Dienstag, 27. Februar 2018

Wir Weltbüger: Deutschland wird nicht mehr gebraucht

Heimat ist, wo Recht die Freiheit sichert - das muss nicht Deutschland sein.
Alle gießen ihre Wurzeln, schreiben "Heimat" groß und möchten mitbestimmen, wie der "irreale Sehnsuchtsort" (Die Zeit) modern verstanden werden muss, wo sich das alte „hämatli“ (gotisch haim-oÞli) nur noch für schlichte Gemüter eignet.

Heiko Maas, dem Minister, der in den letzten Jahren energisch wie kein zweiter am Grundgesetz gesägt hat, geht es da natürlich "nicht um verkitschte Vergangenheit, sondern um unsere Zukunft", wie er in einem "Spiegel"-Text schreibt, der wohl als Bewerbungsschreiben für einen der begehrten Ministerposten in der nächsten GroKo zu verstehen ist. Merkels bisheriger Möbel-Minister möchte "Heimat" nicht "Konservativen und Rechtspopulisten" überlassen. Er hat "eine andere Vorstellung von Heimat": Sie ist "mehr als bloß Folklore" erstmal. Und außerdem: Heimat werde für ihn durch gemeinsame Werte bestimmt, nicht durch Herkunft oder Hautfarbe.

Das ist ein weitgefasster, ein, so Maas, moderner Heimatbegriff. Er kennt kein "ortsverbundenes Pathos" (Maas), er ist wurzellos, ein metropolischer Tumbleweed, den es von Stadt zu Stadt weht und der dabei immer in seiner Heimat bleibt, , den Kreisen, die sind wie er, flughafenerfahren, mehrsprachig, bargeldlos, von sicherem Modegeschmack und ohne Kassenbrille.

Maas, der Weltbürger, sieht Heimat überall dort, "wo das Recht die Freiheit sichert". Es gibt kein Haus als Heimat bei ihm, keine Straße, kein Feld, keinen Geruch, keine Familie, kein Treppenhaus, keinen Spielplatz, Sportplatz, keine Kneipe, kein Möbelstück und keine Stadt, keine Kindheitsfreunde, kein Fußballklub, kein Trachtenfest, keine Erinnerungen, die winzige Flecken auf der Weltkarte zu etwas Besonderem veredeln. Heimat soll, so will es der Sozialdemokrat, eine Theorie sein, ausschließlich geprägt "von Ideen und Überzeugungen, die uns verbinden und die grenzenlos sein können".

Wer "uns" ist? Offenbar alle Menschen, denn Heimat ist für Maas eine freischwebende Vorstellung, "dass Kinder in Frieden aufwachsen, dass alle ihre Meinung frei sagen können, dass niemand Willkür fürchten muss, dass Reichtum gerecht verteilt wird". Das kann nun überall passieren, in Australien, den USA, der Schweiz, Österreich, den übrigen EU-Staaten, auch in Kanada und Japan vielleicht, wo "jede und jeder nach seiner Façon selig werden kann und Rechte und Chancen nicht vom vermeintlich richtigen Glauben abhängen". Deutschland braucht es dazu nicht, nicht einmal für die Deutschen.

Jedenfalls nicht für Heiko Maas. Heimat, eigentlich logisch in einem Land, in dem eine in Hamburg geborene Frau als "Ostdeutsche" durchgeht, ist bei ihm wie bei Aydan Özoguz, der scheidenden Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, ein Willensakt, das Bekenntnis zu einem Wunsch und dessen Erfüllung durch Gedankenkraft. Nicht die Heimat sucht sich den Menschen, nein, der Mensch sucht sich seine Heimat. Wer sie hat, wo er sie lieber nicht haben wollen würde, der sucht sich eine neue, am besten ohne Stadt, Land, Fluss. Der Tumbleweed weht weiter, der Schwabe wird Schwede, der Sachse Angelsachse und der Chemnitzer verwandelt sich in einen Chinesen.

"Verfassungspatriotismus ist die schönste Form von Heimatliebe", empfiehlt Heiko Maas, benannt nach einem Fluss, der Frankreich, Belgien und die Niederlande durchfließt, aber aus seiner Sicht ebensogut chilenisch, ägyptisch oder balinesisch sein könnte.

Nicht auf die Gegend kommt es an, denn das Chamäleon nimmt die Farbe jeder Umgebung an. "Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität - diese Werte verbinden seit jeher Menschen über Grenzen hinweg und unabhängig von Vaterland oder Muttersprache", weiß Maas. Wer auf der Suche nach der Kraft sei, "die unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhält", muss deshalb nicht auf ein Zusammengehörigkeitsgefühl schauen, das in jahrhundertealter gemeinsamer Geschichte, in Prägung durch eine gemeinsame Kultur und in einem durch alte Sitten ähnlich geprägten Temperament wurzelt. Sondern "auf unsere Verfassung schauen", wie Maas mahnt: Dort stehe, flunkert der Mann, der immerhin noch als Justizminister amtiert, dass "Deutschsein nichts mit Biologie zu tun" habe.

Artikel 116 kann er nicht meinen, auch das Abstammungsrecht, nach dem die Bundesrepublik das Deutschsein antragslos nur an Kinder von Deutschen verteilt, ist wohl nicht gemeint. Heiko Maas erklärt sich auch hier nicht weiter, er ist auf Schwurbelkurs ins Traumland der Tumbleweed-Welt, wo pathetische Parolen jeden vernünftigen Gedanken ersetzen: "Meine Heimat ist dort, wo das Recht die Freiheit sichert" und "zu meiner Heimat gehören auch das Grundgesetz und die Vielfalt".

Merke: Heimat ist nicht, wo sich jemand frei fühlen kann, sondern Heimat ist, "wo das Recht die Freiheit sichert". Heimat Maasscher Prägung ist zudem, wo etwas dazugehört, dabei kann das, wozu etwas gehören könnte, auch ausschließlich aus einem Buch und dem Dazugehörenden bestehen, wobei man das Buch auch nicht gelesen haben muss.

Seine Heimat beschreibt Maas wie einen orientalischen Basar. "Die Vielfalt der Herkünfte und der Hautfarben, der Religionen und der Lebensstile" schwärmt er. Das sei Heimat. Japan, die Mongolei, China, Mexiko, Polen, Rumänien, Bulgarien, Vietnam oder Kuba können nach dieser Logik niemandes Heimat sein.

Dann noch mal die Behauptung, dass das Grundgesetz "Deutschsein" nicht biologisch definiere, weil das schließlich erst so richtig krass im Bundesvertriebenengesetz geschieht, nach dem "deutscher Volkszugehöriger" eine Person ist, "die sich zum deutschen Volkstum bekannt hat, sofern dieses Bekenntnis durch bestimmte Merkmale wie Abstammung, Sprache, Erziehung, Kultur bestätigt wird". Und dann Auschwitz und die Klage über den Begriff "Bio-Deutscher", mit dem "70 Jahre nach Auschwitz der Rassismus verharmlosend in unsere Sprache" zurückkehre. Wo ausgerechnet das Grundgesetz doch immer auf Rasse gesetzt hatte.

4 Kommentare:

  1. WälldmaistärrFebruar 27, 2018

    Sobald ein Volk in seiner dekadenten Degeneration auf die Schnapsdrosselidee kommt, ihre lange Kulturgeschichte in einem "Heimatmuseum" auszustellen wie Saurierknochen, muss man davon ausgehen, dass diese "Heimat" längst tot ist.

    Über den Grund dafür kann man spekulieren, aber für mich liegt es an der grenzenlosen Dummheit der demokratisch entscheidenden Wählermassen. Überwiegend triebgesteuerte Nacktaffen mit einem insektenschwarmintelligenten IQ, der sie kollektiv zwar ihren Weg zum Fressnapf finden lässt, darüber hinaus jedoch von so vielfältiger Einfalt beseelt sind, dass jeder höhere Gedanke sie massiv verunsichert. Leicht manipulierbares und ausbeutbares Herdennutzvieh wie aus dem Züchterbuche.

    Wir bewundern die Alten Römer für ihr Staats- und Rechtswesen, und doch hatten dort nur wenige Rechte! Viele waren Sklaven, die nach Lust und Laune gehandelt werden konnten wie Tiere und bei geringsten Verfehlungen mit drakonischen Strafen gefoltert wurden. Wir aber stehen staunend vorm Colosseum und sehen nur die Architektur. Die Gemetzel darin werden ausgeblendet, obwohl außer Brot barbarische "Spiele" der Kern der altrömischen Gesellschaft waren.

    Ok, wir veranstalten in unseren Arenen keine öffentlichen Massenschlachtungen von Menschen zur Belustigung anderer Menschen mehr, aber sind wir evolutionär denn wirklich nennenswert voran gekommen? Bis auf wenige helle Köpfe nicht, und die gab es zu allen Epochen. Die Massenmensch jedoch ist eine geistesarme Kreatur geblieben.

    Sorry, Leute, aber eure "Normalität" ist für mich nur Primitivität.

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  2. „….grenzenlosen Dummheit der demokratisch entscheidenden Wählermassen…..“.

    Heftig erpicht darauf ist ergo unsere Demokratur (das „freiheitlichste System auf deutschem Boden“, hahaha), dass Die Sedierung und Chloroformierung des Pöfels bzgl. realer Probleme und Bedrohungen, bzw. Echauffage und Hyperventilation über daher halluzinierte und delirierte, erschröckliche Popanze schön stationär und stabil weiter läuft. -

    Tagtäglich müssen also dem Pöfel adäquate Mantras infundiert, quasireligiöse Rituale zelebriert, Pawlow-Konditionierungs-Kampagnen lanciert werden, dass ihm nur seine Diskurshoheiten und Dressureliten Erlösung von dem erschröcklichen, namenlosen Ungemach bringen können. –
    Ihrer „natürlichen“ Halbwertszeit gemäss, überlappen diese Horror-Disneyland-Hypen zwar, lösen sich ihre Maxima indes in schöner Regelmäßigkeit ab. – Manche sind „Eintagsfliegen, andere eher „Dauerbrenner“. – Zu nennen wären u. A. „Ozon-Löcher“, „ÄIDS-Pandemie“ (die bis Ende der 90er ganz DE entvölkert habe sollte), „Großes Wald-Sterben“, „Hühner/Schweine/Vogel-Grippen“, „SARS/EHEC/BSE-Epidemien“, „Acryl-Amid in Pommes“ und heute, unsere herzallerliebstes aus allen Sprachrohren tönende „Klimaaa-Katastrophööö“, (neuerdings zu „Klimaaa-Wandel“ camoufliert, da die Konnotation „Katastrophööö“ nach Jahren ihres Ausbleibens selbst für die dreistesten Lügner nicht mehr „adäquat“ erscheint.)
    Kurzum, das Paradigma lautet: Dem Hirnvollwaschbären-Volk (BRD-lern) kräftig am „Dschörmän-Angst“-Hebel ziehen, und besonders perfide, selbst harmloseste und den falschen Diagnosen/Prognosen krass widersprechende Phänomene als besonders tückisch camouflierte Indizien FÜR ihre „Matrix-Schtories“ umzulügen.

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  3. Carl GustafFebruar 27, 2018

    Leider ein in Deutschland bislang wenig reflektiertes Thema: https://www.project-syndicate.org/commentary/double-threat-to-liberal-democracy-by-dani-rodrik-2018-02/german

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  4. Heimat ist dort, wo Menschen leben, mit denen ich mehr Natürliches gemeinsam habe, als mit anderen Menschen in deren jeweiliger Heimat.
    Das andere, die Stadt, das Land, der Fluss, das ist Zuhause.

    Mit "Freiheit" meint er schon wieder seine Freiheit, Anderen etwas verbieten zu können.

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