Sonntag, 24. August 2008

Keine Gefahr aus Bruno Grönings Kropf

Der stets lesenswerte Berlinpankowblogger macht ja immer wieder den Fehler, draußen im Lande nach dem Rechten zu schauen, statt aufgeregt nachzuplappern, was andere irgengdwo gelesen haben. Bei der Betrachtung von Scientoloy, der Sekte, die seit 40 Jahren nach der Weltherrschaft strebt und es inzwischen immerhin zur Herrschaft über Tom Cruise gebracht hat, stößt er so auf Bruno Gröning, den kropfgeplagten Witwentröster, der seinen Anhängern seit seinem frühen Tod von gerahmten Fotos hinter Glas zuzuzwinkern pflegt. Gröning hat hierzulande mehr Gefolgsleute als Scientology, ist aber dennoch keinem Medium auch nur eine Zeile wert. Liegt es am Fehlen eines sexy Frontmannes wie Cruise? Schmücken sich Spiegelsternwelttazszundco im Falle Scientology nur mit dem großen Namen?

Wieder einmal wird sie ordentlich angeheizt. Die Stimmung gegen und die Angst vor Scientology. Die beiden Experten auf diesem Gebiet haben sich wieder einmal zu einem Buch durchgerungen. Liane von Billerbeck und Frank Nordhausen schreiben seit 1993 über die Sekte. Ihre neue Gesamtdarstellung “Scientology - Wie der Sekten-Konzern die Welt erobern will” soll zeigen, wie “gefährlich die antidemokratische Organisation” nach wie vor ist. Klar, seitdem die amerikanischen Spinner auch in Berlin eine Zentrale haben, muss man wieder Angst haben.

Allerdings sollte man sich einmal die Realität genauer ansehen. Die Jahrmarkt-Stände der Sekte auf Berliner Straßen werden zu 99 Prozent nur noch belächelt. Ihr “Stress-Test” wird maximal noch von Jugendlichen als Mutprobe genutzt. In den Zeitungen spielt Scientology schon lange nur noch in den Meldungsspalten eine Rolle. Wenn überhaupt. Und die Mitgliederzahl in Deutschland wird auf 5.500 geschätzt. Das sind 0,0067 Prozent der Bevölkerung. Huh, das sind aber viele. Aber wenn man einmal Experte ist, muss man eben immer wieder mal ein Buch schreiben.

Jedoch keiner fragt nach Bruno-Gröning. Die Naturheiler-Sekte hat immerhin mehr als doppelt so viele Anhänger (12.000). Oder nach den Zeugen Jehovas? Die bringen es schon auf 190.000 Gläubige. Oder die Mormonen (36.000 Mitglieder), die Vereinigten Apostolischen Gemeinden (30.000), die Neugermanen (25.000)? Alles Sekten, die in der Berichterstattung keine Rolle spielen. Sind ja wahrscheinlich auch harmlos. Aber das ist Scientlogy, zumindest in Deutschland, auch.

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