Montag, 31. Mai 2021

EU-Impfpass: Wieder viel zu spät als nie

Hochfliegende Pläne, das kann sie, die EU. Nur mit den Terminen und der Umsetzung hat sie es nicht so.

Der ganz normale EU-Europäer kennt es gar nicht anders. Immer gibt es europäische Lösungen, immer wird es nicht lange dauern von der Ankündigung in Brüssel, den großen Schlagzeilen mit den herausragenden Versprechen. Und immer und immer und immer wieder verwandelt sich der hoch durch die Lüfte fliegende stolze Löwe der zu allem entschlossenen flinken, dynamischen und von aller Welt um ihre solidarische Gemeinsamkeit beneideten EU im Fluge in eine abgehärmte, traurige Krähe, der jeder Zuschauer nur noch wünscht, sie möge sich bei der Land nicht auch noch das Genick brechen.

Neue gemeinsame Großtaten

Die Abläufe sind also bekannt, sie sind von der europäischen Flüchtlingslösung bis zur Einigung über Israel, Venezuela, der Sommerzeit oder Nordstream 2 immer wieder geübt worden. Nie klappte etwas, aber kaum war sie hingefallen, begleitet vom spöttischen Gelächter der wenigen, die nach dem Verstreichen des von der EU angekündigten Termins einer Endlösung noch gefragt hatten, was nun daraus geworden sein, stand Ursula von der Leyen schon wieder in der Bütt, um die nächste gemeinsamen Großtaten anzukündigen.

Im März endlich, zum Jahrgedächtnis des Seuchenausbruchs, war der Kommission in Brüssel ausgefallen, dass irgendwer ab irgendwann vermutlich einen Nachweis über erfolgte Impfungen gut gebrauchen könne. Mitte März kündigte die EU-Kommission die Einführung eines digitalen Impfpasses "ab 01. Juni 2021" an - der Mund war voll wie immer, der Plan allerdings wie stets ein wolkiges Gebilde aus fehlenden Gedanken, keiner Idee, wie es gehen soll, und der Vorstellung, das Glück der Menschen liege im Trost, immer wieder vertröstet zu werden.

Ankündigungsweltmeister

Nun, 24 knappe Stunden vor der Zeit, weiß niemand viel mehr. Nur, dass das neue Reisedokument grün sein würde und die Einführung wie seinerzeit die große Impfung in allen EU-Staaten gleichermaßen stattfinden würde, hatte von der Leyen gleich anfangs verraten. Der neue "digitale grüne Nachweis" werde den "Europäerinnen und Europäern in diesem Sommer ein sicheres Reisen während der Corona-Pandemie" ermöglichen, das stand schon fest, auch, dass er "unentgeltlich in digitaler Form oder in Papierform bereitgestellt" werde. 1. Juni, unser Wort drauf!

Es dauerte allerdings nur Stunden, bis aus dem 1. Juni der Juni wurde, der sich bald in "Ende Juni" verwandelte, ehe er als "Anfang der Sommerferien" weitermachte. Ein EU-Termin der alten Schule, der seine Kraft aus der Mächtigkeit einer fabelhaften Ankündigung zieht, ein "ungewohntes Tempo innerhalb der Europäischen Union", wie ein Reiseportal sich freute, weil "Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, hat ihren Versprechungen Taten folgen" lasse.

Eine rein symbolische Einigung

Ankündigungstaten. Wie es beim Impfen immer darum ging, alle zuerst zu impfen, bis hinunter nach Afrika, so gab die Mischung aus europäischen Versprechungen und Umsetzung durch die Mitgliedstaaten vom ersten Augenblick an die sichere Gewähr, dass das alles nichts werden wird. zwei Monate brauchten die Mitgliedsstaaten allein, um sich über das "Impfzertifikat" insofern einig zu werden, dass "in der EU ein digitales Dokument" sein werde, "in dem Corona-Impfungen gespeichert sind". 

Welche genau, darüber muss immer noch weiter verhandelt werden, denn die symbolische Einigung umfasst noch nicht die darüber, ob Sputnik und der chinesische Impfstoff eigentlich inbegriffen sind. Deutschland aber macht bereits Nägel mit Köpfen. Pünktlich zum ursprünglich verkündeten europaweiten Starttermin des digitalen Impfpasses für alle 450 millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger begann nun mit einer feierlichen Vorstellung des Projektes "CovPass" ein Modellversuch in mehreren Bundesländern. 

Den richtig dollen scharfen Start hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn derweil "für den Sommer" in Aussicht gestellt, vermutlich zu einem Termin, den Spahn neblig mit "zweiten Hälfte des zweiten Quartals" beschrieben hat, werde es "soweit" sein. Dann geht es los, dann wird "CovPass" nach und nach ausgerollt, die bis heute bereits absolvierten 35 Millionen Impfungen werden digital nachbestätigt, beglaubigt und gestempelt, die laufende Impfkampagne kommt gleich in der App an und zu spät sei das überhaupt nicht, so Spahn, denn "nötige EU-Abstimmungsprozesse" bräuchten eben ihre Zeit.

2 Kommentare:

  1. Der goldene SchussMai 31, 2021

    Impfpass ... der neue Ariernachweis in der Bürokratiediktatur EU.

    Bald werden Impfverweigerer dann wohl auch als Volksschädlinge bezeichnet und gekennzeichnet, damit der Gehorsamspöbel Hetzjagden veranstalten kann, während er seine echten Feinde zu Heilsbringern verklärt.

    Sündenböcke für die Schäden der eigenen Dummheit brauchte man bei den Bessermenschen nämlich immer schon. Und Obrigkeitsanbetung gehörte ebenfalls dazu. Herdennutzvieh bleibt eben Herdennutzvieh.

    Und wenn sie sich dann alle wieder zusammenrotten wie zuvor, kann das nächste Virus losgeschickt werden, um die Blödmasse zu dezimieren.

    Der Traum: ein Planet für Megareiche und deren unbedingt notwendige Service-Sklaven.

    Alles andere stört diese Idylle nur und kann darum weg.

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  2. Die brauchen einen XXL Teppich, unter den das alles passt. Vielleicht ist der Teppich schon näher, als mancher glaubt.

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