Mittwoch, 28. April 2021

Geschlechterkampf auf dem Gesindesofa: Eine Präsident ohne -in

Die EU-Kommission selbst unterwirft sich der toxisch-männlichen Sprachperspektive frauenfeindlicher Idiome vermeintlicher Partnerstaaten (hier: Irland) mit denselben Werten.

Erst war da die Diskussion um die Sitzordnung beim EU-Türkei-Treffen in Ankara, bei der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Katzentisch hatte platznehmen müssen. Und nun wird auch noch öffentlich, wie ausländische Mächte die führenden Frauen des Kontinents ausbremsen, um ihre Weiblichkeit betrügen und sie strategisch gezielt missgendern. Konsequent herablassend wird Deutschlands Bundeskanzlerin da als "Chancelor" bezeichnet, EU-Chefin Ursula von der Leyen dagegen findet sich als "President" bezeichnet, als wäre sie keine Frau, sondern - wie über Jahrzehnte üblich - ein alter weißer Mann.  

"President" und "Chancelor"

President" und Chancellor - bisher haben die beiden Betroffeninnen die herablassende Behandlung nicht nur geschluckt, sondern sich die vermeintlich international "übliche" Bezeichnungsweise sogar selbst zu eigen gemacht. So spricht die Kommission selbst auf ihrer Internetseite durchweg von von der Leyen als "President", "Presidente" oder auch auf Französisch als "Président". Die korrekte weibliche Form hingegen findet sich ausschließlich in deutschsprachigen Beiträgen. Die EU begründet das mit angeblichen sprachlichen Traditionen, nach denen es etwa auf Spanisch, Französisch oder Englisch weder üblich noch möglich sei, ein geschlechtergerechtes deutsches Wort wie "Präsidentin" oder "Kommissarin" oder auch "Kanzlerin" entsprechend gleichberechtigungsschaffend zu übertragen.

Commissioner", "Commissairio" und "Notario" existieren nach dieser altüberkommenen Auffassung ausschließlich im Deutschen als weibliche Form. Bei der Benutzung anderer Sprachen sei diese dann eigenständig geschlechtergerecht mitzudenken, heißt es in Brüssel. Eine Begründung, die für Empörung sorgt, auch wenn die EU darauf bedacht ist, für genderbegeisterte deutsche Besucher ihrer Webseite und Leser*:_Innen ihrer Pressemitteilungen stets besonders bedacht weibliche Formen zu nutzen. Nach der Zurücksetzung der höchsten europäischen Autoritäten durch den türkischen Präsidenten aber liegen nun die Nerven blank in der Gemeinschaft, die seit der bis heute unausgeräumten inneren Meinungsverschiedenheiten um Zahl und Namen der venezuelanischen Präsidenten um ihre außenpolitische Statur ringt.

Geschlechterungerecht auf dem Gesindesofa

So hatte der Skandal um den Besuch von der Leyens bei Recep Erdogan auch eine geschlechtergerechte Seite: „Die Präsidentin", hieß es danach auf Deutsch in Brüssel, sei "klar überrascht“ gewesen, dass sei an einem Beistelltisch auf einem Gesindesofa platziert worden sei. In den anderen Unionssprachen blieb es hingegen bei der männlichen Form: Als "President" beschwerte sich von der Leyen dort nun selbst darüber, nicht ihrem Amt gemäß behandelt worden zu sein, weil sie eine Frau sei.

Zugleich forderte die im Deutschen als "EU-Kommissionschefin" bezeichnete der "head of the EU commission" von der Leyen mit Nachdruck die Gleichstellung aller Frauen in sämtlichen Weltsprachen. „Ich fühlte mich verletzt und alleingelassen, als Frau und als Europäerin“, sagte von der Leyen im Europaparlament und sie spielte damit womöglich auch auf den Umstand an, dass große EU-Sprachen wie das Spanische und das Französische bis heute nicht einmal ein Wort für das schöne und stolze Wort "Europäerin" oder "EU-Bürgerin" kennen.

Kampf für Frauen als Gleiche

Dies zeigt, wie weit der Weg noch ist, bis Frauen als Gleiche behandelt werden“, klagte von der Leyen das Festhalten der Partnerstaaten an maskulinen Bezeichnungen wie "Ciudadano des la Uniòn Europea" und "Citoyen Europeen" an. Sie selbst sei privilegiert, weil sie sich wehren auf die geschlechtergerechte deutsche Sprache ausweichen könne. Millionen Frauen, die durch die Verwendung ausschließlich männlicher Bezeichnungen täglich verletzt würden, könnten dies jedoch nicht und tausende viel schlimmere Zwischenfälle würden nie bekannt.

1 Kommentar:

  1. Dann sind wir wenigstens noch in einem Punkt der Welt noch einen Schritt voraus, wenn wir doch schon alle anderen Führungspositionen nach und nach abgeben.

    Andererseits sind doch sicher Rechtschreibregeln allgemein eine Erfindung es weißen Mannes und damit per se rassistisch. Wenn es nach BLM geht, sollen ja so gut wie alle Regeln bezüglich Mathematik und Orthographie abgeschafft werden. Es kann dann jeder nach seiner Facon glücklich werden und schreiben, bzw. rechnen wie er, sie oder es möchte. Verbindliche Regeln für alle sind so was von vorgestern.
    "Präsident" oder "Präsidentin" wäre dann ja auch schnurz oder gibt es hier feministische Ausnahmetatbestände?

    Vielleicht sind wir daher nicht mal mehr bei der woken Schreibweise vorne. Bedauerlich, würde aber zu unserem Gesamtbild passen.

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