Freitag, 2. Mai 2025

Mobile Stromspeicher: Ein hervorragendes Geschäft


Unverkäufliche Elektroautos als Ladestation: Wer investiert, kann pro Jahr bis zu 1,2 Prozent Rendite erwarten.

Sie stehen herum, werden nicht genutzt und helfen damit viel zu wenig beim Erreichen der Klimaziele. Einen Großteil ihrer Existenz verbringen Autos auf dem Parkplatz oder in Garagen, dabei werden sie allenfalls aufgeladen, um ihren Besitzern oder Nutzern weiter zu Diensten zu sein. Die bessere Möglichkeit, private Elektroautos in den Dienst der gesamten Gesellschaft zu stellen, wäre ihre Nutzung als Stromspeicher. Einer Studie des Climate Watch Institutes (CWI) im sächsischen Grimma zufolge könnte diese Maßnahme die Kosten des Energiesystems europaweit um jährlich bis zu 22 Milliarden Euro senken.  

Kräftig sparen überall

"Auch Verbraucher würden dabei kräftig sparen können", verspricht Herbert Haase, der die Untersuchung zum sogenannten bidirektionalen Laden im Rahmen einer Auftragsarbeit für die Brüsseler Kommission durchgefühert hat. Der Wissenschaftler und ausgebildete Ökotrophologe beschreibt die Wirkungsweise des neuen Verfahrens: "Dabei laden die Fahrzeuge tagsüber überschüssigen und dadurch günstigeren Sonnen- und Windstrom aus dem Netz auf , abends oder nachts speisen sie ihn dann einfach wieder ein".

Die Kostenvorteile, die dieses Zwei-Richtungs-Laden für Netzbetreiber und Verbraucher bringen würde, hatten vor dem CWI bereits die Fraunhofer-Institute für Solarenergie-Systeme (ISE) sowie für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag des EU-Interessenverbands Transport & Environment (TE) ausgerechnet und sie hatten in E-Autos als Stromspeicher ein "hohes Sparpotenzial" entdeckt.
 
"Nach deren Zahlen würde durch die umfängliche Nutzung der E-Autos als Stromspeicher im vorteilhaftesten Szenario der Investitionsbedarf ins europäische Energienetz zwischen 2030 und 2040 um mehr als 100 Milliarden Euro sinken", rechnet Herbert Haase vor. Nötig sei dazu einzig und allein ein schneller Umstieg auf Elektrofahrzeuge und die Befähigung wenigstesn der Hälfte aller bis 2030 planmäßig anzuschaffenden E-Autos und Batterielastwagen zur Stromeinspeisung.
 

Überraschende Nebenwirkungen

 
Am, CWI wurden die Zahlen der Fraunhofer-Studie auf Herz und Nieren abgeklopft, um nach dem Umstieg auf die "Vehicle to Grid" (abgekürzt V2G), also Autos, die als Netzspeicher dienen, nicht mit überraschenden Nebenwirkungen konfrontiert zu werden. "Das ist uns ja zuletzt bei den so erwarzungsvoll gestarteten Experimenten mit den Oberleitungs-Lastkraftwagen passiert", schaut Haase selbstkritisch zurück. Niemand habe damals damit gerechnet, dass die Kosten einfach zu hoch sein könnten, nur weil Fahrzeuge und Strecken aufwenig umgerüstet werden mussten 
 
Bei den V2G werde das nicht passieren, ist Herbert Haase sicher. Seien erst wenigstens die Hälfte der von der Bundesregierung vorgeschriebenen 15 Millionen batterieelektrischen Fahrzeugen im Jahr 2030  in der Lage, geladenen Strom auch wieder ins Gesamtnetz einzuspeisen, werde das ein gutes Geschäft für alle sein. 
 
Einerseits könnten wohlhabendere Besitzer von E-Autos und Einfamilienhäusern den in der eigenen Autobatterie gespeicherten Strom im eigenen Haushalt zu nutzen. Andere ohne privaten Immobilienbesitz und eigene Wallbox hingegen hätten die Chance, ihr E-Auto in den besonders stromintensiven Abendstunden zum Energielieferanten werden zu lassen und dafür bei denen zu kassieren, die noch nicht auf Elektroantrieb umgestiegen seien.

Riesige Einsparungen

In Deutschland wären auf diese Weise bei einem Vierpersonenhaushalt Einsparungen von mehr als 700 Euro im Jahr möglich, haben die Studienautoren errechnet. Bei der Einspeisung ins Gesamtnetz kämen etwaige Vergütungen für die Wagenhalter noch obendrauf. Europaweit kommen die Fraunhofer-Institut auf bis zu 22 Milliarden Euro Einsparung im Jahr, auf Deutschland entfielen davon etwa fünf Millarden. 
 
Um an das Geld heranzukommen und diese Einsparungsmöglichkeiten zu aktivieren, sei nicht mehr notwendig als die Anschaffung von etwa sieben Millionen Elektrofahrzeugen. "Eine Investition von etwa 350 Milliarden Euro", umreißt Haase, "aber die zahlt sich aus."

Enorme Stabilisierung

Nach den EU-Zahlen würde Deutschland durch die flächendeckende Verbreitung der Zwei-Richtungs-Technologie immens sparen. Bis zu 4,5 Milliarden Euro im Jahr müsste weniger für Strom bezahlt werden - eine Rendite von fast 1,3 Prozent, auf den sich Bürgerinnen und Bürger schon freuen können. 
 
Wer sich ein E-Auto anschaffe, so Haase, profitiere dadurch doppelt: Er trägt mit seinem mobilen Stromspeicher nicht nur "enorm zur Stabilisierung des Stromsystems bei", wie Bundesklimawirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gelobt hatte. Es klingelt auch bei ihm selbst in der Kasse: Aus 50.000 Euro Investition in ein E-Auto, das bidirektional Fahrzeuge laden kann, werden binnen zehn Jahren fast 57.000 Euro. 
 
Das ist fast halb so viel wie mit einer Bundesanleihe zu erzielen wäre.

4 Kommentare:

  1. Das scheitert an einer simplen, nicht behebbaren Unzulänglichkeit.

    "Allerdings müsste dafür bis 2030 rund die Hälfte aller E-Autos und Batterielastwagen in der Lage sein, den Strom wieder einzuspeisen."

    Aber schön nachgedacht haben sie, die Frauenhofer Hobbynachdenker.

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  2. Rotkäpppchen wollte morgen zur Oma fahren um ihr Wein und Kuchen zu bringen und hat ihr Auto fein aufgeladen. Aber ach, der böse Wolf hat die schönen Kilowattstunden über Nacht wieder rausgezogen. Jetzt schafft sie es nicht ohne Ladestop und kommt zu spät zur Reitstunde.

    ...weit um jährlich bis zu 22 Milliarden Euro sinken - und auch Verbraucher könnten kräftig sparen.
    Ja, wie bei all diesen Ideen. Ahahahahaha.

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  3. TrumpeltierMai 02, 2025

    Ich fahre immer noch meinen Diesel aus dem schlimmen Bj. 88, der ohne strategisch aufwenige Standort-Forschung nach einer dann ohne Gewähr zufällig auch freien Ladesäule des außerdem zur Scheckkarte passenden Anbieters alle paar Kilometer an jeder Tanke innerhalb weniger Minuten auch bar voll betankt werden kann und dank seiner robusten schlichten Technik ohne Zeitgeist-Schnickschnack regelmäßig zuverlässig von A (Absurdistan) nach B (Blödland) tuckert.

    Welcher Weltklima-Rettungsfreak will außerdem eine innerhalb weniger Jahre alternde Batterie auf Rädern für mindestens 30.000 Euro rumstehen haben, weil seit Urzeiten auch über Gutmenschen nachts nun mal keine Sonne scheint und Kollektorstrom liefert.

    Erst denken, dann handeln.

    Leider sind etwa 80% der Michels dazu nicht fähig, denen sogar unser pastoraler Ex-Präsi Gauck inzwischen besorgt die "mentale Schwäche der Deutschen" diagnostiziert hat. Vielleicht sollte man zur Stromgewinnung wieder Handkurbeldynamos nutzen, was zudem der erneut in Mode kommenden Kriegstüchtigkeits-Fitness dienlich wäre.

    Es gibt viel zu tun.
    Warten wir es also irgendwo in einer stürmisch veregneten Pampa beim stundenlangen E-Car-Laden doch einfach meditativ ab.

    Solange genug Saft für die hypnotisch flimmernde Weiter-so-Propaganda-Gotze existiert, ist Buntschland nicht verloren. Und in der nationalen Dunkelflaute-Not klettert der Friese einfach übern Deich, schnappt sich ein paar Kilo Watt, verpackt die und verschickt die als Carepaket an unterbelichtet umher irrende Landsleute ohne diese von Sonne und Wind unabhängige Energiequelle.


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    1. Diesel BJ 88, der hat auch keine Probleme mit Feinstaub. Bei dem kullern bei jedem Startvorgang ein paar Eierkohlen aus dem Endrohr. Wenn nur der Rost beim /8 nicht wäre ...

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