Mittwoch, 8. Februar 2012

Wulff-Monate bei PPQ: Der Bargeld-Präsident


Er gab den Menschen ein Beispiel und zeigte dem Volk in Zeiten der Finanzkrise, dass er die Möglichkeiten der modernen Technik nutzt und ihnen vertraut. Keine Angst vor dem Bankrun! Bundespräsident Christian Wulff, so teilte sein Anwalt Lehr Anfang des Jahres mit, nutze "für alle privaten Ausgaben ausschließlich die Kreditkarte der Lufthansa" (Zitat).

So ist das. Keine EC-Karte. Keine Überweisungen. Keine anonymen Bundesbank-Schecks. Kein Bargeld.

Eine grundehrliche Auskunft, an der jetzt jedoch Zweifel aufgetaucht sind. Diesmal geht es um einen Urlaub auf Sylt, den ein Unternehmer, mit dem Wulff garantiert "keine geschäftlichen, privaten oder gar politischen Beziehungen" verbindet (Kurt Beck), dem "Big, Bad Wulff"‎ (Wall Street Journal) im Jahr 2007 für den damaligen niedersächsischen Ministerpräsident verauslagt hatte, der seinerzeit auch den Ehrentitel "Krawattenmann des Jahres" trug. Nachdem die ersten Journalistenanfragen zu den Urlaubsaufenthalten des ersten Mannes im Staate kursierten, erschien der Unternehmer dann persönlich im betreffenden Hotel, um "alle existierenden Unterlagen darüber an sich zu bringen", wie die "Bild"-Zeitung berichtet.

Es geht um Summen, die Staunen machen. Wulff übernachtete vom 31. Oktober bis zum 3. November 2007 im Sylter Hotel "Stadt Hamburg", er ließ wie stets die Suite nehmen, die pro Nacht 258 Euro kostet. "Die Organisation des Aufenthalts erfolgte durch Herrn Groenewold", erklärte Wulffs Anwalt Gernot Lehr nach Bekanntwerden des Ausfluges, "Herr Groenewold hatte die Hotelkosten verauslagt. Herr Wulff erstattete Herrn Groenewold die verauslagten Kosten des Aufenthalts in den Räumlichkeiten des Hotels Stadt Hamburg." Die Zahlung sei "in bar" erfolgt.

Hier nun verwickelt sich der Bundespräsident, der seit Monaten überwiegend mit der Stimme des Anwaltes zu seinem Volke spricht, zum ersten Mal in seiner seit zwei Monaten laufenden Doku-Soap "Wulff - Ein Mann stolpert seinen Weg" in einen wirklich ernsten, im Diesseits nicht mehr sinnvoll auflösbaren Widerspruch. Denn einmal muss gelogen sein: Entweder, die Zahlung für das Hotelzimmer ist "in bar" erfolgt - bei 774 Euro sicher kein Problem, da ein Bundespräsident von Format immer ein paar Hunderter einstecken hat.

Dann aber wäre ja Wulffs Behauptung, er nutze "für alle privaten Ausgaben ausschließlich die Kreditkarte der Lufthansa" falsch. Oder es ist andersherum: Er hat die 774 Euro tatsächlich in bar "erstattet". Dann aber benutzt er eben doch nicht "ausschließlich die Kreditkarte der Lufthansa" für "alle privaten Ausgaben", sondern genehmigt sich gelegentlich Ausnahmen, von denen er bisher öffentlich erklären lassen hat, es gebe sich nicht.

Der kanns besser: Mein Dackel Präsident

Wulff-Wochen bei PPQ: Eine neue Lüge ist wie ein neues Leben

15 Kommentare:

  1. Da dem alles egal ist, ist ihm auch das egal.
    Gruß Gerald

    AntwortenLöschen
  2. Können wir Wulff nicht im Rahmen der Entwicklungshilfe einer Bananenrepublik schenken!

    AntwortenLöschen
  3. aber herold, kleines karo, wo es hinpasst!

    und sag mir wo, wenn nicht hier

    wer so doof ist, kategorisch von sich behaupten zu lassen, er bestreite alle seine ausgaben ausschließlich mit hilfe seiner lufthansa-kreditkarte, obwohl er doch hätte sagen können "viele" oder "eine ganze menge" oder "die meisten", dem gehört seine verlogenheit unter die nase gerieben, bis es ihm selbst stinkt

    so, das war natürlich eine reine meinungsäußerung, die sich - das muss man ja heute im zusammenhang mit den ehrenschutzgesetzen immer klarstellen - in allerkeinsterweise auf den bundespräsidenten beziehen. der hat jeden ehrenschutz verdient

    AntwortenLöschen
  4. Ein Landesvater ist niemals ganz privat. Vielleicht hat er im Hotel sogar mit einem Lokalpolitiker oder einem interessierten Bürger über Politik geredet. Das war somit rein technisch keine völlig private Ausgabe und durfte gemäß seiner eigenen strengen Richtlinie in ca$h b€zahlt werden. Ruf wiedermal gerettet!

    AntwortenLöschen
  5. der stern gerade - ohne den widerspruch zu den aussagen mit dem "zahlt alles mit kreditkarte" zu bemerken:

    Ein Bündel Scheine

    Das ist kein besonders freundliches Urteil über einen Mann, der Wulff das Leben offenbar gerne erleichterte. Groenewold hatte dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten nicht nur die Kosten für die Sylt-Sause im November 2007 vorgestreckt (Kosten: 774 Euro), sondern auch die Miete von dessen Sylter Ferienwohnung im August 2008 (Kosten: 1540 Euro) sowie das Honorar für ein Kindermädchen im Luxushotel "Bayerischer Hof" (Kosten 110 Euro). Laut Anwalt Lehr zahlte Wulff diese Ausgaben in allen Fällen stehenden Fußes zurück - bar. Angst vor Dieben hatte Wulff offenbar nie, dafür aber immer ein Bündel Scheine in der Tasche.

    AntwortenLöschen
  6. Tja Politiker dürfen in bar bezahlen. Bei den anderen will man das verbieten (und hat es teilweise schon) siehe Schweden oder Italien. Ein Schelm der Böses dabei denkt....

    AntwortenLöschen
  7. Mit seinem guten Namen kann er ja nicht bezahlt haben.

    AntwortenLöschen
  8. hat er aber behauptet. sogar, dass er das ausschließlich tut, selbst beim brotkaufen sozusagen

    AntwortenLöschen
  9. Waffen - SS in Afghanistan :

    http://news.bbcimg.co.uk/media/images/58417000/jpg/_58417129_58417007.jpg


    stückweittraurigundbetroffen :-)

    VRIL

    AntwortenLöschen
  10. Nicht mal ein Handy konnte sich Wulff leisten.
    Deutsche MP werden halt bescheiden bezahlt!

    AntwortenLöschen
  11. http://news.bbcimg.co.uk/media/images/58417000/jpg/_58417129_58417007.jpg

    Ein sogenannter Rhunning Gag

    AntwortenLöschen
  12. Titanic:
    Da hast Du vor Gericht die Offenlegung des Wulffschen Kreditgebarens erstritten – und was geschieht? Die Bild schnappt Dir nicht nur die Erstveröffentlichung weg, sondern hält auch gemeinsam mit ihren neuen Lakaien von der FAZ und den scheinheiligen Mitläufern der Süddeutschen (Eigenwerbung: »Sprengkraft bekam Wulffs Telefonat erst nach der Berichterstattung der SZ«) den Skandal am Kochen. Und während die Bild dank ihrer geschickten Kampagne sich gar als staatstragender Aufklärer gerieren kann, stehst Du, Spiegel, mit Deinem Titel »Der falsche Präsident« und der Folgeberichterstattung als das da, was Du entgegen Deinem Selbstbild die meiste Zeit Deiner Existenz warst: ein irrelevantes Meinungsblättchen.

    Aber mit Infotainment-Titeln à la Focus (»Wo die klugen Deutschen leben«) und Befindlichkeitsstorys à la Stern (»Lebenskunst Optimismus«) hast Du Dich ja ganz gut in Deinem Schattendasein eingerichtet.

    Glückwunsch!

    AntwortenLöschen
  13. ja, das mit dem handy. aber 2006? war das nicht die zeit, als es keine handys gab? wegen des umzuges von nokia nach rumänien? da musste er wohl das vom groenewold nehmen

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.