Freitag, 13. Dezember 2019

Jammer-Wessis: Der böse Boris


Der Morgen danach bringt genau den Katzenjammer, auf den sich Deutschlands Medien in den letzten Wochen mental schon so ausgiebig hatten vorbereiten können. Selbst die finalen Versuche, sich selbst mit ein paar herbeifantasierten Umfrageergebnissen vorzumachen, es könne noch anders kommen als befürchtet, wurden nur noch halbherzig vollzogen. Die Realität hatte auch die verrücktesten Träumer eingeholt, die sich vorgemacht hatten, der ausgewiesene Antisemit Jeremyn Corbyn könne mit dem Versprechen punkten, irgendwann ein zweites Referendum durchzuführen, um irgendwann noch später dasselbe Brexit-Theater wie in den vergangenen Monaten noch einmal vollstrecken zu können.

Es war der angeblich so "unberechenbare" (Tagesschau) Boris Johnson, der mit seinem klaren und verständlichen Freiheitsversprechen "get Brexit done" eine Perspektive aufzeigte. Raus aus einer EU, die sogar noch auf den allerletzten Metern des gemeinsamen Weges mit dem UK ihre eigenen Verträge brach, indem sie eine EU-Kommission wählte, die keinen britischen Kommissar hat, obwohl ein Kommissarsposten jedem Mitgliedsland zusteht und Großbritannien bislang unzweifelhaft weiterhin Mitglied ist.

Das Ergebnis der Wahlen ist eine Ohrfeige nicht nur für das Lager der Remainers im Königreich, sondern auch eine für die Friedensnobelpreisgemeinschaft: Das Schreckgespenst des Untergangs des UK infolge des Austritts aus der EU ist als Chimäre enttarnt, das Pfund hat seine Verluste ausgeglichen und die Londoner Börse hat in den letzten drei Jahren sechs Prozent mehr zugelegt als der deutsche DAX. Der angebliche Irrtum der Brexiteers auf der Basis "eines Referendums voller Unwahrheiten u illegaler Geldflüsse" (Renate Kühnast) vielleicht war er gar keiner?

Für die EU wäre es das Allerschlimmste, der Angsttraum schlechthin. Ein Staat direkt vor der Haustür, der schneller wächst, weil er schneller Entscheidungen treffen kann, der dynamisch auf neue Entwicklungen zu reagieren vermag, flink Chancen nutzt und ohne eine immer weiter ausufernde Bürokratie auskommt, die nur immer neue Ziele und Vorgaben für alles nur Denkbare produziert, ohne jemals aus dem Propagandamodus zu finden und zurückzuschauen auf die peinlichen Versprechen der Vergangenheit.

Der EU, ihren führenden Funktionären und den Politikern im politischen Berlin ist das Ausmaß der britischen Bedrohung bewusst. Von Anfang an galten alle ihre Bemühungen dem Ziel, die Briten in der Gemeinschaft zu halten - nicht, weil die Gemeinschaft ohne die Briten nicht sein kann, sondern weil sie ohne die Briten Gefahr läuft, weitere Mitglieder nach dem Vorbild der Briten zu verlieren.

Gerade in den Medienfabriken der alten Bundesrepublik, in denen eine Generation Journalisten arbeitet, in deren Leben es niemals gesellschaftliche Brüche oder jähe Wendungen gegeben hat, ist die Furcht fürchterlich groß, das Unbekannte einer gegenläufigen Entwicklung zu immer mehr Europa könnte das Gedankengebäude vom unanzweifelbaren Vorteil stetig wachsender Größe und ständig zunehmender Komplexität infragestellen.

Die einen fürchten ein Scheitern des Hades-Planes, die anderen eine Rückkehr des nationalen Europas von Vaterländern, deren Bevölkerung sich das Märchen von den "70 Jahren Frieden", den nur die EU gesichert habe, nicht mehr länger erzählen lassen wollen.

Was wohl würde dann aus all den Posten, den Operettenparlamenten, den Kommissaren, den Apparaten, den Milliarden, die heute noch ein gigantischer Geldstaubsauger nach Brüssel zieht, um anschließend Teile davon als "EU-Fördermittel" wie milde Gaben über denen auszuschütten, die das Geld erwirtschaftet haben? Der Brexit ist schlimm, weil der EU nun ein Nettozahler fehlt, der immer mehr Geld an die Gemeinschaft gespendet hat, als von dort zurückfloss. Noch schlimmer aber ist die Aussicht, dass der böse Boris nicht scheitern, sondern in zwei, drei oder vier Jahren besser dastehen könnte als der Rest vom Gemeinschaftsfest.

Was denn dann?, fragen sie sich in Brüssel und Berlin heute schon. Und in Warschau, Budapest und Prag ganz bestimmt auch.



3 Kommentare:

  1. Leyen macht in der EU da weiter, wo sie bei der Bundeswehr aufgehört hat. In diesem Fall: zum Glück.

    AntwortenLöschen
  2. https://kohlchan.net/.media/74d4e4d730fb49e9c494f9d0e06a9ac4-videomp4.mp4

    Internetzstar Zara Rampatz berichtet über ihre Hauptbeschäftigung : Zara sein

    AntwortenLöschen
  3. Das Oberkommando der Öffentlich-Rechtlichen gibt bekannt, dass unser Meinungsführer Claus Kleber heute Nacht in seinem Befehlsstand im “heute-journal”-Studio, bis zum letzten Atemzuge gegen den Brexit kämpfend, für Europa gefallen ist.” 

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.