Sonntag, 21. April 2013

Prantl liest PPQ


"Ein europäischer Traum" hieß es damals, im goldenen September 2011 hier bei PPQ, einem ganz und gar der Rettung des gemeinsamen Friedensprojektes gewidmeten Privattagebuch. Es ging um "mehr Europa", eine Idee, die seinerzeit gerade in aller Munde war, und um weniger Demokratie und Rechtsstaatlichkeit als Weg dorthin. "Ein Volk, eine Reich, ein Europa, regiert mit Notverordnungen und Verboten", so beschrieb PPQ die Vision vom "europäischen Traum" der Eliten, die zuweilen wirken, als seien sie tatsächlich dabei, den ominösen Hades-Plan Punkt für Punkt abzuarbeiten.

Wer sehen wollte, konnte sehen, was kommt. Heribert Prantl allerdings, der bei der Süddeutschen Zeitung, wollte ja nicht. Prantl hat seinerzeit vielmehr damit zu tun, das allein politischen Notwendigkeiten gehorchende Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu Euro-Rettung als "Kraftspritze für das Parlament" zu loben. Der Bundestag dürfe nun "frei von Fremdbestimmung" seitens der Organe der EU und anderer EU-Mitgliedsstaaten seine Entscheidungen treffen und dauerhaft "Herr seiner Entschlüsse" bleiben, urteilt Heribert Prantl, losgelöst von realem politischen Wirken, in dem der, der die Pistole hat, den, der sie nicht hat, natürlich immer dazu bringen kann "frei von Fremdbestimmung" zu tun, was er will.

18 Monate danach ist das nicht nur Jungen Welt aufgefallen, sondern auch dem alten Meinungsfuchs Prantl, der bislang ein zuverlässiger Prediger europäischer Solidarität war, egal, was es kostet. In einem neuen Aufsatz repetiert der Edel-Kolumnist nun, was er damals bei PPQ gelesen hat: "Europa, eine Art Notverordnungs-Demokratie" entdeckt der Euro-Experte nun angesichts einer Zypern-Rettung, die zuerst einem Putsch gegen europäische Rechtsgrundlagen glich, nun aber auch deutlich macht, dass das kraftgespritze Parlament ein Papiertiger ist, der "nur noch nicken" (Prantl) kann, wenn ihm die Regierung einen bereits unterzeichneten Vertrag zur Rettung von irgendwem auf irgendweine Weise vorlegt.

Dabei, klagt er, gebe es "einen "Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union", der sei "geltendes Recht". Ungeachtet dessen aber sei es in der Staaten- und EU-Praxis inzwischen so, "dass nicht die Arbeitsweise dem Vertrag, sondern der Vertrag der Arbeitsweise angepasst wird". Jede Rettungsaktion schaffe sich ihr Recht. Heribert Prantl, der Entschuldiger, Begründer und Beschwichtiger, ist verstört: "Das ist nicht recht", nörgelt er, denn "der Euro ist wichtig; aber das Wichtigste sind Recht und Demokratie".

5 Kommentare:

  1. Der 'Edel- Kolumnist' scheint mir eher der Salonkommunist der Prantl- Prawda zu sein- anders ist seine Liaison mit der einschlägig vorbelasteten Franziska Augstein schließlich nicht zu erklären...

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  2. Also das Prantl PPQ liest kann ich verstehen. Das PPQ Prantl liest kann ich nur bewundern. Ich schaffe es einfach nicht. Ich wünsche mir jetzt, dass Prantl sich endlich schützend vor Theodor-Heuss-Preis- und Hosenlatzträger und Euro-Parlament NIchtskönner-Rekordhalter Cohn-Bendit stellt. Das würde ich lesen!!!
    Die arme FAZ musste übrigens heute einen Bericht über die Heuss-Preisverleihung an Cohn Bendit wegen Ekelstorms rausnehmen und (man glaubt es kaum ) durch einen noch katastrophaleren (von einem Herrn Füller) ersetzen. Zitat: „Es ist der weiche, der moralische Dany, der gerade auftritt.“ Prantls Küchenfreund Voskuhle hat seine Laudatio abgesagt. Jetzt ist ein Originalartikel von Prantl gefragt! Bitte Prantl! Jetzt nicht kneifen! Erklär mir das Grüne und den Hosenlatz und den Euro!

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  3. Das ist doch die bekannte Masche: Vor der politischen Entscheidung muß von Schnitzler den Aufbau von Selbstschußanlagen rechtfertigen; nach der Entscheidung muß wieder die Rolle des konzilianten aber durchaus kritischen Journalisten übernommen werden.

    Man darf nicht vergessen, daß die Süddeutsche die linksliberalen Leser abfangen muß.

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  4. Naja, es ist doe eigentlich ehrenvoll, wenn es sogar irgendwann bei Herrn Prantel klingelt; nur, warum sollte man irgendetwas von jemandem lesen, bei dem der Groschen so endlos lange braucht?

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  5. Naja, es ist doe eigentlich ehrenvoll, wenn es sogar irgendwann bei Herrn Prantel klingelt; nur, warum sollte man irgendetwas von jemandem lesen, bei dem der Groschen so endlos lange braucht?

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