Sonntag, 8. Juni 2025

Vom Himmel ein Brausen: Pfingstwunder zum Opferfest

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Siegeszug eines Kompromissbegriffes: Der Zuckerfest-Gruß Eid Mubarak wünscht Pfingsten ökumenisch mit.
 
Es war der fünfzigste Tag und da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und er erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Zungen wie von Feuer erschienen, die sich verteilten; auf jedem von ihnen ließ sich eine nieder mit einem einzigen Zweck. Sie alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und sie begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab, der wollte, dass die kleine urchristliche Gemeinde in Jerusalem eine Tradition begründete.
 

Respekt, Toleranz, Vielfalt 

Heute heißt sie das Pfingstfest und sie dient dazu, an Respekt, Toleranz und Vielfalt zu erinnern. Pfingsten hat keinen Platz für Ausgrenzung und Diskriminierung, Pfinsten ist das Miteinander geprägt von Austausch und Zusammenhalt. Die einen besuchen Gottesdienste, die anderen schächten ein Schaf. Die einen ziehen als Prozession durchs Dorf, die anderen wünschen allen ein gesegnetes Opferfest. Mancher beschenkt die Kinder und spendet für Bedürftige. Andere sind noch auf großer Pilgerfahrt nach Mekka, der "Haddsch". Und die dritten klagen in Erinnerung an Weihnachten und Ostern: "Pfingsten sind die Geschenke am Geringsten". 

Die Nähe aber, die Gläubige fühlen, ist groß. Nach den Angaben des Koran begab es sich in diesen Tagen, dass Allah seinen Propheten Ibrahim aufforderte, seinen Sohn zu opfern, um die Ernsthaftigkeit seines Glaubens unter Beweis zu stellen. Pfingstlern kommt die Geschichte bekannt vor: In der Bibel (Gen 22,1-19) ist es Abraham, den der Christengott redegewandt wie ein Enkeltrick-Anrufer dazu bringt, seinen Sohn Isaak zu opfern, um die Prüfung seiner Treue zu Gott zu bestehen. 

Im religiösen Wahn

Abraham gehorcht, führt Isaak zum Opferberg und fesselt ihn. Doch Gott, für den alles nur ein Spaß war oder ein Test, um zu sehen, wie weit Menschen im religiösen Wahn zu gehen bereit sind, schickt im letzten Augenblick einen Engel, um ihn vom Mord abzuhalten. Die muslimische Nacherzählung endet ebenso. Hier ist es Ismael, der weiterleben darf. An seiner statt wird ein Tier geschlachtet. 

Der Popularität beider Religionen hat weder das grausame Ansinnen ihres Gottes geschadet, eines misstrauischen Allmächtigen, der kleinlich darauf besteht, von den Seinen blutige Opfer zu erpressen. Noch der Sinneswandel des Allerhöchsten im letzten Augenblick, der von einer tiefsitzenden Menschenverachtung erzählt, kombiniert mit wankelmütiger Entscheidungsschwäche. 

Der neue Pfingstgruß Eid Mubarak 

Vor allem der traditionelle Pfingstgruß "Eid Mubarak", bis vor einigen Jahren ein verbreiteter Festtagsgruß in der islamischen Welt, wird von Jahr zu Jahr beliebter. Der Gruß drückt einerseits den Wunsch aus, dass Allah allen Rechtgläubigen den Gefallen tun möge, ihr hartnäckiges Fasten im gesegneten Monat Ramadan als Ehrfurchtsbeweis anzunehmen. Dort, wo er am häufigsten geben wird, verbindet sich mit ihm aber vor allem die Sehnsucht, als respektvoll, tolerant und vielfältig wahrgenommen zu werden.

Es geht um Akzeptanz, um die mit beiläufiger Unterwerfung geworben wird. Die Reinigung der Schafe,  die Moscheen, gefüllt mit Menschen in festlicher Kleidung – "oft neu gekauft oder liebevoll hergerichtet" (Stern). Die vielen Namen des "Höhepunkt ihrer Religion" (Merkur). Die Feier, "die Glaube, Gemeinschaft und Großzügigkeit miteinander verwebt" und die aufs Blut zerstrittenen Sunniten und Schiiten Jahr für Jahr für ein paar Tage zu Glaubensschwestern und -brüdern macht.

Ökumene im Abendland 

"Eid Mubarak" eignet sich bestens dazu, alle mitzunehmen. Der aus dem Nahen Osten importierte Pfingstgruß ist schon in seiner Bedeutung im besten Sinne ökumenisch, denn übersetzt heißt er religionsgattungsübergreifend "Gesegnetes Fest". Das passt immer, das hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren durchgesetzt. Heute gilt es nicht nur als gesellschaftlicher Konsens, nicht mehr den früher missbrauchten deutschen Begriff "Moslem" zu benutzen, sondern das weltläufige englischsprachige Pendant "Muslim". Sondern auch, statt des Andersglaubende ausschließende "Frohe Pfingsten" oder "Frohes Pfingstfest" lieber "Eid Mubarak" zu wünschen, das jeden mitnehmen will.

Gute Christenmenschen scheuen sich nicht, diesen Umstand klug auszunutzen, um Bande über die Abgründe zu knüpfen, in denen die Überempfindlichen, die Kleinlichen und die ewigen Beckmesser verharren. Die zählen nach, welche offizielle Stelle wem was wünscht und wem nicht. Die schimpfen über Schächtungen, die angebliche Kinderehe des Propheten Mohammed, der die Einführung des Opferfestes während seiner ersten Pilgerfahrt nach Mekka vor 1397 Jahren persönlich verfügt haben soll. 

Pfingsten hat keine Chance 

Doch all das ist vergeblich. In Deutschland wie im gesamten Abendland ist das Zuckerfest, auch Eid al-Adha genannt, nicht nur anerkannt, sondern hochgeschätzt. Es sei "mehr als ein Brauch, es ist eine Einladung zur Selbstbefragung" und es setze "dem Konsum das Teilen entgegen, der Isolation die Gemeinschaft, der Angst das Vertrauen". Alles Dinge, gegen die die "Ausgießung des Geistes über alles Fleisch", die auch als Pfingstwunder der Christen bekannt ist, keine Chance hat.

 

2 Kommentare:

  1. << In Babelsberg (Potsdam) musste ein 54-jähriger Mann seine Zivilcourage teuer bezahlen. Er wurde von drei bislang unbekannten Personen brutal attackiert. Vorausgegangen war sein Versuch, die Gruppe auf eine mutmaßliche Sachbeschädigung aufmerksam zu machen. >>

    Tja, die Doofen werden und werden nicht alle.

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  2. Zuckerfest? Ich dachte, Zucker ist pfui für Mensch und Klima. Aber das gilt vermutlich nur für Leute, die an die EU glauben.

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