Freitag, 8. August 2014

Haareschneiden auf Spanisch

Erst der Haircut für private Kleinsparer in Zypern, nun die Sparersteuer in Spanien – im Kampf gegen die längste Finanzkrise der modernen Wirtschaftsgeschichte hat das immer noch unter einer gigantischen Schuldenlast stöhnende Spanien eine neue Vermögenssteuer eingeführt. Danach müssen künftig alle Besitzer von Sparguthaben eine Zwangsabgabe entrichten, die nicht nach entstandenen Zinsgewinnen, sondern auch der Substanz zu zahlen ist. Damit will die Regierung erreichen, dass die Sparer für das Staatsdefizit aufkommen.

Der Beschluss wurde gefällt, während Volk die Fußballweltmeisterschaft verfolgte. Und weil die sogenannte „Einlagensteuer“ zu Beginn nur 0,03 Prozent beträgt, gab es auch keinen großen Aufschrei: Ein Besitzer von 100.000 Euro zahlt schließlich gerechnet über 70 Jahre nur rund 2000 Euro.

Allerdings startete in Deutschland einst auch die Umsatzsteuer mit einem Prozentsatz von 0,5 Prozent. Das war im Jahr 1918, seitdem stieg sie auf 19 Prozent - eine Verachtundreißigfachung in nicht ganz 100 Jahren, wobei der größte Schwung am Ende kam: Noch 1968 hatte der Satz nur zehn Prozent betragen.

Heute steht die Umsatzsteuer, von Politikern mit Marxscher Vorbildung gern „Mehrwertsteuer“ genannt, für fast 200 Milliarden Staatseinnahmen – eine Verdreizehnfachung seit Ende der 60er Jahre. Spanien rechnet vorerst mit nicht mehr als 400 Millionen Steuereinnahmen aus der neuen Sparer-Strafsteuer, schon eine Erhöhung auf den ehemaligen Eingangssatz der Umsatzsteuer aber würde die Quelle schon mit 4,5 Milliarden im Jahr sprudeln lassen.

Spätestens dann wäre die Vermögensbesteuerung aus der Substanz auch in Deutschland wieder ein Thema: Eine alljährliche Belastung deutscher Sparguthaben mit 0,5 Prozent der der Masse brächte jährlich 23,5 Milliarden Euro und würde ein Rückführung der deutschen Staatsschulden auf Null binnen nicht einmal hundert Jahren rein rechnerisch möglich machen.

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