Donnerstag, 26. August 2021

"Jesusknabe" aus Bayern: Pornografische Zurschaustellung

Zuletzt war er 2012 "Kunstwerk des Monats" Dezember, ein unschuldiger Knabe, nackt, wie Gott ihn schuf. Ungeschützt zeigt er alles, aber freiwillig hat er das wohl nicht getan, damals vor einigen hundert Jahren, als der niederländische Künstler Nicolaus Gerhaerts von Leiden ihn sich zum Vorbild für eine kindliche Jesusfigur nahm. Wie andere ähnliche engelsgleiche Kinder wurde auch diese aus Weidenholz geschnitzte Darstellung, bis heute zu sehen im Bayerischen Nationalmuseum, als wunderschön gerühmt für seine "rosige Lebensechtheit" und in aller Naivität immer wieder öffentlich gezeigt, zeitweise sogar auf im Hochaltar der Kirche von Nördlingen.

Tiefe Verletzungen

Die tiefen seelischen Verletzungen des Jungen, der von Leiden seinerzeit in Straßburg am Oberrhein Modell hatte stehen müssen, waren nie ein Thema - obwohl bis heute keine schriftliche Einwilligung der Eltern für die obszöne Darstellung vorliegt.

Die Erben des Jungen aber wollen das jetzt ändern. Janice und Andreas Müller aus Nördlingen sind sicher, die Urururenkel des dargestellten Jungen zu sein. Und das berufstätige Paar findet es überhaupt nicht in Ordnung, "dass Ururuururopa damals mit gerade einmal vier Monaten nackt abgebildet wurde", wie Janice Müller sagt. Die Familie hat deshalb jetzt Konsequenzen gezogen: Sie will die Verantwortlichen wegen Kinderpornografie auf Schadensersatz verklagen. 

Lieden unter von Leiden

Alle Beteiligten sollen "wissentlich kommerzielle Kinderpornografie produziert, besessen und beworben" haben, ist Andreas Müller überzeugt. Nach alten Briefen, die im Familienarchiv der alteingesessenen Müllers-Sippe liegen, soll von Leiden vor Beginn seiner Schnitzarbeit zudem versprochen haben, die Genitalien von Opa Müller - "er hieß Karl", sagt Janice Müller - mit einem blickdichten Baumwolltuch zu bedecken. 

Das sei jedoch nie passiert. "Oder es ist zu teuer gewesen oder verloren gegangen", glaubt Andreas Müller, dessen Klageschrift allen Beklagten vorwirft, „seit hunderten von Jahren sexuelle Gefühle anzustacheln, indem sie unseren Vorfahren nackt öffentlich zur Schau stellen." Das sei, da es einen Säugling betreffe, Kinderpornografie. Mit der Ausstellung im Nationalmuseum würden zudem kommerzielle Interessen verfolgt. "Man versucht, zahlungskräftige Touristen anzulocken", schüttelt Janice Müller enttäuscht den Kopf.

Modische Nacktheit

Die immer wieder wiederholte Beteuerung, nackte sogenannte "Jesuskinder" aus der Spätgotik verbildlichten "die wahre Menschlichkeit Christi" und seien damit unverdächtig jedes sexuellen Hintergedankens, verfängt bei den durchaus kunstsinnigen Müllers nicht. "Schon im 15. Jahrhundert bekam doch die Kirchenfürsten selbst kalte Füße und Auftraggeber für solche Skulpturen verlangten, dass sie zumindest leicht bekleidet wurden." Großvater, wie die Müllers ihren Vorfahren liebevoll nennen, sei das verweigert worden,. "Er bekam eine Weintraube in die Hand, gedrückt, fertig", schimpft Andreas Müller.

Die Familie will das nicht länger hinnehmen. Janice und Andreas Müller führen an, Identität und  Name ihres Vorfahren seien "nun für immer verbunden mit der kommerziellen sexuellen Ausbeutung" durch die Zuschaustellung, die er seit seiner Zeit als Minderjähriger erfahre. Fotos seines Bildnissen würden bis zum heutigen Tage weltweit verbreitet, das Internet sei voll davon. "Wir möchten, dass das aufhört", sagt Janice Müller, "damit Opa seine Ruhe findet".

4 Kommentare:

  1. Holy shit bloß gut dass Kurt Cobain den Engel nicht auf irgendeinem Plattencover hatte, der täte sich glatt erschießen.

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  2. Das Bübchen hätte sich die Weintrauben doch auch vor sein Gemächt halten können. Tut er aber bis heute nicht. Eine gewisse Teilschuld muss da schon feststellen.

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  3. Man stelle sich vor, zu Hause läge noch ein oller Kunstband herum, u.a. mit Caravaggios sieghaftem Amor. Geschenk vom Betriebsjubiläum. Mehr K*nderporn* geht kaum. "Herausfordernde Pose" ... und der kleine Schniedel ...

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  4. Lustig ist ja der Spiegel auch manchmal. Die zeigen ein Foto mit einem Spencer Elden drauf, der ein kinderpornografisches Bild in die Kamera zeigt, auf dem der Schniedel eines kleinen Jungen kerzengerade ist, so freut der sich ob des ihm angesichtigen Geldregens.

    https://www.spiegel.de/kultur/musik/nirvana-baby-warum-klagt-spencer-elden-jetzt-wegen-kinderpornografie-a-51c5b1c3-d174-49ae-98ab-e5394b0329b2#ref=rss

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