Mittwoch, 30. April 2025

Medien in der Zeitenwende: Kritiker der Kritiker

Deutsche Leitmedien gleichen inzwischen einem einzigen Behördenspiegel: Wahr ist immer, was von oben kommt.

Es war einmal, da gehörte es zum guten Ton in der Medienbranche, sich nicht mit offiziellen Erklärungen abspeisen zu lassen. Der Reporter von altem Schrot und Korn wühlte nicht im Hausmüll der kleinen Leute, um denen falsche Gesinnung, falsche Freundschaften oder verkehrte Meinungen nachzuweisen. Der Kommentäter alter Schule prangerte nicht die Verfehlungen der Bevölkerungen beim Befolgen von Gesetzen, Richtlinien und moralischen Vorgaben an. Die großen Leitmedien, unabhängig und nur der Wahrheit verpflichtet, kontrollierten die Macht: Eine Vierte Gewalt ohne Waffen, die nur durch das Wort wirkte.

Keiner war sicher


Das aber schlug durch. Medien zwangen Minister zum Rücktritt. Sie fegten korrupte Präsidenten aus dem Amt. Sie legten Finger in Wunden, von denen niemand wissen sollte. Sie jagten Kanzler, Kaiser und Könige, kein Wirtschaftskapitän war vor ihnen sicher und wenn Parteien glaubten, sie könnten im Hinterzimmer tun und lassen, was sie wollten, dann folgte bald das böse Erwachen. 

Nicht nur vor dem Gesetz, sondern auch vor den Augen der Öffentlichkeit waren alle gleich. Ein Minister, der sichtlich Mühe hatte, "den Anforderungen seines Amts gerecht zu werden", durfte nicht darauf rechnen, damit durchzukommen. Ein Kanzler, der nur durch "gute Verkaufe wieder Glaubwürdigkeit" (Spiegel) erringen wollte, stieß auf granitene Kritik. selbst der erste Mann im Staate musste sich für schwiemelige Privatkredite rechtfertigen, ein Bobby-Car und ein Anruf bei einem seiner Jäger - die Macht der Gewohnheit einer alten Kumpelei - wurden ihm zum Verhängnis.

Kritiker der Kritiker


Wann genau es angefangen hat, dass große Medienhäuser ihre Rolle als Kritiker der Macht aufgaben und stattdessen begannen, als strenge Kritiker der Kritiker der Macht aufzutreten, ist im Rückblick schwer genau zu datieren. Noch zu Zeiten des sozialdemokratischen Bundeskanzlers Gerhard Schröder war längst nicht alles gut, was im Kanzleramt und im Kabinett an Losungen und Lösungen beschlossen wurde. Auch die schwarz-gelbe Koalition, die auf ein erstes Regierungsbündnis von Union und SPD folgte, musste sich harschen Widerspruch anhören. 

Erst mit der Zeitenwende um das Jahr 2015 herum ordneten sich die Reihen neu. Kritik wurde nun nicht mehr von unten nach oben transportiert, sondern von oben nach unten. Wo Demonstranten, die gegen Regierungsentscheidungen protestierten, sich nach den Hartz-4-Gesetzen noch des donnernden Applauses sämtlicher Medien sicher sein durften, wurden die Leute, die gegen Angela Merkels "Grenzöffnung" (Barack Obama) auf die Straße gingen,  vom ersten Moment an als Feinde des demokratischen Systems identifiziert. 

Bei Corona blieb es dabei: Bedenken waren so staatsgefährdend, dass große Medienhäuser mit dem größten Kaliber auf ein paar kleine Künstler größten Kaliber auf ein paar kleine Künstler feuerten, die "Häme über die Corona-Politik der Regierung" verbreitet hatten. Wer in der Energiekrise fror, tat das, um den Staat zu delegitimieren. Wer über die Inflation klagte, wollte den Klimaschutz durch höhere Preise für CO2, Netzentgelte und Sonnenstrom infragestellen.

Medien im Mantel der Macht


Vielleicht war das der Scheidepunkt. Nie mehr danach haben es die großen Medienhäuser von "Spiegel" über Süddeutsche, Zeit und FAZ bis ARD und ZDF geschafft, den Mantel der Macht wieder abzulegen, in den sie sich gemeinsam mit den Führern der demokratischen Parteien gekuschelt hatten. Seite an Seite stehen sie mit den Führungen der Parteien, die sich dafür spendabel zeigen  und Millionen springen lässt.

Das Geschäftsmodell früherer Zeiten, das Volk über die Umtriebe und Untaten der Mächtigen auf dem Laufenden zu halten, den Mächtigen aber gleichzeitig auch fortlaufend mitzuteilen, wie dünn das Eis ist, auf dem ihre Throne gründen, ist inzwischen weitgehend abgeschafft. An seine Stelle getreten ist eines, das sich bemüht, die Fehlentscheidungen, Irrungen und irritierend sachfremden Beschlüsse der Regierenden noch besser und immer noch besser als alternativlos und sehr, sehr gut zu erklären. 

Geschliffene Realität


Medien und Macht sitzen in einem Boot, aus dem Grundsatz, dass kein Journalist einem Politiker irgendetwas ungeprüft glauben darf, ist der geworden, dass nur noch geglaubt werden kann, was ein Amtsträger erklärt hat. Vor zehn Jahren noch wäre jeder Politiker ausgelacht worden, der verlangt hätte, Medien sollten ihrer Verantwortung nachkommen und für bessere Stimmung sorgen. 
 
Weil bessere Stimmung für bessere Stimmung sorge und die Voraussetzung für mehr Optimismus und eine wachsende Wirtschaft sei. Heute begreifen Leitmedien die Ermahnung als Aufforderung, den üblen "Schwarzmalern" (Der Westen) zu widersprechen und die Realität so lange glattzuschleifen, bis sie sich propagandistisch ausbeuten lässt. 

Bei allem Verschweigen, Kleinhalten, Aufblasen und Faktenchecken bliebt nie verborgen, wo ein gesteigertes Interesse an der Verbreitung einer Erzählung besteht und wo keines zu finden ist. Nachrichten sind kaum mehr als Material, aus dem Wirklichkeit nach Belieben geformt wird. Kritiker einer verheerend schlechten Wirtschaftspolitik werden so Verursachern der schlechten Wirtschaftslage. Wähler, die seit Jahren zunehmend verzweifelt versuchen, den dauerregierenden Parteien Nachrichten zukommen zu lassen, verwandeln sich in Staatsfeinde, Putin-Knechte und Nazis. 

3 Kommentare:

  1. Die leben vielleicht mehr als früher vom Wohlwollen der 'Stakeholders' abseits von Käufern und Abonnenten, da kann man sich allzu kritische Journalismussimulationen nicht mehr so leisten.

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  2. Es gibt nur noch kluge Politikerentscheidungen, da findet man echt nichts mehr zu kritisieren.

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  3. Dennis Scheck bei Frau Dr. Maischberger . Gut & Böse , Scheck berichtet .Altrosafarbene Krawatte mit türkisfarbener Fraktalmusterung .Der Badenser ( ist Scheck Badenser ? Bernd ist kein Mundartexperte ) -also der schwäbelnde Badenser ..können Badenser daherschwäbeln ? Also der badenser Intellektuelle ist die eigentliche Spitze der westdeutschen Intelligenzia Trumpkritik - smalltalk mit Maischberger .Scheck guckt verständig - die Migrationsmitbürgerinnenfrau von der Intelligenzzeitung hat vor 40 Minuten die brd Grenzschutzpolitik erläutert - Dr. D.Scheck hat geguckt. Durch die Brille , blickt er zur Redaktöse . Kameramann denkt mit und zeigt den lageanalytischen Dr. Dennis Scheck . Altsozi im INterview -dann talkshow . "wohlwollender Hegemon" .sagt der Herr Scheck . ist das westdeutsche TV vom Trump besessen ? 50 Jahre , Sei Gong vom Vietkong erobert . in den 80ern : Zeitung schreibt über den von W. es geht um agent Orange und um W.`s Rolle bei der Produktion / Vertrieb . von W. wusste nix von der agent-orange Produktion bei sich in der Firma wo er wohl Direktor war . 85 dann Rede im Bundestag . Der Mai .

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