Ist der russische Präsident Wladimir Putin schwerkrank? Bleiben ihm nur noch wenige Monate? Leidet er an Krebs? Oder ist es noch schlimmer? Was verbirgt der Kreml und wieso nicht mehr? Sieht man es ihm an oder täuscht der Eindruck? Hat er Angst vor Corona? Oder ist er gar schon lange sein eigener Doppelgänger, gelenkt aus den Hinterzimmern der Macht?
Mit dem Angriff der russischen Truppen auf die Ukraine im Februar 2022 schossen die Spekulationen über den Gesundheitszustand des damals 69-jährigen Despoten noch wilder ins Kraut als zuvor. Putin würde bald sterben, gleich oder in Kürze, spätestens in ein paar Monaten, wussten namenlose Kreml-Insider aus sicherer Quelle. Eine Krebs-OP wollten seine Ärzte noch versuchen, aber viel Hoffnung bleibe nicht, bestätigten Geheimdienstquellen aus Russland, die über die USA in den deutschen Boulevard schwappten.
Rückkehr der Kremlastrologe
Neben dem Krebs wurde Putin auch noch von Parkinson und oder Multipler Sklerose geplagt. Er hatte noch allenfalls zwei Jahre, berichtete RTL. Angeblich könnte er bald tot sein, bestätigte die Kreiszeitung. Und die Frankfurter Rundschau, ein früheres Gewerkschaftsblatt, dessen Radikalisierung seit Jahren beharrlich voranschreitet, schrieb das Tagebuch eines langen Sterbens. Der Potentat fehlte "bei einem wichtigen Hockey-Event". Er ordnete sein Erbe. Die "Tagesschau" bestätigte das Ergebnis umfangreicher Recherchen: Bei Fernsehauftritten trinke Putin schon "aus einer Tasse Medikamente" und "unter dem Tisch würden seine Beine zittern".
Die Kreml-Astrologie, im kalten Krieg ein Metier, in dem sich intelligente und hochgebildete Spezialisten tummelten, kehrte als Spökenkiekerei zurück. Am eifrigsten beteiligten sich Medienhäuser, deren Geschäftsmodell zu einem Gutteil auf Fake News basiert. Das im politischen Berlin garstig als "Reichsnachrichtendienst" verhöhnte SPD-Portal RND etwa wusste nicht nur früh und sehr sicher von Putins Krebserkrankung. Es stand auch notierend daneben, als der 5. März als Starttag "weiteren Chemotherapie" festgelegt wurde.
Geheimnissen auf der Spur
Die würde dem Präsidenten allerdings nur noch wenig nützen, teilte ein Sven Christian Schulz mit, der "Politikwissenschaften, Soziologie, Ökonomie und Theologie in Düsseldorf, Bochum und Melbourne" studiert hatte, um dieser Art Geheimnissen auf die Spur kommen zu können. Sobald Putin von der Chemo geschwächt sei, würden seine internen Gegner ihn entmachten. Generalstabschef Gerassimow beabsichtigten, den Krieg gegen die Ukraine danach zu beenden. "Dazu soll er mit dem Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, geplant haben, den in Russland als „Spezialoperation“ bezeichneten Krieg zu sabotieren und Truppen in den Süden zu verlegen."
So wirr, so schräg, so lange her. Putins letzte Chemo war im Jahr 2023, Putin litt und starb da schon ein Jahr lang oder - zumindest im "Spiegel" - schon mehrere öffentlichkeitswirksam vor sich. Seinen Beinen und seine Händen war es aller paar Monate anzusehen. Der macht es nicht mehr lange und so stand es auch in "geleakten US-Geheimdienstpapiere", die wohlmeinende Kreise dem mächtigen RND bei anderer Gelegenheit zuspielten. Unverkennbar war die Hoffnung der Berichterstatter, dass Putin einfach wegsterben würde und der Krieg in der Ukraine damit endet.
Die biologische Lösung
Eine biologische Lösung, für die die seriöse Medien schon detaillierte Kronfolgepläne bereithielten. Ministerpräsident Michail Mischustin, ein Parteiloser, der früher mal die russische Steuerbehörde geleitet hatte, übernähme dann. Anschließend greife "eine Person aus Russlands politischer Elite, die derzeit wenig an Entscheidungsprozessen beteiligt wird", nach Macht und Amt. Oder eine Person, die von Putin selbst als Nachfolger installiert wurde. Oder es komme "zu einer militärischen Konfrontation Russlands gegenüber dem gesamten Westen".
Die Logik der Ausführungen erscheint nicht ganz klar. Aber durch Putins Wunderheilung blieb das Erwartete bisher ohnehin aus. Gerade erst feierte der Kremlherrscher seinen 73. Geburtstag mit neuen Durchhalteparolen und Siegesmeldungen. Die ehemals akuten Gesundheitsprobleme des Präsidenten waren auf geheimnisvolle Weise aus den Qualitätsmedien verschwunden.
Es schien dem Diktator wieder viel zu gut zu gehen, seit er Jahr nach seinem Tod in Alaska mit federndem Schritt aus einem Flugzeug gesprungen war, um aufrecht und ohne Zitterbeine auf seinen amerikanischen Gastgeber Donald Trump zuzustiefeln, als habe er nie auf dem Totenbett gelegen.
Warten auf den Fährmann
Doch der einzige Grund dafür war offenbar, dass nun Donald Trump es ist, der am Ufer des Hades steht und nur noch auf den fürchterlichen Fährmann wartet. Neuerdings geben die Hände des Präsidenten den politischen Diagnostikern Anlass zur Sorge, Flecke im Gesicht. Seine Beine! Einer Vielzahl an raunenden Berichte ist zu entnehmen, dass wiederum Hoffnung herrscht: Auch mit Donald Trump könnte es in Kürze vorbei sei. Bestenfalls, ehe er auch noch den Friedensnobelpreis dafür bekommt, dass er der deutschen Linken ihren geliebten Nahost-Krieg als Legitimation eines unausrottbaren Judenhasses weggenommen hat. Aus der Diktatur, die zu errichten der 79-Jährige im Begriff ist, würde dann nichts. Schnell könnten Europa und Amerika wieder Freunde werden.
Die klammheimliche Freude ist nicht zu verkennen, die die Texte über die Aussetzer, Schwellungen und mysteriöse Flecken auf der Haut grundiert. "Auch nimmt er offenbar einige Medikamente", kabelte ein US-Korrespondent namens Peter DeThier aufgeregt an die "Morgenpost. Die Frage deshalb: "Baut Trump ab?" Endlich? Soll der Sekt schon kaltgestellt werden?
Putins Schicksal aber darf den 79-Jährigen optimistisch stimmen. Und das seines Vorgänger Joe Buiden erst recht. Dem 46. US-Präsidenten, für ungeübte Augen der im Trio, dem am ehesten ein Zusammenbruch auf offener Bühne zuzutrauen war, gelang es als einzigem der drei Weltpolitiker, niemals mit schweren Erkrankungsnachrichten Schlagzeilen zu machen. Biden stolperte über die Weltbühne, er haspelte sich durch Reden und wirkte bei öffentlichen Auftritten wie ein Aufziehpuppe aus Holz.
Um seine Gesundheit aber, das wurde Woche für Woche neu bekanntgemacht, sei es bestens bestellt. Niemand dürfe sich Sorgen machen. Biden saß "fest im Sattel", attestierte ihm der bekannte ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen noch als er schon vom Pferd gefallen war.
Verglichen mit Putin und Trump war Biden das Musterexemplar eines Präsidenten. Unverwüstlich, nie auch nur angekränkelt, vital und dynamisch. Sein ungelenk wirkender Gang verdankte sich der hohen Spannkraft seines gestählten Körpers, sein roboterhaft wirkender Sprachfluss verriet große Nachdenklichkeit und eine Abneigung gegen schnelle Urteile. Biden hatte nie Flecke auf der Haut, er nahm keine Medikamente, mit seinen Beinen war alles in Ordnung und er litt weder unter Krebs noch Parkinson oder Alzheimer.
>> ehe er auch noch den Friedensnobelpreis dafür bekommt
AntwortenLöschenKlappt wohl auch diesmal nicht. Er hat die falschen Kriege beendet und die falschen geführt.
Es war halt doch eine schöne Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat.
AntwortenLöschen>Biden ... , er nahm keine Medikamente
AntwortenLöschenWenn man den Haarspalter auspackt, ist das vielleicht sogar wahr. Er nahm sie nicht, er hat sie bekommen.
Er hatte aber bestimmt den edelsten und teuersten Chemikalienmix auf dem Menü um ihn senkrecht zu halten.
Hannes Niemeyer, merkur.de:
Trump krank? Foto setzt US-Präsidenten unter Druck – „Pfui, die Leute verdienen Antworten“
Ja Pfui. Was für ein Journalist schreibt solche Schlagzeilen?
Einer, der 'the oldest president ever' mit 'der älteste US-Präsident jemals' übersetzt und dabei deutlich von jeder AI geschlagen werden würde.