Freitag, 6. Februar 2015

Der Schwätzer, der Kokser, der Kinderbildsammler

Ein Kaleidoskop der politischen Klasse wird entblättert, ein Gesellschaftsbild, das direkt aufsetzt auf die Skizze, die von Guttenberg, Annette Schavan und Silvana Koch-Mehrin seinerzeit gezeichnet haben. Das neue Schmierenstück im Staatstheater erzählt von einem Schwätzer, einer Kokser, einem Vertuscher und einem Kinderbildschänder, vor allem aber erzählt es vom Verfall der Sitten inmitten einer politischen Klasse, die sich selbst für eine Elite hält, für die Recht und Gesetz nicht gilt.

Noch tagt der Untersuchungsausschuss in Berlin, das Ergebnis seiner Ermittlungen aber ist schon zu sehen: Ein Bundestagsabgeordneter, als oberster Untersuchungsbeauftragter des größten Nazi-Mordkomplotts seit 1945 erfolgreich und damit berufen, die höchsten Weihen einer Ministerkarriere zu empfangen, beschäftigt sich privat mit dem Sammeln von Knabenfotos und Nacktfilmchen mit Kindern. Eher zufällig fliegt er auf, doch es gelingt, die Ermittlungen gegen ihn noch fast zwei Jahre auf die lange Bank zu schieben.

Kaum aber ist die Aufklärungsarbeit im NSU-Untersuchungsausschuss restlos gelungen, ohne dass irgendeine störende neue Erkenntnis ans Tageslicht kam, tuschelt sich die Pornosache herum. Der BKA-Chef erzählt es dem Minister, der Minister dem Vorsitzenden der konkurrierenden Partei, der seinem Stellvertreter und seinem Fraktionschef. Vertraulich, natürlich, höchstvertraulich. Die Kanzlerin erfährt nichts, weil sie niemals nichts weiß, was ihr hinterher schaden könnte. Aber ansonsten berichtet es der Schwätzer allen, die es noch nicht gewusst haben.

Darunter auch einem treuen Genossen, der ein kleines Rauschgiftproblem hat. Naheliegend, den – obwohl ausgewiesener Antipode des Pornokollegen - als Kontaktmann zum Kinderbildsammler zu nehmen. Der Schwätzer hat den Crystal-Kokser in der Hand, der lässt sich nun notgedrungen vom Vertuscher auf dem Laufenden halten. Die Parteiführung hat ihm versprochen, die Rauschgiftgeschichte später gesittet bekanntzumachen und ihm seinen Bundestagssitz zu lassen.

Sie spielen tiefer Staat hinter den Kulissen, es ist wie in einem miesen Mafiafilm. Erpressung, Begünstigung, Verdunklung.

Als das Licht angeht, viele Monate später, zeigt der Kinderbildschänder der Reihe rum auf alle. Aber der Vertuscher ist gerade in den Ruhestand verschwunden, umwunden mit Kränzen, weil er so ein großer Ermittler war. Der Schwätzer dagegen weiß von nichts mehr. Und der Kokser schweigt um sein Leben.

2 Kommentare:

  1. Ganz schlimm ist das!
    Diejenigen,die das veröffentlicht haben, müssen bestraft werden!
    Sowas allen bekannt zu machen, ist widerlich und menschenverachtend!
    Die Reporter und die beteiligten Medien müssen in ihre Schranken verwesen werden!

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  2. Letztlich geht es nur um die Frage, ob man beim Einknicken des NSU-Ausschusses vor der Exekutive Ende 2012 nachhalf.

    Ob da eine Erpressung lief. Es sind sogar die Namen in Umlauf, wer da erpresste.

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