Medien übernehmen im Krieg eine wichtige Rolle: Sie orientieren das Publikum darüber, wer gut und wer böse ist. |
Auf einmal waren sie da, die "Schergen", die "Gefangenen ihrer Ideologie" und die "Monster". Ob in ernsthaften Nachrichtensendungen oder halbseidenen Kleinstpostillen verwandelte sich die Sprache fast über Nacht. Überall wimmelte es von "Putins Schergen", von seiner "Soldateska", von Kriegsverbrechen und brutaler, weil "sinnloser Gewalt".
An der Ostfront lagen die Dinge einfacher als im Südosten, wo Menschen nach Tagen zu verdursten begannen. Internationale Gerichte verhängten hier wie dort symbolische Haftbefehle. Wie im Einzelnen mit der Vollstreckung verfahren werden würde, beschäftigt Völkerrechtler allerdings nur in einem Fall.
Wenn Interessen zählen
Recht ist, wenn Gleiches gleich behandelt wird. Krieg ist, wenn Blut dicker als Wasser wird und gemeinsame Interessen mehr zählen als gemeinsame Werte. Das erste Opfer im Krieg, hat die "Zeit" vor mehr als einem Jahrzehnt eine überaus populäre Binse zitiert, sei immer die Wahrheit. Aber das stimmt nicht. Das erste Opfer im Krieg ist immer der gesunde Menschenverstand: Wehen die Fahnen, begibt sich der Verstand in die Trompete. Und Sprache wird in einem Maße zur Waffe, dass sie bald nur noch als Karikatur erkennbar ist.
Die Leitmedien verbiegen sie, um die Öffentlichkeit von ihrer Sicht der Dinge zu überzeugen. Das ist nicht schwer zu durchschauen, denn wer in Zeitungsartikeln und Fernsehbeiträgen täglich mit Begriffen wie "Schergen", "Despot", "Faschist" oder "Postfaschist" bombardiert wird, fühlt sich über kurz oder lang in ein absurdes Theaterstück versetzt, in dem durch schamlose Übertreibung versucht wird, eine Botschaft zu überbringen, dem mitdenkenden Publikum aber zugleich zu signalisieren, dass das Ganze natürlich nur eine Farce ist.
Die Leitmedien verbiegen sie, um die Öffentlichkeit von ihrer Sicht der Dinge zu überzeugen. Das ist nicht schwer zu durchschauen, denn wer in Zeitungsartikeln und Fernsehbeiträgen täglich mit Begriffen wie "Schergen", "Despot", "Faschist" oder "Postfaschist" bombardiert wird, fühlt sich über kurz oder lang in ein absurdes Theaterstück versetzt, in dem durch schamlose Übertreibung versucht wird, eine Botschaft zu überbringen, dem mitdenkenden Publikum aber zugleich zu signalisieren, dass das Ganze natürlich nur eine Farce ist.
Die Aufgabe des Popanz
Hat der Popanz seine Aufgabe erfüllt, verschwindet er rückstandslos im Arsenal. Donald Trump etwa war genau bis zum Wahltag ein "Faschist". Putin wird keinen Tag länger als bis zum Friedensschluss einer sein. Die Geschichte lehrt: Die deutsche Nazi-Partei NPD war genau bis zu dem Vormittag gefährlich, wichtig und folglich Hauptgegner aller anständigen Menschen, an dem das Bundesverfassungsgericht ein Verbot der Partei wegen deren erwiesener Belanglosigkeit ablehnte. Diesen Todesstoß überlebte sie nicht.
Je ernster die Sprecher klingen und je häufiger die Kommentatoren inflationös von "Schlächtern" und "Massakern" und "Völkermord" und "purem Faschismus" schwärmen, desto unwirklicher wird die Szenerie. Begriffe werden, da liegt die „Zeit“ richtig, übernommen, ohne ihren wirklichen Sinn zu hinterfragen. Hauptsache ein Superlativ, Hauptsache das größte Kaliber. Bumm!
Je ernster die Sprecher klingen und je häufiger die Kommentatoren inflationös von "Schlächtern" und "Massakern" und "Völkermord" und "purem Faschismus" schwärmen, desto unwirklicher wird die Szenerie. Begriffe werden, da liegt die „Zeit“ richtig, übernommen, ohne ihren wirklichen Sinn zu hinterfragen. Hauptsache ein Superlativ, Hauptsache das größte Kaliber. Bumm!
Worte als Wegweiser
Das fängt schon an, ehe der Krieg losgetreten wird. Wer eben noch Partner war, Kreml-Herr oder Präsident seines Landes, wird nach und nach zum Autokraten, Despoten und Diktator. Seine Soldaten werden zu "Schergen“, seine Mitarbeiter zu Helfershelfern und seine Unterstützer zu "russophilen Trollen".
Das Wort "entmenscht" taucht gelegentlich auf und es ist ernstgemeint, eine „entmenschte Soldateska“ (Bild) ist „grausame Realität“ (Zeit) und der Gegner leidet selbstverständlich unter "wahnhaftem Wirklichkeitsverlust" (Spiegel), er ist jemandem "hörig" oder aus grausamsten Beweggründen unwillig, eine "humanitäre Katastrophe abzuwenden".
Wer der verbalen Mobilmachung zuhört oder sie mitliest, fühlt sich wie in einem Kinderbuch gefangen. "Grausame Kämpfer" (Zeit) gibt es hier, "mörderische Angriffe" und "gewissenlose Söldner". Immer werden Kinder auf Spielplätzen ermordet, aber immer nur von einer Seite. Immer ist irgendwer "blutrünstig" und unterwegs, "sinnlose Gewalt" auszuüben. Die Bösen greifen Krankenhäuser an, sie zerstören Wohnungen von Zivilisten und harmlose Heizhäuser. Die Guten verteidigen Kranke, Alte und Kinder.
Das Wort "entmenscht" taucht gelegentlich auf und es ist ernstgemeint, eine „entmenschte Soldateska“ (Bild) ist „grausame Realität“ (Zeit) und der Gegner leidet selbstverständlich unter "wahnhaftem Wirklichkeitsverlust" (Spiegel), er ist jemandem "hörig" oder aus grausamsten Beweggründen unwillig, eine "humanitäre Katastrophe abzuwenden".
Wer der verbalen Mobilmachung zuhört oder sie mitliest, fühlt sich wie in einem Kinderbuch gefangen. "Grausame Kämpfer" (Zeit) gibt es hier, "mörderische Angriffe" und "gewissenlose Söldner". Immer werden Kinder auf Spielplätzen ermordet, aber immer nur von einer Seite. Immer ist irgendwer "blutrünstig" und unterwegs, "sinnlose Gewalt" auszuüben. Die Bösen greifen Krankenhäuser an, sie zerstören Wohnungen von Zivilisten und harmlose Heizhäuser. Die Guten verteidigen Kranke, Alte und Kinder.
Holzschnitt als Kriegsdoku
So sieht es aus. Der Holzschnitt als Kriegsdoku. War es im Kinderbuch die böse Hexe, ist es hier „das böse Wort Krieg“ (Zeit). Die sprachliche Eskalation allerdings nähert sich jeweils mit ganz großen Schritten ihrem Grenznutzen: Wenn erst Milizen zu Aufständischen, dann zu islamischen Stammeskriegern und dann zu Radikalislamisten oder Rebellen zu "Separatisten", zu "Prorussen“ und dann zu blutgierigen Banditen geworden sind, bleibt nur noch eine Steigerung: Nazis hier, Faschisten dort. Godwins Law im wahren Sterben. Und Ende.
re Godwins law : ginge es nach "Zeit" & Co. müssten wir auf einem Naiplaneten leben der komplett von Nazis beherrscht wird .
AntwortenLöschender Sepp
es muss natürlich "Naziplanet" (tm) heißen .
AntwortenLöschender Sepp
Aber all dieser Bemühungen zum Trotz lässt sich in Russland bisher niemand zu einem „Volks“-Aufstand gegen den „Machthaber“ anstifen.
AntwortenLöschenDas muss überaus ärgerlich sein.
re Anonym : warum sollten die Russen mit Putin unzufrieden sein ?
AntwortenLöschenEs geht den Russen heute deutlich besser als noch vor wenigen Jahren - es gibt inzwischen gute Arbeitsplätze , es wird auch weniger gesoffen als noch vor 20 Jahren und jeder Russe kann sich eine Datsche mit Gemüsegarten kaufen . Abgesehen davon sind die Waffengesetze in der Förderation relativ liberal - wer will kann im Wald herumballern und das ist für mich der ultimative Indikator für Freiheit .
( Mein Geschäftspartner hat ein G3 mit Zielfernrohr , wir waren irgendwo südlich von Moskau und haben dort auf schwarze Schaufensterpuppen geballert , danach ging es in die Sauna und dann in die Disko ) mehr Urlaub geht nicht .
der Sepp
Jeder, der es will, sollte um zu verstehen was mittels der Sprache abgeht, Viktor Klemperer "LTI" lesen und sich darin eindenken - es hilft, zu verstehen, was hier mit uns ALLEN gemacht wird und wie ein großer Teil seit fast 70 Jahren verblödet wird (BILD Dir unsere Meinug - oder wie war der Werbespruch?)
AntwortenLöschenPfui Deibel nochmal und immer wieder!
Demokratie geht anders als das was hier abgeht!
Klemperer, Salcia Landmann, Werfel, Feuchtwanger, Ernest Bornemann, Wilhelm Reich usw. habe ich in die blaue Tonne getan, nachdem mehrere Antiquariate sie nicht geschenkt haben wollten (warum wohl?). Bei Karl Kraus zaudere ich ja noch. ---
AntwortenLöschenEr hat den Messie in sich überwunden - H.H. über den Reichsprotektor - leicht abgewandelt.
Vielleicht eine der besten Einordnungen, die ich bisher gelesen habe (abseits der moralischen und ethischen Bewertung des russischen Überfalls): https://www.nzz.ch/international/john-mearsheimer-ich-haette-dasselbe-getan-wie-putin-ich-haette-die-ukraine-sogar-noch-frueher-ueberfallen-ld.1882659
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