Samstag, 12. Juni 2021

Wo niemand strickt, aber alle spinnen: Breit, weil ihr es seid

Es wird nicht mehr gestrickt bei den Grünen.

Es geht immer um das Geld anderer Leute, aber die Frage ist, um wie viel davon. Hin und her macht Taschen leer, aber stets nur eine: CO2-Steuer rauf und dafür das EEG auch? Oder Energiegeld zurückzahlen, damit genug für die Anschaffung eines E-Autos da ist? Konzentration auf das Sicherheitstempo auf Landstraßen von 70 Kilometern in der Stunde? Oder gleich überall auf Null durch Entzug aller Fahrerlaubnisse? Als würde ein einzelner Mensch in vier Richtungen und zugleich nach oben und unten laufen, schlägt der Zukunftseifer hier Salti im Stehen.

3.000 Änderungsanträge für das Wahlprogramm sind abzuarbeiten, einzufangen und umzudefinieren. Es darf nicht um Einfamilienhausverbote gehen, nicht zu sehr um um Kosten für den Einzelnen und zu meiden sind klare Ankündigungen jeglicher Maßnahmen einer künftig strengeren und strafferen Wohlstandszuteilung. Zugleich muss der Eindruck vermieden werden, es stehe alles schon fest, auch wenn das natürlich so ist.

Der Umbau von allem

Der Umbau von allem, er heißt hier "Transformation" oder nach einem alten Wort von Egon Krenz auch jeweils thematisch angepasst Soundso-"Wende", er nimmt unmittelbar Fahrt auf im Wolkenkuckucksheim der ehemals Alternativen, die heute in etwa die Mitte der Mitte der verbeamteten Saturiertheit einer Nation bilden, die Goethes Satz vom „was du ererbt von deinen Vätern hast" mit "erwirb es, um es zu verschleudern" beenden. Niemals ist die Rede davon, woher all das kommen soll, über dessen Verteilung so engagiert debattiert wird. Das alles ist da, es muss nun nur noch klimagerecht unter die Leute gebracht werden.

Der digitale Parteitag der Grünen, überschattet von der Lebenslaufkrise der Spitzenkandidatin, bietet bisher das alles und noch viel mehr. Niemand strickt, aber alle scheinen angestrengt zu spinnen, während auf einer triptychonalen Bühne Änderungsanträge diskutiert werden, indem zugeschaltete Mitglieder der Kanzlerinnenkandidatin ihre uneingeschränkte Solidarität versichern. "Stärkste Partei", "Lebenschutz", "Erhaltung der Art", drunter geht es hier nicht, denn realistisch sind die anderen schon, viel zu viel und viel zu sparsam mit Visionen. Könnte man nicht, hieß es gleich zum Auftakt, nächstes Jahr schon so viel auf den Spritpreis und das Heizen aufschlagen, dass die Armen im Land aufhören, zu fahren und dafür frieren? Bereit, wenn ihr es seid, steht hinten als Parteitagsmotto ökosozial nachhaltig auf eine vegane Bioleinwand gewebt. Je länger die Veranstaltung läuft, desto mehr scheint der Spruch zu verschwimmen in ein "Breit, weil ihr es seid".

Ein gutes Gewissen geht ins Geld

So schön, so vegan, so global ausgewogen war noch kein Parteitag jemals. Weil ein gutes gewissen naturgemäß meist ins Geld geht, bekennt sich die Parteispitze zum Begriff "klimagerechter Wohlstand", einer Erfindung der Bundesworthülsenfabrik (BWHF), die der Konkurrenz von der CDU zuvor schon den "Klimawohlstand" geliefert hatte. Es ist die Ökonomie des Wählbaren, die den Begriff definiert: Nicht Überholen ohne Einzuholen, sondern Wegnehmen ohne dass es gleich jemand merkt, das ist das Ziel. Nach dem, was die Grünen sich ausgedacht haben, wird das alles nicht kostenlos sein, aber auch nicht umsonst. Wer nicht mehr mit dem Auto pendeln muss, weil sich das ab 150 Euro CO2-Abgabe nicht mehr lohnt, kauft sich vom gesparten Geld einfach einen Elektroflitzer.

Wer vom Wähler*;:;?*Innen gewollt werden will, der muss sich trauen, solche Dinge zu versprechen, die heute noch wie Märchen wirken. "Ich brauche mal den Support", ruft eine Diskussionsteilnehmerin ins Knistern einer unterbrochenen Verbindung zur Zentrale. Danach tritt eine Gastrednerin auf, die auch etwas sagt. Auf der Seitenbühne ist der ZDF-Fernsehgarten aufgebaut, hier werden Bingo-Spiele und Jute-Tüten vorgestellt, "die alle Parteitagsdelegierten von uns nach Hause geschickt bekommen haben". Eine Specki-Tonne ist diesmal noch nicht dabei, hier sind noch Forschungsarbeiten nötig, um eine vegane Variante über Netflix auf den Weltmarkt zu bingen.

Zucht und Ordnung als Grundlage von Freiheit

Hach, was für eine Familie. Alle Farben sind vertreten und niemand hat die Absicht, etwas zu verbieten, sagt Parteichef Robert Habeck, der seine Rosa Luxemburg selbstverständlich gelesen hat. Zucht und Ordnung sind die Grundlage von Freiheit. Das Unterlassen all dessen, was nicht getan werden soll, ist die Basis, es künftig prinzipiell immer noch tun, vor allem aber, es auch dann noch freiwillig unterlassen zu dürfen. Jedes neue Verbot eine Einladung an die Menschen, ihre Freiheit klug zu nutzen, indem sie sich freiwillig nach dem richten, was andere möchten. Einer der wenigen Delegiertseienden, die wegen der Pandemieauflagen körperlich kommen durfte, um Gerechtigkeitspolitik und Klimaschutzpolitik endlich "zusammen zu denken und durchzusetzen" (Habeck), sucht in der Pause eine Raucherecke.

Die Freiheit, die selbst jeder Andersdenkende auch in Zukunft haben dürfen soll. Habeck ist nicht Lenin, aber wer das Klima schütze, indem er auf Freiheiten verzichte, die früher noch selbstverständlich waren, schütze die Freiheit und erlange sie so erst wirklich: Als die Einsicht in die Notwendigkeit, dass gesellschaftliche Regeln dazu dienen, das Verhalten von Menschen durch Erziehung zu ändern, selbst wenn es sich um bereits Erwachsene handelt. Lebenslanges Lernen, gründend auf einer guten sozialen Sicherung, guten Löhne und starken Tarifbindungen, staatliche Ernährungs- und Impfangebotsversprechen, ein natürlich "gut" (Antragskommission) ausgebauter Nahverkehr bis an den letzten Weiher und faires Internet - wie jedem Kanzlerinnenwahlverein ist auch dem grünen Geben seliger denn Nehmen.

8 Kommentare:

  1. Florida RalfJuni 12, 2021

    Unsere Umwelt, das sind nicht nur die Städte und Dörfer,
    unsere Umwelt sind auch all die Bäume im Wald.
    Unsere Heimat ist das Gras auf der Wiese,
    das CO2 in der Atmo und die Vögel in der Luft
    und die Tiere der Erde
    und die Fische im Fluß sind die Umwelt.
    Und wir lieben die Umwelt, die schöne
    und wir schützen sie,
    weil sie den hier Lebenden gehört,
    weil sie uns hier Lebenden gehört.

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  2. Florida RalfJuni 12, 2021

    es hat sich in vers 3 ein rechter kampfbegriff eingeschlichen. wir korrigieren uns und bitten, den fehler zu entschuldigen.

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  3. Kann es sein, daß ihr heimlich das Browser-Plugin photopea als AI eingebunden habt?

    Frage für einen Bildfälscher.

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  4. 0815Bürger @0815Burger

    Wahlkampfthema #Grüne " Breit, weil Ihr es seid "
    Tolle Beleidigung für die fetten #Öko-Weiber !

    https://twitter.com/0815Burger/status/1400464310678134797

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  5. https://www.bereit-weil-ihr-es-seid.de/

    Impressum ist geil.

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  6. €floria: ist wieder erlaubt!

    @anmerkung kannte ich nicht, war ausnahmsweise mal meine idee. platt, aber wenn der ball auf dem elfmeterpunkt liegt, muss man schießen


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  7. Glauben Menschen heute wirklich, das Attribut 'breit' bezöge sich auf die Geometrie von weiblichen Grünen? So weit ist es gekommen.

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  8. Eulogy

    Jeder lebt das Leben, das er gewählt hat! Du deins, ich meins.

    Und nein, du hast nicht alles versucht. Das weißt du auch.

    ..und ja, ich bin absolut nichts Besonderes. Das weiß ich, ich hab einen Spiegel und unzählich viele Menschen, die es reflektieren, Tag für Tag für Tag. Na, und. Doch schön, dass du nun auch endlich dahinter gekommen bist.

    Ich erwarte nichts. Das einzige was ich mir wünsche, ist, den Kleinen halbwegs glücklich groß zu kriegen, und, dass du nicht so was Blödes wie Suizit begehst. Werd glücklich, mit wem auch immer.

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