Samstag, 25. Februar 2012

Merkel und Stalin: Treibriemen aus Menschenfleisch

Bei der Charakterisierung des Stalinismus kann man eine Reihe von typischen Merkmalen anführen, schreibt Alexander Wolkogonow in seinem Buch, das „Stalin“ heißt wie sein Held. Eines von ihnen sei die "Alternativlosigkeit der Entwicklung". Wolkogonows Buch erschien 1989, vom Vorhandensein einer Angela Merkel ahnte der Autor vermutlich nicht einmal etwas.

Und doch trifft seine Stalinismusanalyse in verblüffend vielen Punkten auf die Jetztzeit zu, abzüglich natürlich der blutigen Methoden, mit denen Väterchen Stalin sein Reich regierte. Die Alternativlosigkeit zum Beispiel ist immer noch da, oder wieder. Und auch die Systematik, mit der mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem Tod des roten Potentaten Ämter und Posten besetzt werden, gleich auf ein Haar der, mit der Stalin seinen Willen über Treibriemen aus menschlichem Fleisch bis in den letzten Winkel der Sowjetunion transportierte.

„Eine ganz kleine Clique“, nannte es Hitler später, als er von den Attentätern des 20. Juli sprach. Eine ganz kleine Clique aber war es auch bei Stalin und war es auch bei Hitler und war es bei Kohl und war bei Honecker und ist es bei Merkel, die die Geschicke des Landes lenkt. Demokratie? Ein Nebengeräusch in Zeiten, in denen nicht nur Minister, Staatssekretäre und EU-Kommissare, sondern auch Bundespräsidenten in den abgeschotteten Kungelrunden einer halben Busbesatzung von Multifunktionären ausgeschachert werden. Erich Honecker trennte sich während seiner fast 20 Jahre währenden Herrschaftszeit nur von Konrad Naumann, neu in seinen von Vorgänger Ulbricht übernommenen Führungskreis nahm er Schabowski und Krenz auf, das reichte.

Stalin wechselte seine zwei, höchstens drei Dutzend unmittelbaren Handlanger dreimal. Als erstes war da die Leninsche Garde, die er schnell abschaffte. Dann kamen Nachrücker wie Jeschow und Jegorow. Und schließlich ließ er auch die töten und umgab sich nocheinmal mit einer neuen Generation von Genossen wie Schdanow und Berija. Molotow und Woroschilow überlebten alle drei Phasen und am Ende sogar ihren Herren.

Was muss es sie gekostet haben? Was kostete es Albert Speer, im immerzu nur schrumpfenden inneren Kreis um Hitler wie alle Paladine erst diese, adann aber auch noch jede und noch diese Aufgabe zu übernehmen? Multittalentiertheit der führenden Figuren – sie ist ein ebenso imposantes Indiz für Totalitarismus wie die scheinbare Alternativlosigkeit jeder Entscheidung des Mannes oder der Frau an der Spitze: Weil die Führungsclique aus Gründen des Machterhaltes nach der Phase der Beseitigung aller innerparteilichen Gegner abgeschottet wird, wie es bei Hitler nach Röhm und dem England-Flug von Hess geschah, müssen die vorhandenen Kräfte immer breiter aufgestellt werden. Denn nur ihnen darf der Führer, der in der Mitte steht und die Linie vorgibt, wirklich vertrauen, denn sie haben bewiesen, dass sie Machtteilhabe wollen, nicht aber wirkliche Macht.

Bei Merkel war der Punkt erreicht, als Merz und Koch abgeschossen, Seehofer befriedet und Wulff verbeamtet worden war. Seitdem marschiert die eiserne Kanzlerin in einen Trichter aus abnehmenden Verschiebemöglichkeiten: Von der Multifunktionalität des innersten Kreises zeugen vielfältige Rochaden wie die des Innenministers auf den Finanzminuisterstuhl, die der Arbeitsministerin, die nun Familie macht, die des Innenministers, der sich um Verteidigung kümmert, und die des Gesundheitsministers, der in Wirtschaft macht.

Doch die Kraft ist weg, die Sorge vor dem Machtverlust durch Teilung der Macht hat zur Auszehrung der Macht geführt. Schon als ein Zentralbanker für Europa gesucht wurde, konnte Merkel nur auf einen mit allen Wassern gewaschenen SPD-Mann zurückgreifen. Und als es dann um die Nachfolge von Altbundespräsident Wulff ging, zeigte sich ihr ganzes personalpolitisches Elend: Sie hatte niemanden mehr in der Hinterhand. Keinen Trumpf. Ja, nicht einmal noch eine Lusche.

Personalpolitik aber ist Regieren, wie Wolkogonow in seiner Annäherung an Stalin ausführt. Wer die Kader stellt, bestimmt die Richtung, wer die Karrieren gründet, wird in Loyalität bezahlt. Der russische Revolutionär Georgi Walentinowitsch Plechanow, der die bolschewistische Revolution aus nächster Nähe erlebte, bemerkte schon bald nach der Übernahme der Macht, wohin der Hase lief. „Das ZK kassiert alle elemente, die mit ihm unzufrieden sind, setzt überall seine Kreaturen ein, und nachdem es alle komitees mit seinen Kreaturen aufgefüllt hat, sichert es sich eine untergebene Mehrheit auf den Parteitagen“, schrieb er. Auf diese Weise werde es in der Partei bald weder eine Mehrheit noch eine Minderheit geben: „Weil sich bei uns das Ideal des persischen Schahs verwirklichen wird.“

7 Kommentare:

  1. Während wir aber wissen, daß Wahlen in der Sowjetunion nur ein gigantischer Betrug waren, sind Wahlen, die das Vertrauen in die Bundeskanzlerin und ihren Regierungskurs machvoll zum Ausdruck bringen, eine wirkliche Manifestation wahrer Volksdemokratie. Daß das Volk in großen Teilen daheim bleibt, liegt eben an dem Vertrauen in den bewährten Kurs der Führerin Europas und der Bevölkerung Deutschlands.

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  2. Plechanow hätte besser die Klappe gehalten. Vielleicht wäre es dann ein paar Jahre älter geworden.

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  3. Geldadel im Untergang ist doch auch keine schlechte Vorstellung.
    Und wer hätte es schon früher gewagt, aus dem Bundeskanzleramt eine Filiale der Deutschen Bank zu machen.

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  4. Interessanter Vergleich. Hut ab!

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  5. "Und wer hätte es schon früher gewagt, aus dem Bundeskanzleramt eine Filiale der Deutschen Bank zu machen." (?)

    Schröder, Fischer, Trittin ?

    Unter deren Führung haben deutsche STAATSbanken zig Mrd. in die multikulturelle Kriegsgesellschaft der USA versenken dürfen.

    ... und wurde ein bißchen Krieg zugunsten ihrer us-amerikan. Freunde gespielt.

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  6. @calimero: greift vielleicht etwas kurz, aber was solls. wenn man parallelen sieht, darf man sie auch nennen

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