987 einen Plan vorgelegt, wie es besser gehen könnte?
Klar ist die Botschaft, die die Bundesdiskussionsbehörde ins Land tragen soll: Ein Gefühl des Aufbruchs, von Stolz und dem Willen, unsere Gesellschaft besser machen zu wollen, dazu Dankbarkeit Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten gegenüber, die heute "in allen ostdeutschen Bundesländern als Regierungsparteien Verantwortung" übernehmen und mitgestalten und ihren Beitrag leisten, die soziale Einheit zu vollenden.
Mehr Sorge um den Osten und die Wahlentscheidung der Menschen dort war nie. Obwohl die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist, ja, mancherorts akuter Fachkräftebedarf besteht und junge Leute heute wieder Perspektiven in ihrer Heimat finden, weigern sich viele Menschen, der SPD dankbar dafür zu sein. Die Methode Zorn, die frühere Parteivorsitzende pflegten, indem sie ihre Kritiker als "Pack" bezeichneten, hat nicht wie gedacht verfangen. Jetzt sollen es "Versachlichung und Versöhnung" (Nahles) richten.
Seit der SPD-Vorstand Ende Januar eine Arbeitsgruppe gegründete, die zeitnah konkrete Vorschläge ausarbeitete, wie ein Aufarbeitungsprozess über die Umbrüche in Ostdeutschland aussehen kann, ist eine in die Zukunft gerichtete Diskussion im ganzen Land in Gang gekommen. Was Egon Krenz einst "Dialog" nannte, den Emmanuel Macron jüngst als "nationale Debatte" wiederbelebt hat, wird in der professionellen Planung der SPD zu einer Institution, die die Macht hat, Deutschland durch Diskussion zu verändern. Mit einer lichten Höhe von mehr als 37 Metern steht die Zentrale der Bundesdiskussionsbehörde beispielhaft für das, was möglich ist, wenn politische Fantasie und entschlossenes Verwaltunghandeln auf einen gut geführten Haushalt treffen.
Archiv: Erfolgreiche Ansiedlung im Osten - das Bundesblogampelamt (BBAA) im mecklenburgischen Warin
Ein neuer Aufbruch
Schon die Bauart des neuen "Palast der Republik" in der Mitte von Suhl zeigt, was damit gemeint ist. Als "offen" und "in der Mitte der Gesellschaft angekommen" bezeichnet die im Zuge der Bundesbehördenansiedlungsinitiative der Bundesregierung neugebildeten Bundesdiskussionsbehörde (BDB) ihre neue Zentrale selbst, die innerhalb von nur wenigen Monaten nach Bauplänen errichtet worden war, die zuvor schon für die BND-Zentrale in Berlin genutzt worden waren.
Um die Gestaltung, die aus einer Mischung aus Gigantismus und globaler Bescheidenheit besteht, zu verstehen, muss man sich noch einmal der Ziele erinnern, mit denen die genuine westdeutsche Stadtplanung in den goldenen Jahren der jungen BRD zu Werke ging. Sie stand unter politisch-ideologischen Vorgaben, die auf die systematische Modernisierung der heil über den Krieg gekommenen historischen Altstadt im sinne höherer Mobilität der Arbeitskräfte abzielten. Von Mitte der 1950er bis Mitte der 1970er Jahre entwickelten sich in der Bundesrepublik Deutschland die Großwohnsiedlungen mit einzelnen Prestigebauten, die als Nonplusultra des Wohnungsbau galten, weil sie autogerecht waren und schnelle Verfügbarkeit von Arbeitnehmern versprachen.
In die herausragend gestalteten Leuchttürme der neuen Zeit zogen zunächst vorwiegend Behörden ein, dann auch Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern zeigen wollten, wie erfolgreich sie sind. Die Architektur der gründerzeitlichen, unsanierten Altbauten hingegen galt als Ort der sozio-ökonomisch Schwächeren, hier tummelten sich Ausländer, Ältere oder Arbeitslose, die vom kapitalistischen Verwertungssystem nicht mehr benötigt wurden.
Ausgespuckte Reste
Die Behauptung, die Bundesrepublik habe ihre Altstädte nur deshalb nicht erhalten können, weil ihr die wirtschaftliche Kraft dazu gefehlt habe, ist hingegen ebenso irrig wie die, dass es keine eigenständige bundesdeutsche Architektur gebe. Die Bundesdiskussionszentrale belegt imposant, dass diese Sicht die ideologische Komponente ausblendet. Das neue Haus, geabut in den tiefen Osten hat sichtlich das Ziel, "eine optimale Umwelt schaffen, sozusagen das Paradies auf Erden – und dieses Paradies hat weder Vergangenheit noch Zukunft", wie Michael Frielinghaus schreibt.
Die Bundesdiskussionsbehörde (BDB) existiert nicht unabhängig von der Gesamtplanung der neuen Republik. Was die Politik hier verwirklichen will, sollte Modellcharakter haben. Planerisch knüpfte man dabei fast wörtlich an eine Idealkonzeption an, die der deutsche Architekt Ludwig Hilberseimer (1885 bis 1967) bereits 1924 entwickelt hatte. Danach sollten die Verkehrsarten – Fußgänger-, Straßenbahn- und Kfz-Verkehr – wie auch die so genannten städtischen Funktionen, nämlich Wohnen, Arbeiten, Erholung, jeweils strikt voneinander getrennt werden. Auf diese Weise meinte man, alle Abläufe berührungsfrei – und somit reibungslos und damit systemdienlich – organisieren zu können. Verräterisch war die Abbildung der Menschen in diesen Plänen: Sie schrumpften zu Ameisen.
Was Hilberseimer in Bildern von ungeheurer Eindringlichkeit ausgearbeitet hatte, war genaugenommen ein Plagiat: die exakte Übersetzung der Idee des Vordenkers Le Corbusier, das städtische Leben durch Architektur schnell, rationell und effektiv wie eine Autofabrik des amerikanischen Autokönigs Henry Ford zu gestalten.
Begeisterung in Thüringen
Entsprechend begeistert sind die erdverbundenen und normalerweise nicht leicht zu begeisternden Thüringer von der Beton gewordenen Interpretation des Freiheitskampfes vom Herbst 1989, als Grenzen eingerissen und auf friedliche Weise ein freies Leben und demokratische Strukturen erkämpft wurde. Was hier von den ehemaligen DDR-Musterstädten noch steht, ist entweder Vandalismus und Verfall preisgegeben oder wurde zugrunde saniert und mit dem Zuckerguss unpassender Materialien, Farben, Bauformen bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Das "Typische" der DDR konnte nur als Karikatur der BRD-Wirklichkeit überleben. Ausgreifend und monumental erscheint die Selbstdarstellung dieses epochalen Kampfes mitten in der Stadt, die eher mittelklein als - wie es sich die SPD gewünscht hatte - mittelgroß ist.
Was nun aufscheint, in Form der BDB, ist ein Leuchtturm neuer Art mit einem "Alleinstellungsmerkmal", das die Stadt unverwechselbar macht. Suhl bietet bislang das Bild einer unzerstörten Kleinstadt des späten 20. Jahrhunderts, dominiert von Betonbauten und Parkhäusern. Wenn der Besucher in der Stadt auf Plattenbauquartiere trifft, so handelt es sich ausnahmslos um Ersatzwohnungsbau der DDR für im Krieg mutwillig zerstörte Altbauten. Mit einer Ansiedlungspolitik, die an diese Praxis anknüpft und Architekturikonen opfert, um endlich große Bundesbehörden in den Osten zu bringen, setzt man dieses unvergleichliche Potenzial gezielt ein, um Besseres auszuhandeln.
Schuld daran ist die Visionfähigkeit der Politiker, sich zwischen verschiedenen Zwischen zu entscheiden – zwischen derjenigen, die Suhl lieben, weil keine andere Stadt weltweit so heißt und zugleich an dieser Stelle liegt. Und denen, die es vorziehen würden, wenn Suhl woanders läge, anders hieße, anders wäre und anders würde. Die Bundesdiskussionszentrale bietet allen die Chance. Der breite Rayon, der die neue Zentrale der BDB auf allen Seiten umgibt, löst mit den straffen Zaungittern und den schrägen Gräben Bilder alter Festungsanlagen aus. Doch einige dürren Bäumchen und ein paar von renommierten Künstlern errichtete Kunst-Palmen, die auf ein Lied der DDR-Rockgruppe City anspielen ("Wo die Palmen sich verneigen") zeigen, dass der gewaltige fahlweiße Monolith, der von vielen alten Suhler Bauernhöfen im Umland aus sichtbar ist, den Eindruck eines gelandeten Raumschiffen gar nicht brechen will.
Die Freiheit, ein Ufo
Die Freiheit, sie ist in den entdemokratisierten Osten gekommen wie ein Ufo, eine Kunstpalme, die bis heute keine Wurzeln schlagen konnte. Hier steht sie nun, erbaut nach Plänen der westdeutschen Demokraten Andrea Nahles, Heiko Scholz und Kevin Kühnert, ein Gebäude, dessen Gigantismus dem architektonischen Vorbild von Ceaușescus Parlamentspalast in Bukarest nacheifert und damit mahnt: Sehet, wo ihr gelandet wäret, hätten wir euch nicht befreit.
Damit sich der Bau in die bizarre Geschichte der Überwältigungsarchitektur weltweit ein: Bauhaus für Potentaten, ein Mahnmal für jeden Demokraten. In Deutschland zählt die BDB-Zentrale, aus der später einmal 12.000 Diskussionführer, Demokratielehrer und Propagandapraktikanten ausschwärmen sollen, um, so der Plan des SPD-Parteivorstandes, "Missverständnisse zwischen Westdeutschen und Ostdeutschen aufzuräumen" und "Gespräche über die vielen Brüche, die Familien in den 90er Jahren erlebt haben" zu führen.
Bis 2019 hat die deutsche Sozialdemokratie gewartet, diese Diskussion zu führen, zu viel anderes war noch zu tun. Dieses Jahr aber "verstehen wir als große Chance, über deutsch-deutsche Geschichte miteinander ins Gespräch zu kommen, einander zuzuhören und sich gegenseitig Respekt zu zollen", heißt es nun in einem Vorstandsbeschluss, der am Anfang eines der größten Bauvorhaben des Landes stand. Und nun Realität geworden ist: 14 000 dunkel getönte Fenstern lassen Blick in die insgesamt 260 000 Quadratmeter Zukunft der Demokratie zu. Diese Öffnungen der Fassade könnte man, da unendlich repetitiv und gleichförmig schmal dimensioniert, als Perforationspunkte in einer Mauer aus Schweigen interpretieren, das viel zu lange angehalten hat.
Nach vorn gerichtet sprechen
Jetzt endlich, wo der machtvolle Bau steht, der zeigt, dass die frühere deutsche Arbeiterpartei verstanden hat, kann eine "ehrliche und einander zugewandte Debatte" (SPD) beginnen. "Wir wollen neben der Aufarbeitung der DDR-Zeit besonders auch die Nachwendezeit in den Fokus nehmen", hat die SPD als Ziel vorgegeben, "die Debatte wollen wir nach vorne gerichtet führen, weil es auch eine Debatte um die Anerkennung der Lebensleistung ist."
Hat nicht Oskar Lafontaine früh vor der Einheit gewarnt? Ging nicht die neue Freiheit dann wirklich "bei viel zu vielen mit harten beruflichen und familiären Veränderungen einher?" Hatten nicht SED und SPD mit dem Papier "Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit" schon 1987 einen Plan vorgelegt, wie es besser gehen könnte?
Klar ist die Botschaft, die die Bundesdiskussionsbehörde ins Land tragen soll: Ein Gefühl des Aufbruchs, von Stolz und dem Willen, unsere Gesellschaft besser machen zu wollen, dazu Dankbarkeit Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten gegenüber, die heute "in allen ostdeutschen Bundesländern als Regierungsparteien Verantwortung" übernehmen und mitgestalten und ihren Beitrag leisten, die soziale Einheit zu vollenden.
Mehr Sorge um den Osten
Mehr Sorge um den Osten und die Wahlentscheidung der Menschen dort war nie. Obwohl die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist, ja, mancherorts akuter Fachkräftebedarf besteht und junge Leute heute wieder Perspektiven in ihrer Heimat finden, weigern sich viele Menschen, der SPD dankbar dafür zu sein. Die Methode Zorn, die frühere Parteivorsitzende pflegten, indem sie ihre Kritiker als "Pack" bezeichneten, hat nicht wie gedacht verfangen. Jetzt sollen es "Versachlichung und Versöhnung" (Nahles) richten.
Seit der SPD-Vorstand Ende Januar eine Arbeitsgruppe gegründete, die zeitnah konkrete Vorschläge ausarbeitete, wie ein Aufarbeitungsprozess über die Umbrüche in Ostdeutschland aussehen kann, ist eine in die Zukunft gerichtete Diskussion im ganzen Land in Gang gekommen. Was Egon Krenz einst "Dialog" nannte, den Emmanuel Macron jüngst als "nationale Debatte" wiederbelebt hat, wird in der professionellen Planung der SPD zu einer Institution, die die Macht hat, Deutschland durch Diskussion zu verändern. Mit einer lichten Höhe von mehr als 37 Metern steht die Zentrale der Bundesdiskussionsbehörde beispielhaft für das, was möglich ist, wenn politische Fantasie und entschlossenes Verwaltunghandeln auf einen gut geführten Haushalt treffen.
Archiv: Erfolgreiche Ansiedlung im Osten - das Bundesblogampelamt (BBAA) im mecklenburgischen Warin
> "Ost-West-Kulturzentrums"
AntwortenLöschenvon denen hat keiner schawidows nummer, so viel ist mal sicher.
Was für ein gigantomatoisches Meinungsbildungsbollwerk, als hätten wir in Schland keine dringenderen Bauprojekte zu erledigen.
AntwortenLöschenWer soll darin was tun?
Oder wieder nur ein weiteres Postenbeschaffungsprogramm für ansonsten überflüssige weil nichtsnutzige Genossen der Geschwätzwissenschaften.
Früher nannte man sowas treffender "Umerziehungslager" und erinnert irgendwie an die brachiale Speerarchitektur zu Adolfs Zeiten.
Naja, passt allerdings zum sozialistischen Medienmachtkonzern SPD, der jede Kultur hofiert außer der deutschen.
Noch nachträglich zu Neiniläwn: Ich habe die schönste Jugendzeit im Diensthabenden System der Luftabwehr des Warschauer Paktes verbracht, eigne eine uralte 100 PS-Gurke, und zeche zuweilen mit pensionierten Militärpiloten.
AntwortenLöschenDer Prophet Sirach: Was Deines Amtes nicht ist, da lass deinen Fürwitz.